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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Die Begriffe »Junkie« und »Freiheit des Multitasking« in der Geißlerschen<br />

Verwendung anzuschauen, offenbart über die Oberflächendimension von<br />

Uhrwerken hinaus – „Wozu“ – in ganz eigener Art.<br />

»Junkies« im geläufigen Sinn sind nicht Künstler der Sinn- und Selbstfindung.<br />

Sie sind im Gegenteil im Strudel von Sinn- und Haltlosigkeit<br />

abgestürzte und verwahrloste Süchtige, die marginalisiert und häufig<br />

kriminalisiert werden und den eigenen Tod unmittelbar vor Augen haben.<br />

Sucht in jeder Form hat mit Suche und dem Verlust von Sinn zu tun und<br />

eben nicht mit Abschied von dem durch äußerlich erscheinende Sinnlosigkeit<br />

geprägten Takt des mechanischen Zeitalters. – Damit taucht das<br />

Suchtthema, das ich im Zusammenhang mit Geld schon einmal angeschaut<br />

habe, aus einer veränderten Perspektive wieder auf. – Der Süchtige des<br />

mechanischen Zeitalters unterscheidet sich vom Süchtigen des elektronischen<br />

Zeitalters durch das Ausmaß der Sucht, der qualitative Zustand –<br />

Sucht – bleibt gleich. Es kann in diesem Sinn gezeigt werden, daß die<br />

Anwendung des Begriffs »Junkie« von Geißler passend und zugleich<br />

fehlgedeutet ist. Geißler übersieht den zutiefst entfremdeten, unfreien und<br />

leidenden Charakter des Junkies, der bei jeder Form von Sucht zutage treten<br />

muß. Es kommt beim Übergang vom Süchtigen des alten mechanischen<br />

Zeitalters zum »Junkie der Versofortigung des Zukünftigen« das Parallelisieren<br />

und Beschleunigen der Handlungsrhythmen hinzu. Solches kann<br />

nicht ohne einschneidende Folgen bleiben, die mit Beschreibungen<br />

hypothetischer Süchtiger verdeutlicht werden können.<br />

Der dem Empfinden von Sinnlosigkeit anheimgefallene Süchtige, der im<br />

mechanischen Zeitalter lebt, macht alles immer „brav“ nacheinander. Er<br />

raucht und geht auch mal an die frische Luft. Morgen säuft er und schläft<br />

übermorgen seinen Rausch aus. Zu Weihnachten (fr)ißt er fette Karpfen,<br />

Gänse und industriell gefertigten Süßkram, bis er völlig benebelt-duselig im<br />

Sessel hängt und Fett und Zucker mit Kräuterschnaps zu binden versucht –<br />

in Perversion des Festes des Liebe-Schenkens und des Im-Dunkeln-dasinnere-Licht-Findens.<br />

Im Frühjahr wird in körperlicher Verflachung des<br />

Fastens mit mehr oder weniger Erfolg der Speck abgehungert oder<br />

abtrainiert oder eine Morgen-Diät begonnen – Morgen fange ich mit der<br />

Diät an. Anderntags geht der traditionelle Süchtige in ein Bordell. Wenn das<br />

geschlossen ist, zieht er eine Linie Kokain. Älter geworden, versteht er<br />

vernünftiger mit seinen Konsumgewohnheiten umzugehen und Konsum<br />

maßvoll zu leben oder er kommt nur scheinbar vorzeitig in eine lebensbegültigen<br />

Schluss auf die Arbeitsgeschwindigkeit zu.« (Schuster et al., c´t Nr. 20/2003, S. 104))<br />

Die Gleichmaß simulierende Uhr ist so oder so in dieser Sichtweise das Maß der äußeren Dinge

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