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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Es kann vor diesen Hintergründen nicht mehr verwundern, daß Wolfgang<br />

Pauli eine schwere Reifungskrise durchmachte 868 und auch ein gewisser<br />

Albert Einstein in der Lebensmitte schwer krank war und »vier Jahre lang<br />

an allen möglichen Geschwüren litt« und daß diese Erkrankung mit seinen<br />

quantentheoretischen Grundlagenarbeiten, dem Wechsel seiner Lebenspartnerin<br />

und genauso mit dem Wechsel des gesellschaftlichen Klimas am Ende<br />

des ersten Weltkrieges zeitlich zusammenfällt. Dem Biographen »fehlt der<br />

Mut, an dieser Stelle eine psychologische Deutung zu geben«. 869<br />

Auch als weniger großer Geist kann man in Richtung des Zusammenhanges<br />

von Zeit, Ort, körperlicher und geistig-seelischer Befindlichkeit einiges<br />

erleben. Jenseits des so besonderen Zusammentreffens der richtigen<br />

Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann körperliche Erleichterung<br />

auf dem Stillen (Rückzugs-) Örtchen das eine oder andere Mal mit<br />

Auflösung von Verstopfungen des Denkens einhergehen… Wer den Ort der<br />

Stille jedoch nicht beizeiten verläßt und sich mit Menschen konfrontiert, hat<br />

letztlich keine Auflösung von Verstopfungen, sondern ist auf eigene Art im<br />

dominant werdenden Gestank eigener Absonderungen sitzengeblieben. Das<br />

Überschlafen von Wichtigem ist zudem genauso sprichwörtlich wie<br />

elementar.<br />

Wie auch immer: »Eine Logik der Forschung […] erklärt vor allem nicht,<br />

woher denn das wichtigste Ausgangselement ihres Verfahrens kommt, die<br />

Hypothese.« Allgemeiner formuliert können Logik und Rationalität nicht<br />

klären, wie grundlegend neue Ideen entstehen. 870 Entdeckungen und<br />

868 Vgl. S. 249, Fußnote 667.<br />

869 Vgl. Fischer 1996, S. 28 f.<br />

870 Vgl. Fischer 2000, S. 110 ff.<br />

Wer sich in konventioneller Wissenschaftstheorie auskennt weiß, daß ich mit dieser Bemerkung<br />

ein Basisdogma rationalen Vorgehens ablehne. Es hat seine Formulierung in den Wissenschaften<br />

in der Theorie des „kritischen Rationalismus“ von Karl R. Popper gefunden. Dieser hat sich auf<br />

„die“ Physik berufen. Der Physiker und Wissenschaftshistoriker Ernst Fischer konstatiert in einer<br />

kurzen Bemerkung, daß der kritische Rationalismus und sein Modell der rationalen Treppe in der<br />

Realität des Erkenntnisfortschritts nicht existiert und das Wesentliche unterdrückt. (Vgl. Fischer<br />

2000, S. 110 ff.) Die Poppersche Treppe des Erkenntnisfortschritts existiert jedoch, solange zwei<br />

Einschränkungen Fortschritt und Erkenntnis begrenzen:<br />

1. Es werden nur die äußerlich sichtbaren Produkte von Wissenschaft und Forschung und nicht<br />

die Entstehungsprozesse selbst beachtet, die mit menschlichem Ringen zu tun haben.<br />

2. Es findet nur Ausdifferenzierung und quantitative Veränderung bekannter wissenschaftlicher<br />

Methoden, jedoch kein qualitativer Wandel statt.<br />

Bei Popper selbst wird in eigenartiger Weise sichtbar, daß der menschliche und der<br />

metaphysische Faktor entscheidend sind. »Von Thales bis Einstein, von den griechischen<br />

Atomisten, von Gilberts, Newtons, Leibniz´ und Boscovics Spekulationen über Kräfte bis zu<br />

denen von Faraday und Einstein über Felder von Kräften waren metaphysische Ideen<br />

wegweisend.« (Popper 1994, S. XIX) So kam er zu der paradoxen Einschätzung, daß<br />

»...wissenschaftliche Forschung, psychologisch gesehen, ohne einen wissenschaftlich höchst<br />

indiskutablen, also wenn man will, „metaphysischen“ Glauben an [rein spekulative und]<br />

manchmal höchst unklare Ideen wohl gar nicht möglich ist.« (Popper 1994, S. 12 f.) Das<br />

Wegweisende als wissenschaftlich indiskutabel zu erklären ist genauso gewagt wie typisch.<br />

Merkwürdigerweise wird damit jeder „Urknall“ des menschlichen Geistes ausgeblendet, während<br />

die Urknalltheorie der Physik seit Jahrzehnten wissenschaftlich erforscht wird. Das geschieht,

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