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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Romankiewicz schreibt, daß die »neobarbarische […] Mentalität […]<br />

weder vor der Funktionalisierung und Verfügbarmachung der<br />

menschlichen Seele noch vor der wirtschaftlichen Nutzung spiritueller<br />

Quellen Halt« macht. »Der Mensch ist in dieser Sicht nur soviel wert,<br />

soviel sich materieller Profit aus ihm ziehen läßt. Sein einziger<br />

Daseinszweck ist in dieser Sicht, sich selbst zur besten und<br />

wartungsfreundlichsten Maschine der Maschinen zu machen, […]<br />

Religion hat in diesem System nur noch die Funktion, Reibungsverluste<br />

auszugleichen, Kraft durch Freude zu spenden, und wo nichts mehr zu<br />

machen ist, den »Ausschuss« aufzufangen.« 228<br />

Der Möglichkeit eines dauerhaften und effizienten Ausfüllens der der<br />

Religion aus funktional-materiell und darwinistisch orientierter Sicht<br />

zugewiesenen »Funktionen« „Beruhigungspille“ und „Schönmaler“ stehen<br />

Konsequenzen der Spielarten materialistischer Grundhaltung selbst<br />

entgegen.<br />

Einigen Formen des Darwinismus liegen als Grundannahmen neben dem<br />

„Recht des Stärkeren“ die Nur-Materialität aller Existenz und das<br />

funktional-kausale Prinzip des Werdens von Leben zugrunde. Wenn aus<br />

einem so verengten Entwicklungsbegriff heraus gedacht und gehandelt<br />

wird, ist klar, daß ein Angriff im darwinistischen/kapitalistischen Kampf auf<br />

die materielle Existenz zugleich als Bedrohung von Existenz insgesamt<br />

erlebt werden muß. Zugleich ist es in der Logik einer rein materiellen<br />

Sichtweise enthalten, daß ethische Überlegungen in ihr keinen Platz haben –<br />

es gilt allein das Recht des Stärkeren, was in letzter Konsequenz<br />

ungehemmter Grausamkeit Tür und Tor öffnet 229 . Diese Haltung erhöht die<br />

Intensität von Angstreaktionen – es geht um nackte Todesangst, die mit der<br />

Perspektive eines endgültigen Endes verbunden ist –, die in kriegerischen<br />

Ausbrüchen einerseits und depressiver Lähmung andererseits enden können.<br />

Beide Reaktionen wollen aber nur die eigene So-Existenz im bestehenden<br />

Abgrund« bedeutet die Realisierung vollständig enthemmter Zerstörung um der Zerstörung<br />

willen, die auch die Selbstzerstörung in Kauf nimmt. (Vgl. Glasl 1997, S. 278 f.)<br />

228 Vgl. Romankiewicz 2004, S. 10. »Kraft durch Freude« (KdF) hat einen eindeutigen Hintergrund:<br />

Die staatlich organisierte Vergnügungsorganisation im nationalsozialistischen Deutschland trug<br />

eben jeden Namen ebenso wie der VW Käfer in eben jener Zeit KdF-Wagen hieß.<br />

229 Sozialdarwinismus kennt in letzter Konsequenz keine ethischen Grenzen, sondern nur das Recht<br />

desjenigen, der entweder „stärker“ oder in der akut mächtigeren Lage ist. Schon die Ablehnung<br />

von Vertreibungen, Landnahmen und Massentötungen, wie sie in Europa zuletzt im ehemaligen<br />

Jugoslawien stattgefunden haben, ist eine dringend notwendige, aber bei weitem nicht<br />

ausreichende ethisch-moralische Abgrenzung gegenüber absolutem Sozialdarwinismus. Es geht<br />

also nicht darum, ob Ethik und Moral dem Denken und Handeln Grenzen setzen müssen, sondern<br />

welche Grenzen notwendig sind.<br />

Auch mit dem Setzen von Grenzen fehlt die wichtigste Komponente ethisch-moralischer<br />

Grundlagen des Handelns: eine positiv hingebungsvolle Handlungsmotivation, die in der<br />

liebevollen Aufgabenerfüllung ihr Ziel findet.

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