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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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wird es, wenn „trial & error“ bewußt oder unbewußt zur prinzipiellen<br />

Haltung auch gegenüber der allgemeinen Lebensrealität wird – sie mündet<br />

dann in einer weiteren Steigerung von Wahrnehmungsverlust, Rücksichtslosigkeit<br />

und mehr oder weniger subtiler Gewalttätigkeit. Schon die von<br />

Weizenbaum beklagte scheinbare Beliebigkeit im Umgang mit geistigen<br />

Inhalten ist geistige Gewalttätigkeit – an sich selbst und an dem, was einem<br />

entgegentritt.<br />

Die Vorzüge der Computertechnik sind hinreichend bekannt: technische<br />

Vernetzung als eine Möglichkeit aus Isolation herauszutreten, Erleichterung<br />

beim Schreiben von Büchern und Rechenwerkzeug, Optimierungswerkzeug<br />

der Produktion (rechnerintegrierte Produktion, PPS etc.), Möglichkeit, in<br />

diktatorisch wirkenden Systemen oppositionelle Gedanken einer breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Verbreitung von Bildern usw.<br />

Bauer et al. fassen bestimmte Qualitäten der Informationstechnik weniger<br />

gedrechselt zusammen als ich.: »Allerdings sind die Aussprüche des<br />

Computergottes – auf kiloschweren Computerausdrucken – selbst für<br />

erfahrene Programmierpriester oft genauso schwer zu deuten, wie es das<br />

Gebrabbel der angetörnten 1388 Priesterin auf dem Dreistuhl des Apollo zu<br />

Delphi für die umstehenden Deuter gewesen ist. Verlaufen diese Anrufungen<br />

erfolgreich, erhalten also die Götzendiener den langersehnten Orakelspruch,<br />

dann dauert es meist nicht lange, bis er auf allen Gebetsmühlen<br />

(sprich Zeitungen und Zeitschriften) endlos gebetet, im Fernsehen und<br />

Radio gechanted und auf allen (Plakat-)wänden für die Gläubigen zu sehen<br />

ist. Nichts aber ist für die Götzendiener schlimmer, als wenn bisher<br />

Gläubige zu Ungläubigen werden. In einem solchem Fall scheuen sie sich<br />

nicht, den Abgefallenen bezahlte Informanten (Interviewer) ins Haus zu<br />

schicken, die jeden Ketzer anhand von dicken Verhörunterlagen (Fragebogen)<br />

streng ins Gebet nehmen müssen.« 1389<br />

»Nun zittern wir in der Nacktheit eines Nihilismus, in der sich größte Macht<br />

mit größter Leere paart, größtes Können mit geringstem Wissen wozu.« 1390<br />

Friedrich Nietzsche, Morgenröte (I,48)<br />

und persönlicher. Meine Konsequenz ist, daß ich Schreibpapier, Buch und Computer versuche<br />

möglichst fruchtbar anzuwenden, wo sie mir helfen und beiseite lasse, wo sie erfahrungsgemäß<br />

hinderlich sind.<br />

3. Trotz dieses versuchten bewußten Umgangs denke und arbeite ich ganz anders, als vor<br />

„meiner“ Computerzeit – was aber nicht nur mit den neuen technischen Möglichkeiten<br />

zusammenhängt.<br />

1388 »Im Adyton des Tempels verkündete die Pythia […] durch Erddämpfe, den Trank aus der<br />

Kastalischen Quelle oder das Kauen von Lorbeerblättern verzückt – auf einem Dreifuß sitzend<br />

die Antwort des Apoll auf die Fragen der Ratsuchenden.« (Brockhaus Bd. 5, S. 225)<br />

1389 Bauer et al. 1996, S. 399 f.<br />

1390 Jonas 1984, S. 57

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