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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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347<br />

Sichtweisen allzu ernst nimmt, wäre diese Frage an Religion auch nicht<br />

weiter schlimm, denn dann wären alle Bewußtseinsinhalte des Menschen<br />

Erzeugnisse genetisch, physiologisch und soziologisch programmierter<br />

Gedankenmaschinen und damit Projektionen – nicht nur Engel und<br />

Religion, sondern auch die Neurowissenschaften selbst.<br />

»Nun begnügt sich das Subjekt aber keineswegs mit einer passiven<br />

Projektion seiner Befindlichkeit in die Welt, sondern es arbeitet unermüdlich<br />

daran, letztere gemäß seiner Projektionen unermüdlich umzugestalten.<br />

[…] So gibt es keine menschlichen Bestrebungen, die sich nicht irgendwo<br />

und irgendwann einen äußerlich-sichtbaren Ausdruck in Form von Institutionen,<br />

geistigen Bewegungen, Lebensformen oder sonstigen Strukturen<br />

geschaffen hätten.« 875 Wichtig ist also unabhängig davon, wie man genau<br />

zur Projektion steht, daß man sich nicht von Verantwortlichkeit weglocken<br />

und zur scheinbaren Beliebigkeit verlocken läßt.<br />

Und nicht zuletzt ist es wohl nicht verkehrt, die inhaltliche Qualität – wider<br />

die Monokultur – des ersten Ausschließungsprinzip von Wolfgang Pauli bei<br />

der Gestaltung jedes Makrokosmos Organisation im Blick zu behalten.<br />

Elektronen wird im Mikrokosmos Atom jedenfalls »– in aller Kürze – nicht<br />

gestattet, gleich zu sein bzw. das Gleiche zu tun. Einem Elektron wird durch<br />

Pauli verboten, sich wie sein Nachbar zu bewegen. Es muß anders sein und<br />

sich individuell verhalten. […] Paulis berühmte und bahnbrechende Arbeit<br />

erscheint […] 1925 und sie markiert so etwas wie den Umschlagpunkt, an<br />

dem das stolze Gebäude der klassischen Physik endgültig zu kippen und<br />

einzufallen beginnt.« 876<br />

9.3.3 Transzendente Realitäten III: Kontemplation und Organisation<br />

Überlegungen des aus Deutschland stammenden Lama Anagarika<br />

Govinda 877 verdeutlichen eine wichtige Seite des Zusammenhangs von<br />

Die zweite Bemerkung hängt zusammen mit mir mehrfach lesenderweise begegneten<br />

Überlegungen von Physikern, daß (bzw. ob) alle Materie auskristallisierter Geist sei. (Beim<br />

Schreiben des vorigen Satzes waren mir die entsprechenden Quellen längst entfallen.)<br />

Die Frage nach dem Wesen der Religion ist auch in der modernen Tiefenpsychologie in ihren<br />

zahlreichen Strömungen unterschiedlich beantwortet worden. Folgt man in dieser Frage Sigmund<br />

Freud, handelt es sich bei Religion um projizierende Verdrängungs- und Projektionsprodukte<br />

einer ins Kindliche und Irreale zurückfliehenden Menschenseele. Für C.G. Jung sind Religionen<br />

Träger und Ausdruck archetypischer Grundmuster persönlicher und überpersönlicher Natur, die<br />

die menschliche Existenz und Realität prägen.<br />

875 Jongen 1998, S. 189<br />

876 Fischer 2000, S. 19<br />

877 Lama Anagarika Govinda (auch: Anangavajra Khamsum Wangchuk; Geburtsname: Ernst Lothar<br />

Hoffmann) lebte 1898-1985. Zu seiner Biographie vgl. Winkler 1990.<br />

Außer Anagarika Govinda ist mir aus der Literatur nur eine Person aus Westeuropa bekannt, der<br />

der Status eines Lama von vermutlich berufener Seite zuerkannt worden ist: Alexandra David-

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