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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Multitasking ist technische Realität, die für sich genommen weder negativen<br />

noch positiven Charakter hat. Auf das Verhalten einzelner Menschen<br />

übertragen ist es genauso widernatürlich, wie es für Organisationen, in<br />

denen Menschen zusammenarbeiten, elementar ist.<br />

Der Mensch, der innere Orientierung hat, wird sich aus der Kakophonie<br />

äußerer Reize diejenigen Inhalte auswählen, in die sich nacheinander zu<br />

vertiefen und an denen zu arbeiten sich für ihn als sinnvoll erweist – mit<br />

allen Möglichkeiten des Irrtums. Konzentration auf das Wesentliche ist auch<br />

dann noch möglich und führt zu sinnvollen Handlungen und zu bewußtem<br />

Verzicht. Die Kakophonie äußerer Reize führt bei fehlendem inneren<br />

Sinnbezug und fehlender innerer Stabilität in Verbindung mit den menschlichen<br />

Versuchen, maschinelles Multitasking individuell nachzuäffen,<br />

schneller zu Orientierungslosigkeit und in existentielle Krisen, als althergebrachte<br />

Konsumgewohnheiten der Industriegesellschaft. Diese Krisen<br />

stellen die ultimative Aufgabe des Phönix in einer der Konsumgesellschaft<br />

angemessenen Form: Mensch, friß oder stirb. Im letzten Fall ist der Kontakt<br />

mit dem Absoluten dann zwangsläufig da.<br />

Der Glaube, durch Multitasking und Multimedia im Absoluten anzukommen,<br />

enthüllt sich so auch praktisch in alltäglichen Symptomen psychischer<br />

und psychosomatischer Störungen und Erkrankungen wie Lernschwierigkeiten,<br />

Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten als Aberglaube.<br />

Wenn psychische und psychosomatische Erkrankungen unter Kindern und<br />

Jugendlichen auffallend zunehmen, dann liegt es nahe, zu vermuten, daß<br />

Lebensumstände und Lebensweisen darauf erheblichen Einfluß haben.<br />

Multitasking führt auch nach Aussage des Hirnforschers Pöppel »nicht zu<br />

schnellerem Denken, sondern zu größerer Hektik«, aufgrund derer man sich<br />

verzettelt und die Konzentrationsfähigkeit schädigt. 1404 Ich glaube daher<br />

nicht an die funktionale Problemlosigkeit des Multitasking in der Multimediawelt,<br />

deren Schattenseiten unter dem Stichwort Reizüberflutung<br />

zusammengefaßt werden können und sich in Krankheitsbildern wie<br />

Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS), Depressionen und Hyperaktivität<br />

und bei offenbar verbreitet abnehmender Lernfähigkeit auswirken.<br />

Wieviel psychoaktive Substanzen verabreicht oder „freiwillig“ konsumiert<br />

werden, um Menschen unauffällig daran anzupassen, was Maschinenwelten<br />

erforderlich zu machen scheinen, ist weitere Untersuchungen wert.<br />

Angesichts der zunehmenden Wissensdefizite von Jugendlichen, wie sie in<br />

Gottes, die größer ist als die eigene Intelligenz und Existenz.« (Sr. Caecilia Bonn OSB in<br />

Hildegard von Bingen 1998, S. 12)<br />

1404 Pöppel zitiert nach Geißler 2002, S. 34 f.

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