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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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weniger maßlos Süchtigen des mechanischen Zeitalters. Vervielfachung und<br />

Beschleunigung von Sinnferne zwingt zur Konfrontation damit, daß das<br />

Absolute nicht im Technisch-Diesseitigen liegt und liegen kann. Wenn<br />

Geißler mit seiner Diagnose recht hat, daß »Junkies der Versofortigung des<br />

Zukünftigen« ein Massenphänomen sind, kann das als Symptom dafür<br />

gedeutet werden, daß nicht einfach existentielle Krisen auf individueller<br />

Ebene ihrer Wandlung und Lösung harren, sondern daß die technischwissenschaftliche<br />

Kultur insgesamt eine Existenzkrise ausbildet, die logisch<br />

und inhaltlich konsequent Form annimmt. Eine Kultur, die Sinn leugnet und<br />

durch Funktionalität ersetzt, muß das Thema Sinnkrise umfassend durchleben<br />

und durchleiden.<br />

Sinn liegt eben nicht in einer Anwendung von Werkzeugen selbst, welcher<br />

Art sie auch immer sind, sondern zuerst in dem Zweck, der<br />

Angemessenheit, den Adressaten und den Folgen der Anwendung.<br />

Computeranwendungen und die sie taktenden Uhren sind Werkzeug, mehr<br />

nicht.<br />

Die Absolutsetzung des Maschinellen und die Veränderung seiner Prinzipien<br />

vom Mechanischen zum Elektronischen führt nicht zu »ewiger<br />

Geschwindigkeit« und zum »Absoluten«, sondern zur Intensivierung der<br />

Absolutsetzung des Maschinellen. Der so entstehende Verfall drückt sich<br />

zwangsläufig im Verlust der dauerhaften Gebrauchstüchtigkeit der<br />

materiellen Repräsentanten dieser „ewigen allgegenwärtigen Geschwindigkeit“<br />

(Computer und Computeranwendungen) aus – sie werden immer<br />

schneller zu giftigem Müll. 1401 Die Taktraten, die Häufigkeit des Auftretens<br />

und das Gleichmaß des Ganges vervielfachen sich. Insofern ist es mit der<br />

Ewigkeit der Allgegenwärtigkeit von Geschwindigkeit so eine Sache. Damit<br />

ist Multitasking äußerlich die Multiplikation scheinbarer Sinnlosigkeit, die<br />

durch das gleichzeitige „Ticken“ von elektronischen Uhrwerken das<br />

mehrfache und gleichzeitige Erleben von Sinnleere ermöglicht. Wer im<br />

1401 Ein Computerhändler, der ehrlich-selbst-ironische Werbung machte, empfahl per Plakat: »Bitte<br />

benutzen Sie Ihren neu gekauften Computer umgehend und am besten noch heute. Ich wünsche,<br />

daß meine verehrten Kunden wenigstens einmal einen nicht veralteten Computer benutzen.«<br />

(Gedächtniszitat)<br />

Eine mechanische Armbanduhr eines guten Herstellers ist nach 50 Jahren ein altehrwürdiges<br />

Schätzchen, das mit Vorsicht und Genuß getragen, genutzt und gewartet wird, wenn der Besitzer<br />

die Qualität des Gegenstandes zu schätzen weiß. Ein Computer und ein computergesteuertes<br />

Gerät ist nach spätestens 5 Jahren mindestens schlicht veraltet, meistens aber eine kaum noch<br />

brauchbare Skurrilität aus „ferner“ Vergangenheit und damit Sondermüll. Damit das Veralten<br />

noch schneller geht, wirken Hard- und Softwarehersteller daran mit, daß in diesem Sinn „antike“<br />

Technik wegen erzwungener Inkompatibilität und damit wegen technischer<br />

Kommunikationsunfähigkeit ihren Gebrauchswert verliert.<br />

Die Umweltproblematik elektronischer Artefakte liegt u.a. in teilweise hochgiftigen Prozessen,<br />

die bei Produktion und Entsorgung und Recycling eine große Rolle spielen müssen, wenn man<br />

nicht auf Kosten von Erde und Mitmenschen wirtschaften will.

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