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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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wie schädlich, nicht nur unter gläubigen Rationalisten. Wer hat keinen<br />

Anteil daran? Verliert das Werten und Urteilen die Achtung, den Respekt<br />

und die Liebe, wird es dann nicht zum verurteilen, aburteilen, moralisieren<br />

und damit unmenschlich und doch wieder zu einer sinnvollen Aufforderung<br />

zur Selbsttranszendenz? Manches wird erst in der Rückschau klar.<br />

Dafür, daß alles Sinn hat, steht Viktor Frankl. Gerhard Wehr zählt Viktor<br />

Frankl zu den «Gründergestalten der Psychoanalyse», die ein eigenes Profil<br />

entwickelt haben. Der in der individuellen Person und Gestalt sich<br />

offenbarende »Wille zum Sinn« ist das »Lebensthema« des psychologischen<br />

Denkens und Handelns von Viktor Frankl. Er leistete mit der Entwicklung<br />

und Begründung der Logotherapie einen nicht zu überschätzenden Beitrag<br />

zur »Überwindung einer einseitig trieborientierten Analyse« und zur<br />

»Rehumanisierung der Seelenheilkunde«. 1459 Mir versagen mit einer stillen<br />

Verneigung vor menschlicher Größe letztlich die Worte davor, daß Frankl<br />

als Überlebender des Vernichtungslagers Auschwitz diesen Teil seiner<br />

Existenz als Einweihungserlebnis verarbeitet. »Die eigentlich menschlichen<br />

Urvermögen der Selbsttranszendenz und Selbstdistanzierung, wie ich sie in<br />

den letzten Jahren so sehr unterstreiche und betone, wurden im Konzentrationslager<br />

existentiell verifiziert und validiert.« 1460 »Und was das Schicksal<br />

[…] anlangt, so gibt es nach Frankls Erfahrung und Überzeugung – auch<br />

und gerade nach Auschwitz – keine Lebenssituation, die wirklich sinnlos<br />

wäre.« 1461 »Dies ist darauf zurückzuführen, daß die scheinbar negativen<br />

Seiten der menschlichen Existenz, insbesondere jene tragische Trias, zu der<br />

sich Leid, Schuld und Tod zusammenfügen, auch in etwas Positives, in eine<br />

Leistung gestaltet werden können, wenn ihnen nur mit der rechten Haltung<br />

und Einstellung begegnet wird.« 1462<br />

Angesichts von Viktor Frankl, Martin Bonhoeffer und Oskar Schindler kann<br />

der Druck von Aktionären, Daten, „Fakten“, Genen, Konkurrenz, Nachbarn,<br />

Technik usw. einen Teil von Verantwortungslosigkeit und Nachgeben<br />

gegenüber äußerem (inneren?) Druck erklären. Als Rechtfertigung und Ent-<br />

Schuldigung taugt solcher Druck nicht. Wenn diese drei Herren eine andere<br />

Wahl hatten, dann hat jeder von uns heute eine unendlich leichtere Wahl<br />

und niemand ist objektiv gezwungen; subjektiv mancher doch – bis er/sie<br />

einen anderen Weg bahnt; jeden Tag neu, und wissend, daß ich versäumte,<br />

hier die Biographie einer Frau zu skizzieren.<br />

1459 Vgl. Wehr 1996. S. 206, S. 208.<br />

1460 Frankl zitiert nach Wehr 1996, S. 209<br />

1461 Wehr 1996, S. 212<br />

1462 Frankl zitiert nach Wehr 1996, S. 212

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