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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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ebenfalls phänomenologisch. 914 Aus der Goetheschen Phänomenologie hat<br />

sich als relativ junges Weltbild die Anthroposophie aus dem<br />

Gründungsimpuls Rudolf Steiners 915 entwickelt. Der kontemplative Prozeß,<br />

der mit diesem Weltbild verbunden ist, wird beschrieben als dreistufige<br />

Höherentwicklungs- und Wandlungsmöglichkeit des Bewußtseins, mit dem<br />

ein ausgebautes System von Übungen verbunden ist. 916 Danach sind diese<br />

Stufen des Bewußtseins beschreibbar als 917 :<br />

1. Imagination ist eine Wahrnehmungsart des Geistigen, die es erlaubt,<br />

das Geistige in der Sprache von inneren Bildern in sich aufzunehmen<br />

und zu bearbeiten.<br />

2. Inspiration ist mit einem inneren Hören beschreibbar. 918<br />

3. Intuition kann beschrieben werden als das direkte Berühren und<br />

Berührtwerden durch Geistiges, das sich im Bewußtsein nicht mehr in<br />

der Form des Bildes oder des Inspirativ-Melodischen äußert.<br />

Friedrich Glasl beschreibt ausgehend von Christentum, Anthroposophie und<br />

griechischer Heilkunst in «Konflikt, Krise und Katharsis und die Verwandlung<br />

des Doppelgängers» in vier Schritten und vier Dimensionen den<br />

Durchgang durch einen Wandlungsprozeß in Richtung eines Gewahr-<br />

Lebens des höheren Selbst für Individuen und Organisationen. Die Vier<br />

914 Vgl. Bortoft 1995, Steiner 1979 (GA2).<br />

915 Rudolf Steiners Frühwerk ist das eines anerkannten Goetheforschers in Weimar. Aus dieser Zeit<br />

stammen die «Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften» und «Grundlinien<br />

einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung». (Vgl. Steiner 1987 (GA 1); Steiner<br />

1979 (GA 2).) Rudolf Steiner ist in Person und Werk naturgemäß umstritten, weil er aus diesem<br />

Ausgangspunkt heraus zu Beginn des 20. Jhdts. ein spirituell fundiertes Weltbild entwickelte und<br />

vertrat, was überzeugten Materialisten mindestens suspekt sein müßte und weil dieses Weltbild<br />

nicht im stillen Kämmerlein blieb, sondern in verschiedenen Organisationen wirksam war und ist.<br />

Die Auseinandersetzung mit Leben und Werk von Rudolf Steiner wird wohl auch dadurch<br />

geprägt, daß ihm, wie ich vermute, eine gewisse persönliche Eigenwilligkeit nicht fremd gewesen<br />

sein kann. Wo Licht ist, ist auch Schatten und es gibt für mich keinen erkennbaren Grund, warum<br />

Rudolf Steiner von dieser Regel ausgenommen sein sollte. Zu Biographien vgl. Hemleben 1963,<br />

Wehr 1994; Zeylmans van Emmichoven 1963. Eine nicht umfassende Autobiographie ist Steiner<br />

1982 (GA28). Rudolf Steiners Werk ist wirksam durch Waldorfpädagogik; Ansätze im Heil- und<br />

Gesundheitswesen sowie Unternehmen, die nach diesen Grundsätzen geführt werden und/oder<br />

deren Leistungen auf das Werk Steiners gestützt sein können (dm-drogeriemarkt, NPI-Holland,<br />

Trigon-Unternehmensberatung, Weleda-Heilmittel; biologisch-dynamische Landwirtschaft usw.).<br />

Wenn aus Anthroposophen Anhänger Steiners werden, ist der Anschein von Dogmatismus und<br />

„Ver-Steinerung“ genauso wie bei Gegnern nicht immer als unbegründet von der Hand zu<br />

weisen. Der Artikel zur Person im Brockhaus ist ohne wahrnehmbare Anhänger- und<br />

Gegnerschaft verfaßt. »In seine Werke findet eine umfassende Kenntnis der zeitgenössischen<br />

Wissenschaften Eingang, die in denkerischen Zusammenhang gestellt und durch okkultes Wissen<br />

und Anknüpfung an die Mysterientraditionen der Menschheit ergänzt wird.« (Brockhaus Bd. 21,<br />

S. 138 f.)<br />

916 Vgl. z.B. Steiner 1994.<br />

917 Vgl. Wehr 1994b, S. 71 ff.; Wehr 1994, S. 87 ff. Anthroposophische Autoren, die mit<br />

unterschiedlichen Gewichtungen das anthroposophische Geistes- und Menschenbild aufarbeiten,<br />

sind Stephan Leber, Bernard C. Lievegoed, Georg Kühlewind, Eckard Witzenmann und Frederik<br />

Willem Zeylmans van Emmichoven.<br />

918 Ich vermute, daß Wahrnehmungen von Schicksalszusammenhängen in dieser Form auftreten<br />

können. Der Begriff „Schicksalsmelodie“ verweist darauf.

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