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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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30<br />

Momentes der Klarheit über innere Ursachen der Konfigurationen von Licht<br />

und Schatten und über positive Entwicklungsperspektiven geschieht denn<br />

auch nach schrittweiser Vorbereitung im archetypischen Weg durch das<br />

innere Labyrinth in den »Abgrund der menschlichen Instinkte und Begierden«.<br />

Dabei befähigt der rote Faden des klaren Denkens das Ich, in dieses<br />

Labyrinth vorzudringen »ohne sich zu verirren und zu verlieren und es nach<br />

bestandenem Kampf wieder sicher herauszuführen.« 111 Die Essenz freilich,<br />

die den roten Faden stabil sein läßt, ist in christlicher Sprache das »Liebe<br />

deinen Nächsten, wie dich selbst«, das auf den Wegen nach Innen der inneren<br />

Lichtgestalt des höheren Selbst Präsenz gewährt und von dort aus das<br />

liebevoll klärende und heilende Schauen auf Alltags-Ich und den Doppelgänger<br />

möglich macht. 112 Das Geschenk schließlich, das nach solcher Vorarbeit<br />

zuteil werden kann, ist das Sichtbarwerden einer Botschaft, die an die<br />

eigene Bestimmung erinnert und es ermöglicht, dem Leben neuen Sinn und<br />

neue Richtung zu geben. 113<br />

Inneren eines jeden Menschen in seinen Gemeinschaften geführt. Die Dimension des<br />

Mißglückens zeigt sich hier also daran, daß ein Ringen, das im Inneren zu führen ist, in einen<br />

äußeren Krieg verkehrt wird und so ins Böse kippen muß. Die Anschläge vom 11. September<br />

2001 weisen vermutlich genau dieses Kennzeichen auf. Im Kampf gegen den Terror steht<br />

genau diese Frage an. Darin einbezogen sind auch global tätige Wirtschaftsorganisationen.<br />

2. Man kommt nicht darum herum, sich dem eigenen Schatten genau dann zu stellen, wenn man<br />

zutiefst verletzt und entwürdigt wurde. Dabei ruhig und still zu werden und mit offenem Auge<br />

hinzusehen, ist genauso schwierig, wie vor solch positiver Ruhe erst mal nicht zornig zu<br />

werden. Fehlt diese Auseinandersetzung, bleibt vorerst nur die Flucht in „blanke“ Theorie,<br />

Depression, Zorn und in eine der diversen Möglichkeiten, Verdrängen zu leben und zu<br />

stabilisieren übrig. Friedrich Glasl hat in wie ich finde hier hilfreicher Weise angedeutet, wie es<br />

ihm in der Konfrontation mit seinem Doppelgänger ergangen ist (vgl. Glasl 1998, S. 39).<br />

3. »Diesen Willen, die Natur zu beherrschen, hat Pauli als einen integrierenden, nicht<br />

abtrennbaren Teil der Naturwissenschaft empfunden und in seinen Briefen von diesem<br />

Machtwillen als der „dunklen Rückseite“ und der bösen „Hinterseite der Naturwissenschaften“<br />

gesprochen.« (Hermann in: Enz et al. 1988, S. 15)<br />

111 Vgl. Glasl 2007, S.22 ff.<br />

112 »Ehre Vater und Mutter und liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.« Matth. 19, 19 (2 Mose 20,<br />

12, 3 Moses 19, 18)<br />

Jesus Christus erneuert damit in freilassender Form Gebote, die Moses geoffenbart wurden. Ich<br />

verstehe diese Aufforderung so, daß die göttliche Liebe sich auf den ganzen Menschen richtet,<br />

also auf Licht, Alltags-Ich und Schatten, ja besonders auf den schattenhaften Doppelgänger, so<br />

wie Jesus Christus gerade unter denen wirkte, die in einer Schatten- oder Randexistenz lebten<br />

bzw. ein schweres Kreuz des Schicksals zu tragen hatten. Wie anders sollen auch<br />

Doppelgängeranteile aus dem Schatten ins Licht treten, sich ohne Scham zeigen und Licht<br />

werden können, anstatt vom Unbewußten wegen Unterdrückung Unwesen treiben zu müssen.<br />

(Zum Wesen und zur Schutzfunktion der Scham vgl. Glasl 2007, S. 57 ff.) Noch im Sterben am<br />

Kreuz besaß Er die Klarheit und nach irdischen Maßstäben die unglaubliche Frechheit, nicht den<br />

Schriftgelehrten und Moralaposteln das Paradies zu versprechen, sondern dem Verbrecher, der im<br />

letzten Moment am Kreuz hängend von seinem aufrichtigen Bekenntnis des Werdens und Seins<br />

im Schatten aus bekennend ins Licht sieht. »Wahrlich ich sage dir: Heute wirst mit mir im<br />

Paradies sein« (Lukas 23, 39-43)<br />

In dieser Szene offenbart sich bei aller Notwendigkeit von bewußter Selbstentwicklung auch, daß<br />

man nicht immer aktiv an sich arbeiten darf, wenn man heil werden will. Der Schlüssel zur<br />

Heilung wird in der Ruhe des Seins übergeben, wie es von Glasl selbst so eindrücklich am<br />

Tempelschlaf gezeigt wird. Und vorher gibt man einen Teil der Führung des Lebens ab, läßt vom<br />

Alltag los und folgt den Gesetzen des Wandels, die in zeitgemäßer Zeit bereit stehen. (vgl. Glasl<br />

2007, S. 18 ff., S. 28 f.)<br />

113 Vgl. Glasl 2007, S. 30 f.

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