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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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viii<br />

Zweite Annahme: Der Mensch sei über sein Trieb- und Instinktverhalten<br />

hinaus kognitiv-materiell denkfähig. Dann erweitert das Erkennen jedes<br />

beliebigen Objektes seinen Handlungsspielraum, indem auch über Triebe<br />

und Instinkte hinaus durch das Denken Handlungen ausgelöst werden können.<br />

Damit ist zunächst bewiesen: Für eine rein materielle Welt ohne geistigen<br />

Inhalt – zwangsläufig auch ohne Gott und ohne Götter – gilt, daß die Wirklichkeit<br />

sich im Erkanntwerden durch den Menschen ändert. Der Mensch<br />

ändert sich selbst unmittelbar im Erkennen, das Objekt mittelbar durch die<br />

daran gebundene Veränderung des Subjektes. Weiterhin ist bewiesen: Es<br />

existiert in einer materiellen Welt keine absolute Subjekt-Objekt-Spaltung.<br />

Der Mensch ist vielmehr integrierter Teil der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit<br />

wäre schon ohne den Erkenntnisprozeß des Menschen eine andere. Die<br />

volle Wirklichkeit entsteht erst durch das Erkennen. Darüber hinaus ist mit<br />

dem Erkennen gleichzeitig eine Erweiterung der menschlichen<br />

Handlungsmöglichkeiten gegeben. Mit jeder Erkenntnis kann der Mensch<br />

also zusätzlich handelnd die Wirklichkeit verändern. Erkenntnis produziert<br />

also modifizierte Wirklichkeit und zukünftige potentielle<br />

Änderungsmöglichkeiten bezüglich der Wirklichkeit in einer als rein<br />

materiell angenommenen Welt.<br />

Was gilt in der rein materiellen Welt außerdem, wenn man folgenden in ihr<br />

notwendigerweise vertretenen Lehrsatz betrachtet?<br />

»Wir konstruieren unser „Weltbild“ aus Seheindrücken, Geräuschen, Berührungen,<br />

..... unseres Körpers. .... Wahrnehmungen [sind] keine präzisen und<br />

direkten Abbilder der uns umgebenden Welt, sondern vielmehr Abstraktionen.«<br />

1519<br />

So gesehen sind alle Wahrnehmungen und auch alle daraus abgeleiteten<br />

Denkgebäude vom Gehirn konstruierte Abstraktionen der Wirklichkeit.<br />

Dann sind aber auch die Ergebnisse der Neurowissenschaften Abstraktionen<br />

der Wirklichkeit und keine direkten Abbilder der Wirklichkeit. Auf der<br />

Überzeugungsebene tritt genau der Zirkelschluß wieder auf, den Hofstadter<br />

neurophysiologisch beobachtet, der das Gehirn als weitgehend geschlossenes<br />

System erscheinen läßt. 1520 Damit beweist die besprochene Richtung der<br />

Neurowissenschaften selbst, daß sie ihre selbst formulierte Hauptaufgabe –<br />

das Geheimnis des menschlichen Bewußtseins zu lüften – nicht lösen kann.<br />

1519 Kandel et al. 1996, S. 373<br />

1520 »Demnach scheinen wir uns in einem Teufelskreis zu bewegen – nach der Art des Zirkels<br />

zwischen Henne und Ei. Frage: ‘Was löst eine neurale Aktivierung aus?’ Antwort: ‘Andere<br />

neurale Aktivierungen’.« (Hofstadter 1988, S. 186)

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