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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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604<br />

Verbindung stehen, die in ihren Realisationen zumeist in eigen(un)artiger<br />

Weise miteinander verwoben sind:<br />

1. Projektionen eigener (unbewußter) Seeleninhalte in die „Außen“welt,<br />

2. Grundmuster menschlicher Begegnung und Entwicklung,<br />

3. Geistig-spirituelle Realitäten. 1421<br />

Um sie einigermaßen verstehen zu können, müssen Märchen und Mythen<br />

jedoch nicht nur intellektuell durchdacht, sondern vor allem in ihrer<br />

Bildersprache mit der Lebensrealität des Betrachters zusammengesehen<br />

werden. Erst dann werden sie lebendig und wichtig. Sie können<br />

menschliche Realitäten von Biographie, Schicksal, inneren Kämpfen und<br />

Krisen verdeutlichen, indem sie diese in die Bildersprache eines Schauspiels<br />

übertragen. Diese Übertragungen führen zu Gegebenheiten und Konstellationen,<br />

die dem materialistischen Tagesbewußtsein als sinnleere und<br />

flüchtende Phantasie, Halluzination oder bestenfalls als unterhaltsame<br />

Illusion anmuten müssen. Eine Prüfung der Seele wird im Ortswechsel zum<br />

Kampf des Helden gegen den Drachen, sie wird zum Gehen der Kinder in<br />

den Wald, wo tödliche Gefahr lauert, oder sie wird zum Kampf eines<br />

schwarzen gegen einen weißen Ritter. Nach dem Bestehen des Abenteuers<br />

sind die Protagonisten unwiderruflich verwandelt und einen Schritt der<br />

Reifung gegangen. Dieses Prinzip der Reifung teilen Prozesse von<br />

Entwicklung von Persönlichkeit und individuellem Bewußtsein genauso wie<br />

Prozesse von Bewußtseins- und Organisationsentwicklung.<br />

1421 Die in Form von Aquarellen und Gedanken durch Udalrike Hamelmann imaginativ verarbeitete<br />

und erweiterte Ausgabe von Goethes «Märchen» veranschaulicht die Aspekte meiner Aufzählung<br />

für den modernen Leser. »Der Schatten des Riesen verkörpert die dunkle Seite des Menschen.<br />

Der Schatten – nicht der Riese – handelt böse. Während das Licht […] in den unterschiedlichsten<br />

Variationen den positiven Fortlauf der Geschichte vorantreibt, bringt der Schatten Bedrohung.<br />

Doch Licht und Schatten gehören zusammen.« (Hamelmann 1994, S. 37) »Das Motiv des Lichtes<br />

bestimmt das Märchen. Alle Figuren stehen in Beziehung zu jeweils anderen Seinsformen des<br />

Lichtes, gemeinsam ist allen die visionäre Kraft des Lichtes. Licht bedeutet Wissen,<br />

„Erleuchtung“.« (Itten zitiert nach Hamelmann 1994, S. 17, aus: Itten 1980, S. 85) »Die Irrlichter<br />

sind vollgestopft mit unstrukturiertem Wissen ohne Erkenntnis von Zusammenhängen, das sie in<br />

Form von Gold vergeuden, nicht sinnvoll anwenden können.« (Hamelmann 1994, S. 17) »…die<br />

schöne Lilie als Lichtsymbol in ihrem herrlichem Garten. Licht versinnbildlicht die<br />

Erkenntnisform des rationalen, diskursiven Denkens. In dieser Einseitigkeit existierend, bedarf<br />

auch die schöne Lilie der Erlösung. […] Lebendiges, das sie berührt, stirbt.« (Hamelmann 1994,<br />

S. 47) »Während sie [die Schlange] in der Genesis in Verbindung mit dem Baum der Erkenntnis<br />

das Böse symbolisiert, ist sie hier Sinnbild ständiger Erneuerungskraft und ewigen Lebens.«<br />

(Hamelmann 1994, S. 19) »Übernatürlich leuchtende Blumen haben in vielen<br />

Paradiesvorstellungen ihren Platz: Lotosblumen im Hinduismus und Buddhismus, Rosen und<br />

Lilien in der christlichen Vorstellung. „Der Gartenbau hat … einen seiner Ursprünge in der<br />

Jenseitswelt der Antipoden der Psyche.“« (Hamelmann 1994, S. 55; das Zitat zum Gartenbau hat<br />

Hamelmann aus Aldous Huxley, Himmel und Hölle, München 1970, S. 72 entnommen) »Der<br />

junge Mann ist aus Liebe zur schönen Lilie bereit, die erworbenen Zeichen seiner königlichen<br />

Macht und Würde abzulegen. Sein Individuationsprozeß beginnt mit der Überquerung des<br />

Flusses.« (Hamelmann 1994, S. 39) »Die Lilie verkörpert in der Alchemie das weibliche Prinzip.<br />

[…] In der Verkündigung wird der Erzengel Gabriel mit der Lilie dargestellt, um die Vereinigung<br />

von Himmel und Erde zu verdeutlichen.« (Hamelmann 1994, S. 45)

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