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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Heute wird er wohl mehr strapaziert, als in seinen Tiefendimensionen<br />

erkannt und angenommen. Sportlern und Managern wird oft nachgesagt, sie<br />

seien wie Phönix aus der Asche wiedergekehrt, wobei die sichtbare Qualität<br />

des Auferstehens sich oft auf das »ganz der Alte sein« oder das in den alten<br />

Dimensionen »besser als zuvor sein« beschränkt. 1286<br />

Im Kern beinhaltet der Phönix-Mythos jedoch nicht die Wiederherstellung,<br />

Stärkung oder Vergrößerung des Gewesenen. Es geht vielmehr um das<br />

Verbrennen des Phönix ins Dunkel der Asche und das erneute Aufstehen<br />

und die Neuformung desselben ins Licht. Phönix ist damit mit Tod und<br />

Auferstehung, Licht und Schatten, Wandlung und Verwandlung sowie<br />

Erneuerung und Kontinuität verbunden. Damit ist das Wesentliche des<br />

Strebens des Menschen überhaupt angesprochen. Soweit es zurückzuverfolgen<br />

und mir bekannt ist, hat es im Zentrum von allen religiösen Systemen<br />

genauso wie im Zentrum der modernen Astrophysik Ausdruck und<br />

Heimatorte gefunden. Phönix erscheint so als Archetypus von Gott, Mensch<br />

und kosmischer Entwicklung sowie der Einbindung und Einweihung des<br />

Menschen in diese Prinzipien. 1287<br />

1286 Clutterbuck et al. unterstellen programmatisch als Grund für den »Phönix-Faktor« einen<br />

Managementfehler. (Vgl. Clutterbuck et al. 1990, S. vii ff.) Sie schreiben über Träume, die sich<br />

über Nacht in Alpträume verwandeln, über schillernde Führungsfiguren, die Unternehmen in<br />

Katastrophen führen und Prozesse, die manchmal zum Aufstieg aus der Asche führen. Damit<br />

personalisieren und profanisieren sie in gewisser Weise Wandlungsprozesse. Es kann je nach<br />

Lage genauso Ausdruck von Managementfehlern sein, eine Organisation von der Realisierung<br />

einer Wandlungskrise abzuhalten, wie Krisen entstehen zu lassen. Diese Erkenntnis macht die<br />

beliebten Schuldzuweisungen gelegentlich schwierig.<br />

1287 Der Phönix-Mythos ist der mythische Dreh- und Angelpunkt des Bandes «Schöpferische<br />

Mythologie» der «Masken Gottes» von Joseph Campbell. Der Mythos wird nicht nur in einem<br />

eigenen Kapitel in wie ich meine einzigartiger Weise bearbeitet, sondern literarisch in den<br />

«Masken Gottes» insgesamt verlebendigt. Der hier besprochene Band verwandelt die Struktur des<br />

klassischen Schemas eines Initiationsprozesses von drei hin zu vier Schritten: «Teil Eins: Der alte<br />

Weinstock»; «Teil Zwei: Das wüste Land»; «Teil Drei: Der Weg und das Leben»; «Teil Vier:<br />

Neuer Wein» (Campbell 1996, Inhaltsverzeichnis.) Ein solcher Initiationsprozeß, welcher Art er<br />

auch immer ist, erhellt vorher individuell im Dunkeln Liegendes. Initiation führt im besten<br />

(Ausnahme-)fall zur spirituellen Einweihung. Campbell schließt seine «Masken Gottes» ab mit:<br />

»Und wie in jeder der hier nachgezeichneten Geschichten wird in diesem lebensschaffenden<br />

Abenteuer das Kriterium der glücklichen Vollendung der Mut sein, die Vergangenheit mit ihren<br />

Wahrheiten, ihren Zielen, ihren dogmatisch festgelegten «Bedeutungen» und ihren Gaben<br />

loszulassen: Der Welt zu sterben und von innen heraus neugeboren zu werden.« Diesem<br />

Anspruch entspricht die Tatsache, daß der Initiationsprozeß in der Lesart Campbells nicht mehr<br />

dreischrittig sondern vierstufig verläuft, so wie Wolfgang Pauli verdeutlicht und konkretisiert hat,<br />

daß mit dem Übergang von der mechanistischen Physik Newtons zur unkonkreten und<br />

unanschaulichen Physik der Quantenwelt der Übergang von der Zahl drei zu vier anstand und<br />

heute realisiert ist. (Zum Zahlenübergang im Weltbild Paulis vgl. Fischer 2000, S. 43 ff.)<br />

In der Lesart des Brockhaus ist der Phönx-Mythos auf die ägyptische Mythologie<br />

zurückzuführen. Er war zu dieser Zeit die Verkörperung des Sonnengottes und hat sich in vielen<br />

Abwandlungen bis zur Geburt Christi erhalten. Im 1. Jh. n. Chr. erfuhr der Phönix-Mythos eine<br />

„Umdeutung“, die sich bis heute erhalten hat. Der Phönix-Mythos wurde zum Mythos von Tod<br />

und Auferstehung und der Unsterblichkeit der Seele. Er ist damit unmittelbar mit dem<br />

Gründungsmysterium des Christentums verbunden. [Vgl. Becker 1992, S. 227 f.; Brockhaus Bd.<br />

17, S. 114; Kirschbaum 1971, S. 431. Zur Entwicklung des Phönix von der ägyptischen Kultur<br />

zur Zeit der Pharaonen-Dynastien über die griechische Kultur bis heute vgl. Helck et al. 1982, S.<br />

1030 ff. Eine vielseitige Einführung in den Phönix-Mythos findet sich bei Schöpf 1992. Die

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