25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

230<br />

chungsgegenständen in verschiedenen quantitativen Verfahren in Modelle<br />

einzubeziehen. Qualitativen Merkmalen wird in quantitativen Modellen eine<br />

Skala mit nominalem Skalenniveau zugeordnet 611 .<br />

Daraus könnte bei oberflächlicher Betrachtung abgeleitet werden, daß das<br />

Problem der angemessenen Erfassung und Berücksichtigung qualitativer<br />

Phänomene innerhalb quantitativer Modelle hinreichend gelöst ist. Das ist<br />

nur aus einer einseitig-methodischen Perspektive haltbar. Qualitatives verschwindet<br />

in seiner Substanz durch Formalisierung bzw. hinter dieser Formalisierung.<br />

Diese Diagnose kann auf drei Arten begründet werden, von<br />

denen hier nur eine besprochen wird 612 . Die einfachste Begründung ist auf<br />

sachlich-methodischer Ebene angesiedelt. Zu diesem Zweck sind „Merkmal“<br />

und „Phänomen“ voneinander zu unterscheiden:<br />

1. Ein Phänomen ist »das Erscheinende, sich den Sinnen Zeigende; der<br />

sich der Erkenntnis darbietende Bewußtseinsinhalt (Philosophie)« 613 . Es<br />

ist etwas Ganzes, ein einheitliches in sich vollständiges Objekt, welches<br />

seinem eigenen Entwicklungs-Gesetz genügt. Indem ein Phänomen<br />

sowohl das Sinnliche als auch den Bewußtseinsinhalt umfaßt, beinhaltet<br />

es die Polaritäten von:<br />

a) Außen und Innen,<br />

b) Materie und Geist,<br />

c) Welt und Ich.<br />

Betrachtet man in dieser Weise Wirklichkeit als Phänomen, das wiederum<br />

aus mehreren ineinander wirkenden Phänomenen besteht, wird<br />

folgendes deutlich: Das wissenschaftlich geprägte Weltbild der Neuzeit<br />

betrachtet nur die auf das Äußere bezogene Seite der Realität und blendet<br />

die Dimension des Innerlich-Geistigen fast vollständig aus. Dementsprechend<br />

beschäftigt sich Statistik bewußt und unmittelbar nur mit<br />

Merkmalen.<br />

2. Ein Merkmal ist »…eine spezielle Eigenschaft, die ein Erscheinendes<br />

von einem anderen unterscheidet« 614 . Ein Merkmal ist also ein von<br />

einem Phänomen künstlich abgesonderter Zustandsindikator. Dieser<br />

läßt Einzelheiten sichtbar werden und ist daher kein<br />

Entwicklungsbegriff, sondern ein willkürlich vom Ganzen abgetrennter<br />

und vergangenheitsbezogener Zustandsindikator.<br />

611 Zur Definition von „Nominalskala“ vgl. S. 226, Fußnote 604.<br />

612 In diesem Kapitel ist nur eine Begründung ausgeführt. Daß Qualitatives in seiner Substanz durch<br />

Formalisierung verschwinden muß, kann auch erkenntnistheoretisch und methodisch-logisch<br />

begründet werden. Auf weitere Ausführungen kann hier jedoch verzichtet werden.<br />

Für eine Einführung in computergestützte qualitative Methoden vgl. Kelle 1995.<br />

613 Duden 1982, Bd. 5, S. 586

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!