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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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weil es sich um die Verbindung von wissenschaftlichem Experiment und<br />

mit klärendem Abstand verarbeiteter persönlicher Erfahrung handeln würde.<br />

Dieses Nicht-Mehr-Erwähnen der eigenen Erfahrungen im Standardwerk<br />

hat meine Angstvermutung angestoßen. Angst mit allen Konsequenzen im<br />

Zusammenhang mit tiefen Erfahrungen menschlichen Schattens zu erleben,<br />

ist menschlich wohl kaum zu vermeiden und sinnvoll. Zimbardos in<br />

Nichterwähnung der eigenen Erfahrungen sichtbar werdende<br />

Abwehrhaltung scheint mir denn auch kein Einzelfall zu sein, sondern in der<br />

Art der Abwehrreaktion für wesentliche Facetten der technischwissenschaftlichen<br />

Kultur zu stehen, an der wir alle teilhaben.<br />

Von diesen Überlegungen aus lassen sich aus den eben skizzierten Meilensteinen<br />

der Berufsbiographie Zimbardos Fragen ableiten. Diese sind für<br />

mich von grundsätzlicher Bedeutung und mit kurzen und vorläufigen<br />

Antwortskizzen versehen:<br />

1. Sind Experimente an Menschen mit oder ohne Einverständnis der<br />

Beteiligten im wissenschaftlichen und im wirtschaftlichen/gesellschaftlichen<br />

Umfeld ethisch vertretbar? Wenn ja, in welchem<br />

Rahmen und wo sind die Grenzen? Die gleiche Fragen stellen sich<br />

bezüglich psychodynamischer Manipulationsprozesse.<br />

Meine Haltung hinsichtlich des Umgangs mit Experimenten ist von der<br />

Notwendigkeit klar und für alle transparent formulierter Rahmenbedingungen<br />

und Settings unter Beachtung des Entwicklungsstandes der<br />

Beteiligten geprägt. Die Notwendigkeit der Würdigung der Verantwortung<br />

des Einzelnen ist damit verbunden. Sie verbietet grundsätzlich<br />

vorsätzliche Manipulation und erfordert das Streben danach, eigene<br />

unbewußte Manipulationstendenzen für sich zu klären und zu heilen.<br />

2. Die grausamsten Auseinandersetzungen der bekannten Weltgeschichte<br />

fanden im Zeitalter der Rationalität und Aufklärung statt. Ist ein Rückzug<br />

auf Rationalität – so verständlich er scheint – vor diesem Hintergrund<br />

vertretbar?<br />

Meine Antwortskizze hat bisher folgende Elemente:<br />

a) Die Beschränkung auf Rationalität und rationale Kontrolle wehrt<br />

Nicht-Rationales in eine Schattenexistenz ab.<br />

b) Da solches für uns kulturtypisch ist, ist zu erwarten, daß mit der<br />

Aktualisierung solcher Schattenanteile individuelle und kollektive<br />

Phänomene wirksam werden.<br />

c) Auf Normung und Durchschnittsbildung ausgerichtete Bildungs-,<br />

Wissenschafts-, Führungs- und Kontrollsysteme stärken Tendenzen<br />

von Konformität und Ich-Schwäche, die die Gefahr des

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