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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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[eigene Anmerkung: jungen] Geschichte so grundfremd sind.« 880 Ich bin<br />

jetzt nicht in der Lage, mich auf den Weg zu machen, konkreten Antworten<br />

auf diese Frage näher zu kommen.<br />

Das Wirken des Phänomens Engel ist jedoch genauso wie viele andere<br />

religiöse Phänomene gerade im wirtschaftlichen Alltag deutlich zu spüren –<br />

wenn auch als Abklatsch. Im Leitartikel der «Wirtschaftswoche» zu<br />

Weihnachten 2001 – man ist versucht zu sagen: nach dem 881 11. September<br />

2001 – formulierte Stefan Baron unter Bezug auf das einschlägige Zitat von<br />

Adam Smith: »Die Bäcker, Brauer und Fleischer mit ihren egoistischen<br />

Motiven sind die Engel des Alltags. Sie sind bessere Vorbilder als die<br />

Weihnachtsengel, denen wir doch immer nur kurz und vergeblich nacheifern.«<br />

882 Der Begriff „nacheifern“ zeigt, was insgesamt dringender fehlt als<br />

banale Effizienz: Persönliche Haltung, die aus innerer Bewußtheit entsteht.<br />

Jedes nacheifern, sei es nun den Weihnachtsengeln, den Bäckern, Bauern<br />

und Fleischern, sei es den Helden des Sports, den Helden des Managements<br />

oder (Berater-)Gurus muß irgendwann scheitern. Meist wird man ohnehin<br />

nur den Bildern nacheifern, die man von Vorbildern hat und nicht den<br />

Vorbildern selbst – vgl. Abschnitt I –, anstatt dem zu folgen, was in einem<br />

selbst an Möglichkeiten und Grenzen angelegt ist. Im Bild von Stephan<br />

Baron formuliert ist zudem darauf zu achten, daß aus „Engeln“ nicht<br />

„gefallene Engel“ werden. 883<br />

880 Sheldrake 1997, S. 198 ff.<br />

881 Es ist der Tag der Anschläge in den USA auf das World Trade Center und das Pentagon mit<br />

gekaperten Passagierflugzeugen gemeint.<br />

882 Baron 2001, S. 5<br />

883 Die Bemerkung „gefallene Engel“ ist auf rationaler Ebene kurz zu erklären. Baron übersieht<br />

viererlei:<br />

1. Die Theorie des sozialen Mitgefühls, die Adam Smith ebenfalls geschrieben und gelebt hat.<br />

2. Die vergleichsweise geringe technische Macht des Menschen, die regionalen und<br />

berufsständischen Beschränkungen der Märkte und die weniger fortgeschrittene<br />

Säkularisierung zu Zeiten von Adam Smith begrenzte auch die negativen Folgen einer<br />

antiethischen Haltung und ihrer Schattenseiten. Beschränkungen sind Voraussetzung für das<br />

Leben von menschlichen Grundhaltungen im Praktischen. Allmachtphantasien und in unserem<br />

Fall das Nahekommen an technische Allmacht rufen auch den Schatten der Selbstzerstörung in<br />

den Vordergrund. Starker Egoismus, der mit maximaler Macht zusammenkommt, führt bei<br />

nicht mehr funktionierenden individuellen und/oder gesellschaftlichen<br />

Begrenzungs„mechanismen“ genau dorthin. »Freiheit heißt nicht Egoismus, Wettbewerb ist<br />

nicht gleichbedeutend mit Rücksichtslosigkeit, Leistung heißt nicht Ausbeutung. Nicht die<br />

Effizienz des Marktprinzips ist moralisch verdächtig, sondern die Abwesenheit von Effizienz.<br />

Denn sie bedeutet Verschwendung natürlicher und menschlicher Ressourcen.« (Baron 2001, S.<br />

5) Bis auf einen Punkt stimme ich Baron hier zu. Das real existierende Marktprinzip hat sich<br />

im Handeln der Akteure bis heute an wesentlichen Stellen auch als ineffizient erwiesen, wenn<br />

sie eben doch simplem Egoismus anhängen. Unzählige Menschen entbehren weltweit der<br />

Erfüllung ihrer grundlegenden materiellen Bedürfnisse und der praktischen Anerkennung ihrer<br />

Menschenwürde. Die Gerechtigkeit, die Baron fordert, ist noch nicht annähernd verwirklicht.<br />

Das gilt in zunehmenden Maße schon innerhalb der industrialisierten Welt nicht und erst recht<br />

nicht global: »Sozial handeln nicht nur Sozialstaat und Hilfsorganisationen. Soziales Verhalten<br />

heißt vor allem, Verantwortung zu übernehmen für sich selbst und der Gesellschaft nicht zur<br />

Last zu fallen. Sozial sind somit nicht nur staatliche Umverteilung oder wohltätige<br />

(Weihnachts-)Spenden zu Gunsten der Zukurzgekommenen. Mindestens ebenso gut, auch<br />

moralisch, ist es, schon bei der Einkommensentstehung für soziale Ergebnisse zu sorgen: durch

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