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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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bewußt, daß Konzepte, Personen und Organisationen nicht nur Stärken und<br />

Schwächen, sondern auch Licht und Schatten haben. Sie passen mehr oder<br />

weniger ins Umfeld und in die Zeit und realisieren sich im Zusammenspiel<br />

in den Dimensionen Einheitlichkeit, Einfalt und/oder Vielfalt. Heilsversprechen<br />

halten nicht mehr lang. Wenn sie funktional angelegt sind und/oder auf<br />

ein sich entwickelndes Umfeld treffen, wird ihre Haltbarkeit immer kürzer.<br />

Im Rhythmus von Euphorie und Depression, von „Hosianna!“ und<br />

„kreuziget ihn!“ liegt ein Wechsel von zwanghafter Licht- und Schattenfixierung,<br />

die tendenziell jede Vielfalt zugunsten von Einfalt auflöst.<br />

Der Phönix-Mythos ist jedoch nicht nur in den eben skizzierten Oberflächendimensionen<br />

mit für unsere Zeit typischen Vorgängen verbunden.<br />

Deal et al. stellen fest, daß qualitativer Wandel von Organisationen nur dann<br />

gelingt, wenn kultureller Wandel die Organisation durchdringt. Ein solcher<br />

Wandel führt alle Beteiligten durch Empfindungen von Angst und Bedrohung<br />

hindurch. Er braucht daher das rituelle Verlassen alter kultureller<br />

Werte und Bilder und das Einführen und Aufladen neuer kultureller<br />

Bezüge. 1309 Diese Riten helfen über intellektuelle Konzeptveränderungen<br />

hinaus emotionale Betroffenheiten und Befindlichkeiten wahrzunehmen und<br />

auszuhalten, wenn mit dem Abschied von alten Inhalten und Strukturen<br />

auch der Abschied von Gewohnheiten, ungeschriebenen Gesetzen – von<br />

beruflicher und einem Stück persönlicher Heimat ansteht. Riten werden<br />

gleichermaßen gebraucht, wenn es um das Annehmen und Stabilisieren des<br />

Neuen geht. Glasl formuliert das Gelingen solcher Prozesse damit, daß ein<br />

neuer Geist in der Organisation inkarniert 1310 . Die Installation neuer<br />

Funktionalitäten ist vor diesem Hintergrund in ihren qualitativen Resultaten<br />

und in ihrem wirtschaftlichen Erfolg von dem Sinn abhängig, den sie<br />

transportiert und davon wie die so offenbar werdenden Inhalte in das<br />

Umfeld passen, ihn ergänzen, umwandeln oder eben nicht passen.<br />

Im Modell der Organisationsentwicklung von Glasl et al. finden der Phönixund<br />

der Janus-Mythos einen neuzeitlichen Ausdruck. Die ihren Organisationskonzepten<br />

zugrunde liegenden Begriffe von Wachstum und Entwicklung<br />

machen es deutlich.<br />

Entwicklung im engeren Sinn beinhaltet danach immer ein Verwandeln<br />

innerer Grundlagen. Sie findet erst dann statt, wenn quantitative Veränderungen<br />

an eine Grenze stoßen, in der die inneren Strukturprinzipien nicht<br />

immer mit simplem Versagen im Umgang mit Managementtechniken zusammenhängen muß,<br />

sondern natürlicher und sinnvoller Anstoß zu Wandlungsprozessen sein kann.<br />

Für eine Einführung in das Thema Sündenbock und Gewalt vgl. Girard 1987<br />

1309 Vgl. Deal et al. 1982, S. 157 ff.

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