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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Haltungen und der damit in Grenzen unter bestimmten Rahmenannahmen 152<br />

erreichbaren Ziele. In den Texten von Nicolò Machiavelli werden die<br />

Qualitäten, die im Begriff Opportunismus rationalisiert, abgekühlt und<br />

maskiert werden, unmittelbar greifbar und erlebbar. 153 Inspiriert von<br />

Machiavelli ist der Transaktionskostenansatz also eine rationale<br />

Einkleidung dessen, was Morgan unter folgender Bezeichnung bearbeitet:<br />

»Das häßliche Antlitz: Die Organisation als Machtinstrument« 154 .<br />

Süddeutsch und krachledern ausgedrückt ist das Verhaltens“ideal“ des<br />

Transaktionskostenansatzes Hinterfotzigkeit in allen Spielarten. Damit rückt<br />

Irrationalität im negativsten Sinn ins Zentrum des<br />

Transaktionskostenansatzes. Diese Tatsache steht im Widerspruch dazu, daß<br />

Williamson Irrationalität für nicht existent erklärt bzw. als nicht relevant<br />

definiert. 155 So werden die Schattenseiten von Menschen, von<br />

Organisationen und von Macht einseitig gefördert und zum Ideal erhoben.<br />

Die Lichtseiten des Menschen, sein innerstes Wesen und seine Würde<br />

drohen in dieser Haltung korrumpiert und zerstört zu werden. Williamson<br />

war sich der Dringlichkeit dieses Mangels im Prinzip noch bewußt, wenn<br />

auch Konsequenzen daraus für mich weder bei ihm und erst recht nicht bei<br />

seinen Rezipienten und Interpreten sichtbar wurden. 156 Wieder andere<br />

Aspekte deuten sich an, wenn folgendem nachgegangen wird: In der<br />

Theologischen Realenzyklopädie wird moderner Wirtschafts-<br />

152 Zu den einfachen Annahmen, die Opportunismus braucht, um zielführend (unter Mißachtung von<br />

"Nebenwirkungen") sein zu können, zählt, daß das System, in dem eigennützig aus niedrigem<br />

Antrieb und damit in gewisser Weise destruktiv gehandelt wird, strukturell so stabil ist, daß es<br />

nicht in einen unkontrollierbaren Prozeß der (Selbst-)Zerstörung gerät bzw. daß die Handlungen<br />

mehr oder weniger bewußt so dosiert sind, daß die Wahrscheinlichkeit eines solchen Prozesses<br />

gering bleibt.<br />

153 Z.B.: Folgte man Machiavelli, müßte man die Schwäche »Seelenstärke« nennen, die den<br />

machiavellistisch Handelnden dazu treibt, »sich nach den Winden des Glücks und dem Wechsel<br />

der Verhältnisse zu richten und vom Guten so lange nicht abzugehen, als es möglich ist, aber im<br />

Notfall auch verstehen, Böses zu tun.« (Machiavelli zitiert nach Pasierbsky 1996, S. 77, aus<br />

Machiavelli, N.: «Der Fürst», hrsg. von Zorn, R., S. 73 f.) »Von den Menschen kann man im<br />

Allgemeinen sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, verlogen, heuchlerisch, ängstlich und<br />

raffgierig sind.« (Machiavelli zitiert nach Pasierbsky 1996, S. 78, aus Machiavelli, N.: «Der<br />

Fürst», hrsg. von Zorn, R., S. 68.) »Man muß sich merken, daß man die Menschen entweder mit<br />

Freundlichkeit behandeln oder unschädlich machen muß; denn wegen geringfügiger Kränkungen<br />

nehmen sie Rache, wegen schwerer Schädigungen können sie es nicht. Wenn man also jemand<br />

schlecht behandelt, dann muß dies in einer Weise geschehen, daß man nicht seine Rache zu<br />

fürchten braucht.« (Machiavelli zitiert nach Pasierbsky 1996, S. 83, aus Machiavelli, N.: «Der<br />

Fürst», hrsg. von Zorn, R., S. 8.) »Liebe wird nur durch das Band der Dankbarkeit erhalten, das<br />

die Menschen infolge ihrer Schlechtigkeit bei jeder Gelegenheit aus Eigennutz zerreißen. Furcht<br />

dagegen beruht auf Angst vor Strafe, die den Menschen nie verläßt.« (Machiavelli zitiert nach<br />

Pasierbsky 1996, S. 87, aus Machiavelli, N.: «Der Fürst», hrsg. von Zorn, R., S. 69.) Gewalt<br />

erzeugt Gegengewalt und fällt in der einen oder anderen Form immer auf einen selbst zurück.<br />

154 Vgl. Morgan 1997, S. 401 ff.<br />

155 Für alltägliche Arten opportunistischer Handlungsmuster gibt es umgangsprachliche Ausdrücke,<br />

die in wissenschaftlichen Zusammenhängen selten deutlich Werdendes sichtbar machen wie<br />

schleimen, radfahren und Fahne im Wind.<br />

156 »A more complete and systematic treatment of dignity for economic organizations is sorely<br />

needed.« (Williamson 1985, S. 44)

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