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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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11<br />

C.G. Jung beschreibt Bewußtes und Unbewußtes als Einheit. »Die Ganzheit<br />

besteht niemals im Umfang des Bewußten, sondern schließt die unbestimmte<br />

und unbestimmbare Ausdehnung des Unbewußten mit ein.« 40<br />

Weitere wichtige Qualitäten des Unbewußten sind mit C.G. Jung die persönliche<br />

und die gemeinschaftliche Schicht des Unbewußten: »Eine gewissermaßen<br />

oberflächliche Schicht des Unbewußten […] das persönliche<br />

Unbewußte. Dieses ruht aber auf einer tieferen Schicht, welche nicht mehr<br />

persönlicher Erfahrung und Erwerbung entstammt, sondern angeboren ist.<br />

Diese tiefere Schicht ist das sogenannte kollektive Unbewußte.« Es »hat im<br />

Gegensatz zur persönlichen Psyche Inhalte und Verhaltensweisen, welche<br />

überall und in allen Individuen cum grano salis die gleichen sind.« 41 C.G.<br />

Jung gibt dem kollektiven Unbewußten eine relative Selbständigkeit. Es ist<br />

für ihn der verborgene Schatz, aus dem die Menschheit seit Urzeiten<br />

geistige Archetypen für ihre Entwicklung schöpfte und ohne den die<br />

Menschheit aufhören würde, menschlich zu sein. 42 Er zeigt in diesem<br />

Zusammenhang, daß der Energieerhaltungssatz der Physik die<br />

Konkretisierung eines Archetypus ist, der sich zu allen bekannten Zeiten in<br />

den unterschiedlichsten Kulturen manifestiert hat – u.a. im Glauben an<br />

Reinkarnation. 43 Das persönliche Unbewußte ist daher nicht nur der<br />

oberflächlichen Schicht des Unbewußten zuzurechnen. Es hat vielmehr auch<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

Marcelo Gleiser schreibt über die Alltäglichkeit der Polarität: »Unser ganzes Denken bewegt sich<br />

gewohnheitsmäßig in polaren Gegensätzen wie Tag oder Nacht, heiß oder kalt, schuldig oder<br />

unschuldig, tot oder lebendig, reich oder arm. Ohne diese Unterscheidungen oder Werturteile<br />

könnten wir der Realität keinen Sinn zuweisen, könnten wir nichts Nützliches produzieren, wäre<br />

die Menschheit wahrscheinlich nicht überlebensfähig.« (Gleiser 1998, S. 17)<br />

Jung, zitiert nach Schacht 1967, S. 162<br />

Jung 1976, S. 13<br />

C.G. Jung beschreibt die himmlischen Hierarchien des Apostels Paulus und des Dionysios<br />

Areopagita sowie die Archonten der Gnostiker als Beispiele für archetypische Wesenheiten. (Vgl.<br />

Jung 1966, S. 76 ff.)<br />

»Nach alter Anschauung ist die Seele selbst diese Kraft; in der Idee ihrer Unsterblichkeit liegt<br />

ihre Erhaltung, und in der buddhistischen und primitiven Anschauung der Metempsychose<br />

(Seelenwanderung) liegt ihre unbeschränkte Umwandlungsfähigkeit bei konstanter Erhaltung.«<br />

(Jung 1966, S. 78)<br />

C.G. Jung zeigt, daß schon archaische Religionen auf der Idee von Erhaltung bei schrittweiser<br />

Wandlung gründen, die das Christentum in verwandelter Form wieder aufnimmt. Er beschreibt<br />

insgesamt 5 Hauptformen der Wiedergeburt: Seelenwanderung, Reinkarnation, Auferstehung,<br />

Wiedergeburt und die Teilnahme an einem Wandlungsvorgang. (Vgl. Jung 1966, S. 128 ff.) In<br />

persönlich tastenden und konkreten Überlegungen zu diesen Vorgängen und seinen nachtodlichen<br />

Perspektiven bemerkt er: »Die Frage des Karma ist mir dunkel, wie auch das Problem der<br />

persönlichen Wiedergeburt oder der Seelenwanderung.« (Jung 1993, S. 575)<br />

Eine Aussage Jesu Christi aus dem neuen Testament kann als Hinweis auf einen<br />

Reinkarnationsprozeß gedeutet werden: »Da fragten ihn seine Jünger: „Warum sagen denn die<br />

Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen? Er antwortete: „Elias wird zwar kommen und alles<br />

wiederherstellen; ich sage euch aber: Elias ist schon gekommen; doch sie haben ihn nicht erkannt,<br />

sondern mit ihm gemacht, was sie nur wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn von ihnen<br />

zu leiden haben.“ Da merkten die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer redete.« (Matthäus<br />

Kapitel 17, Vers 10-13)<br />

Das Phänomen der Wanderung von Seelen durch mehrere Existenzen war auch für Platons<br />

Menschenbild essentiell (vgl. Ritter et al. 1980, S. 1064). Zu einer umfassenden Übersicht über<br />

«Tod und Unsterblichkeit vom Mittelalter bis zur Neuzeit» vgl. Ruprecht 1993.

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