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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Fall: Der Schatten beinhaltet all das, was der Welt – unserer Welt – zum<br />

Heilwerden fehlt. Der Schatten macht uns krank, d.h. unheil, denn er fehlt<br />

uns zum Heil.« 46 Dieses Kranken an der Abwehr 47 des Schattens aus dem<br />

Bewußten schließt Entfremdung in der Folge illusionärer Lichtidentifikation<br />

und Schattenprojektion ein. 48 In Konflikten prägen solche Phänomene die<br />

Dynamik der Prozesse im Kern mit, indem wechselseitige, überdimensional<br />

werdende Projektionen der Schattenpersönlichkeiten und Selbstüberhöhungen<br />

der jeweils eigenen Lichtseiten auftreten. 49<br />

Auf dem Weg zur Integration des Schattens ist im Blick zu behalten, daß<br />

der Schatten nicht alles, sondern eine von drei Grundqualitäten des eigenen<br />

Innersten ist. Wo Schatten ist, ist also auch Licht. Es ist also wichtig, sich<br />

und/oder das Gegenüber in der Krise nicht mit dem Schatten zu identifizieren<br />

und zu bekämpfen, Schwarzmalerei zu betreiben und alles und jeden<br />

negativ zu sehen. Die Folgen einer solchen Haltung können vielgestaltig<br />

und destruktiv sein. Sie beginnen mit Überforderung. Der Anspruch, nun<br />

alles anders machen zu wollen oder zu müssen ist eine Quelle von<br />

Überforderung, die mehr als nur den klaren Verstand und den Schlaf rauben<br />

kann. Wenn man bei solchen Ansprüchen auch noch unbewußt in alten<br />

Denk- und Handlungsmustern stecken bleibt und die Problemlösung in mehr<br />

vom Gleichen sucht, ist das Chaos praktisch genauso „perfekt“, wie wenn<br />

man sich illusionär überzogen mit den Lichtseiten der eigenen Existenz<br />

identifiziert. Eine immer wieder bewußt gepflegte Haltung positiver<br />

Entwicklungsorientierung gibt den Rahmen dafür, daß weder Resignation<br />

vor dem Schatten noch illusorische Lichtidentifikation Platz greifen kann.<br />

Die Arbeit an den Läuterungsprozessen des Ich auf dem Weg zur<br />

Realisierung des »höheren Selbst« ist jedoch immer »an eine<br />

Auseinandersetzung mit dessen Schattenseite, mit dem Doppelgänger«<br />

gebunden. 50<br />

Die Qualitäten eines Koan 51 zeigt C.G. Jung im Unbewußten: »Das Unbewusste<br />

ist gut und böse und weder gut noch böse. Es ist die Mutter aller<br />

Möglichkeiten.« 52 Der Theologe Jörg Zink schreibt drastisch: »Wer in sich<br />

selbst hineingesehen hat und dabei nicht vor einem Horrorfilm stand, hat<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

Dethlefsen et al. 1998, S. 60 f.<br />

Sigmund Freud hat zunächst Abwehr und Verdrängung synonym gebraucht um später unter dem<br />

Oberbegriff der Abwehr verschiedene psychische Prozesse zu charakterisieren, die zu<br />

Realitätsverlust mit psychischem Krankheitspotential führen. (Vgl. Freud 1978, S. 29 ff.; Auchter<br />

et al. 1999, S. 28 f.)<br />

Vgl. auch Bowles 1994 unter Bezug auf C.G. Jung, S. 390.<br />

Vgl. Glasl 1997, S. 33 f., S. 249; Glasl 1998, S. 35 ff.<br />

Vgl. Glasl 2007 S. 8.<br />

Ein Koan ist ein »systematisch nicht zu lösendes Lehrrätsel«. (Vgl. Romankiewicz 2004, S. 191.)<br />

C.G. Jung zitiert nach Romankiewicz 2004, S. 73 aus C.G. Jung: Gesammelte Werke, Bd. 14/I, §<br />

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