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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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126<br />

Art zusammen, wie heutzutage oft mit Geld umgegangen wird und die das<br />

Fließen der wirtschaftlichen Prozesse zunehmend gefährdet.<br />

Paradoxerweise und natürlicherweise verliert Sexualität in diesen<br />

Lebenszusammenhängen ihre elementare Vitalität 366 . Sie stellt der<br />

Arbeitssucht eine mögliche Betäubungsstrategie – für zuviel oder zuwenig<br />

Arbeit – in der „Freizeit“ zur Seite.<br />

Geld, das zum Mammon gemacht wird, verdrängt jegliche Qualität in dem<br />

Sinne, daß es den Unterschied zwischen Wünschenswertem und nicht<br />

Wünschenswertem zugunsten des Begehrten für das Alltagsbewußtsein<br />

unsichtbar macht. Bewußt gelebte Ethik degeneriert so zur banalen<br />

Monetik. Ist Geld Mammon, macht es in diesem Sinn den Menschen zum<br />

blind Getriebenen, zum Zwangsneurotiker. Damit hebt sich der Begriff der<br />

4. Wiese charakterisiert gnadenlos verallgemeinernd im «Handelsblatt» das Verhältnis von<br />

Aktionären zu ihren Aktieninvestments als »one night stand«. (Vgl. Wiese 1999, S. 16.) Jeder<br />

Mensch muß, wenn er nur überleben will, auch anderes im Sinn haben, als Aktienkurse. Die<br />

durchschnittlichen Haltedauern von Aktieninvestments sind zwar tatsächlich je nach Segment<br />

um ca. 65% bis 75 % von 1990 bis 1999 gefallen, aber nach wie vor deutlich länger als 12<br />

Stunden (Vgl. Mitchell 2002, S. 14.) Der durchschnittliche Anleger gestaltet seine<br />

Anlagedauern also immer noch klüger, als Wiese voraussetzt. – Mir war der Begriff »one night<br />

stand« bis dahin nur als realitätsfernes Potenzgeprotze von Männern mit Neigung zu kurzen<br />

und körperbetonten Lebensabschnitts„partnerschaften“ geläufig – one night „stand“. Daytrader<br />

sollen „es“ (u.a. das Halten von Aktieninvestments) regelmäßig deutlich kürzer und nur in<br />

Ausnahmefällen bis zum nächsten Frühstück aushalten. Analysen nach der kritisierten Machart<br />

und Haltung produzieren und spiegeln nur Angst (vor Verlust oder verpaßtem Gewinn),<br />

hektische Betriebsamkeit und ungesunden Streß, wenn man ihnen Glauben schenkt und sich<br />

anpaßt – auf dem Börsenparkett, im „sonstigen“ Berufsleben wie auch im Privatleben – self<br />

fulfilling prophecy. (Vgl. vertiefend Mitchell 2002, S. 194 ff.)<br />

5. Die Einführung des mittlerweile „verschiedenen“ Internetfinanzportals der Deutschen Bank<br />

moneyshelf.de wurde mit folgender Frage werblich eingeführt: »Wie vermehrt sich eigentlich<br />

Geld?«. Die Antwort in Form eines technisch perfekt manipulierten Photos zeigte<br />

„elektrotechnisch“ formuliert zwei in Reihe geschaltete Hirsche auf einer Rehkuh beim<br />

Gruppensex. Die „Antwort“ war insofern nicht abwegig, als in den damaligen Boomzeiten der<br />

Börse Geldgeilheit den Blick für viele Schichten von Realität getrübt hat und Voraussetzung<br />

für die Spekulationsblase und deren Platzen gewesen ist. Es wurde so deutlich, daß es in jeder<br />

Hinsicht klüger ist, sich nicht überall blind dranzuhängen, wo (Lust-)Gewinn „versprochen“<br />

wird, egal ob die Maxime „Geldmaximierung“ oder noch archaischer geartet ist.<br />

6. In einer TV-Werbung für deutsche Sparkassen in 2001 führte ultimativer Reichtum dazu, daß<br />

man sich zu den materiellen Insignien des Reichtums (»mein Haus, mein Auto, mein Boot…«)<br />

auch noch eine jung-knackige Pferdepflegerin kaufen kann. (Vgl. S. 122, Fußnote 355.)<br />

7. Die gefloppte Sendung «Multimillionär» (RTL II/Deutschland) wurde 2001 in Printmedien<br />

ganzseitig mit einem jungen etwas farblosen und „bestgekleideten“ Dandy auf dem Rücksitz<br />

einer Limousine beworben. Neben ihm sitzt ein goldfarben lackiertes weibliches Wesen (der<br />

Pokal des Siegers?), das außer einem Diamantring und einem spärlichen goldfarbenen Slip –<br />

den man mit kontraststeigernder Lupe suchen muß, um das Bild richtig zu beschreiben – keine<br />

Bekleidung trägt.<br />

Unmittelbar an Mamma und Mammon schließt sich das ausbreitende Phänomen bestimmter<br />

„Schönheits“operationen an. Das künstliche Aufblasen der nahrungsschenkenden und Mutterliebe<br />

spendenden Organe zum Silicon Valley (der zweiten Art) verbreitet sich zunehmend. Die<br />

unersättliche und süchtige Haltung erhält so einen weiteren materiellen Ausdruck. Bitterernst ist<br />

die Tatsache, daß schwedische Ärzte bei solcherart operierten Frauen »erwartungsgemäß« ein<br />

dreifach vergrößertes Selbstmordrisiko ausgemacht haben – der Operationswunsch allein schon<br />

sei häufig Hinweis auf psychische Probleme. (vgl. dpa 2003.)<br />

366 Die zunehmenden Schwierigkeiten der natürlichen Fortpflanzung und der natürlichen Ernährung<br />

von Säuglingen an der Mutterbrust können durch immer mehr Technik nur funktionell mit<br />

körperlichen und seelischen „Neben“wirkungen ausgeglichen werden.<br />

Das Lied «Taler, Taler, du mußt wanden» zeigt die Notwendigkeit des Gebens, des Loslassens<br />

und der Weitergabe für Geld genauso deutlich, wie die Blutmetapher des Geldes, wie sie<br />

Samuelson benutzt hat. Aus Stauungen und Hortungen folgt in diesen Metaphern der Tod.

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