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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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und Biographie von Einzelpersonen geprägt. Spekulationsblasen sind also<br />

auf einen weit verbreiteten Mangel an Sachkenntnis und Sinnorientierung<br />

bei Finanztransaktionen angewiesen und ein Ausdruck „der“<br />

Zivilisationskrankheit des modernen „aufgeklärten“ Bewußtseins: Ein<br />

Übermaß an funktionaler Orientierung maskiert Sinnentleerung.<br />

Die jüngste derartige Entgleisung betraf zuerst den „Neuen Markt“ mit<br />

seinen „High-Tech“-Titeln und riß die „Old Economy“ mit. »Dax 10000,<br />

warum die Kurse steigen« titelte das Fachblatt «Finanzen» noch im<br />

September 1998. 321 Im März 2003 sank der DAX auf die Marke von 2203<br />

Punkten. 322 Die Entwicklung im „Neuen Markt“ und dem dazugehörigen<br />

Nemax-50-Index illustrierte die konservative Tageszeitung «Die Welt» im<br />

Juli 2002 unter der Überschrift »Der Sensenmann geht um«. Der Zug der<br />

Lemminge lasse jede Rationalität vermissen und reiße in Panik alles<br />

unterschiedslos in den Abgrund. 323 Im September 2002 betrug der Stand des<br />

Index der Leitwerte des „Neuen Marktes“ Nemax-50 deutlich weniger als 5<br />

% seines Höchststandes vom März 2000 und seine Abschaffung wurde<br />

beschlossen 324 . Betrachtet man die Vorgänge des Crashs zusammen mit<br />

denen während der Boom-Phase, wurde nicht Rationalität durch Irrationalität<br />

abgelöst, sondern eine Form kollektiver Irrationalität durch eine andere.<br />

Auf hysterische Euphorie folgte Panik. Kein Wunder bei massiver Sinnentleerung<br />

und bei genauso massivem Realitätsverlust. Bernard Lietaer fand<br />

dafür folgende Worte: Vom Volumen des globalen Devisenhandels »haben<br />

lediglich 2 oder 3% mit realem Handel oder Investitionen zu tun. […] Das<br />

bedeutet, dass die Realökonomie zu einem mickrigen Zuckerguß auf dem<br />

spekulativen Kuchen herabgewürdigt worden ist, das glatte Gegenteil von<br />

dem Zustand, wie er noch vor zwei Jahrzehnten vorherrschte.« 325<br />

Im Börsenjargon findet dementsprechend Angst ihren Niederschlag. Panik,<br />

Depression, Niedergeschlagenheit auf der einen Seite und Hysterie, Jubel,<br />

Euphorie, Kaufrausch auf der anderen Seite sind Teile alltäglicher Berichterstattung.<br />

Versuche, Exzesse beruhigend gesundzubeten, gehören zum<br />

Szenario. U.S.-Notenbankchef Alan Greenspan warnte im Oktober 1999 vor<br />

einem Umschwung im Börsenmarkt, der bei individuellen und institutionellen<br />

Anlegern gleichermaßen zu »Panikreaktionen« führen könne. 326<br />

Anfang 2000 charakterisiert er die Vorgänge an den internationalen Börsen<br />

321 Vgl. «Spiegel» 42/1998, S. 44.<br />

322 Sewöster 2004, S. «Wirtschaft», ohne Seitenzählung<br />

323 Vgl. Fabricius 2002, S. 17.<br />

324 Vgl. Einecke et al. 2002, S. 19.<br />

325 Lietaer zitiert nach Gelder 1999, S. 5<br />

326 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.) 1999, S. 13.

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