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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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faktoren existiert als Grundhaltung in vielen aktuellen Systemen mehr oder<br />

weniger deutlich sichtbar fort. Die damit verbundenen zeittypischen<br />

wissenschaftlichen Methoden der Organisationsführung behandeln Menschen<br />

und Organisationen wie mechanische Teile, die es gilt, unter funktionalen<br />

Aspekten zusammenzufügen. 133<br />

Im Konzept von Erich Gutenberg wird der Mensch dementsprechend als<br />

anonymer Produktionsfaktor Arbeit behandelt, so als sei er keine Individualität,<br />

die Träger eigenen Bewußtseins und eigener Würde ist. Daraus folgt<br />

der Anspruch, den Menschen von außen zu beherrschen. Es gilt, ihn in unter<br />

einseitiger Betrachtung möglicher Normabweichungen als „Fehleranfälligkeit“<br />

möglichst wenig störend und in dieser Weise effizient in ökonomischtechnische<br />

Prozesse einzubinden. Aus dieser Art von Effizienz folgt jedoch<br />

nicht nur die Unterdrückung menschlicher Schwächen, sondern auch die<br />

Unterdrückung der Qualitäten und individuellen Potentiale, die Menschen<br />

im Unterschied zu menschengeschaffenen Werkzeugen und Maschinen<br />

auszeichnet. Indem Menschen den Möglichkeiten des Einbringens ihrer<br />

Individualität beraubt werden, läuft man daher verstärkt Gefahr, daß sie zu<br />

dem Störfaktor werden, der mit rigiden Kontrollsystemen gerade verdrängt<br />

werden soll. 134<br />

Mit rational-analytischen Prinzipien geht eine zustandsorientierte Betrachtung<br />

des Wirtschaftslebens und der darin befindlichen Menschen einher.<br />

Eine Folge von Systemzuständen wird in so gearteten Organisationskonzepten<br />

dann als Prozeß betrachtet. Gutenberg initiierte diese Betrachtungsweise,<br />

indem er Produktion als Prozeß der Kombination der Faktoren<br />

Arbeit, Betriebsmittel und Werkstoffe darstellte. 135<br />

Er beschäftigte sich jedoch auch mit der in seiner Nachfolge oft vergessenen<br />

Frage, inwiefern es zulässig sei, den Menschen nur als gleichgeordneten<br />

133 Vgl. Bowles 1994, S. 387, S. 393.<br />

134 Beyer et al. illustrieren die Provokation von Fehlern durch rigide Kontrollen am Beispiel<br />

tayloristischer Produktionskonzepte und autoritärer Führung. Der Mensch wird solcherart als<br />

Fehlerquelle und Kostenfaktor gesehen und behandelt. Auf längere Sicht entsteht durch<br />

monotone und restriktiv kontrollierte Routinetätigkeiten Demotivation und „Drückebergerei“.<br />

Diese Tätigkeiten lassen die Mehrzahl der Menschen im Betrieb häufig genau zu dem werden,<br />

was man bei der Gestaltung von Organisationsstrukturen von ihnen erwartet hatte: ein Störfaktor.<br />

(Vgl. Beyer et al. 1996, S. 23.) Die Idee, daß Führung auch in der Weise wirken kann, daß sie den<br />

Charakter einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung hat, ist nicht neu. McGregor arbeitete diesen<br />

Zusammenhang in seinen Überlegungen zur theory X und zur theory Y heraus. (Vgl. McGregor<br />

1973.) Pullig beschreibt, daß organisatorische Strukturen, die auf der Idee der<br />

Vermaschinisierung und Verdrängung des als Störfaktor angesehenen Menschen beruhen,<br />

Tendenzen unterstützen, die den Menschen tatsächlich zum Störfaktor werden lassen, anstatt sich<br />

entfaltende Individualitäten für das Aufblühen von Organisationen wirken zu lassen. (Vgl. Pullig<br />

2000, S. 21.) Entwicklungen solcherart sind jedoch nicht zwangsläufig: Es gibt immer wieder<br />

Menschen, die trotz organisatorischer Grausamkeit nicht zum Störfaktor werden, sondern sich<br />

ihre individuelle Integrität und Konstruktivität bewahren.<br />

135 Gutenberg hat das Konzept „Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe“ ausdifferenziert ohne den<br />

funktionalen Charakter aufzuweichen. Er unterteilte z.B. den Faktor Arbeit in einen dispositiven<br />

und einen produzierenden Teilfaktor.

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