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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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hinausgehenden Vagheiten und Unschärfen in der praktischen Anwendung<br />

von quantitativen Methoden in sozialen Zusammenhängen ist diese Frage<br />

auf die gesamte empirische Datenanalyse in sozialen Zusammenhängen<br />

übertragbar. Der Begriff Meßbarkeit weicht so weit von den subjektiven<br />

Realitäten des Menschseins in Organisationen ab, daß mit den meisten<br />

Anwendungen von Statistik, die in traditioneller Weise mit dem Ideal<br />

„Objektivität“ hantieren, ein partieller Realitätsverlust verbunden ist.<br />

Aufgrund dessen wird ein Maß an Objektivität und Exaktheit suggeriert, das<br />

in naturwissenschaftlichen Zusammenhängen längst als nicht haltbar<br />

erkannt ist und in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften,<br />

Humanwissenschaften und in organisatorischer Praxis erst Recht nicht<br />

annähernd erreichbar ist. Was Rupert Sheldrake mit Blick auf<br />

naturwissenschaftliche Anwendungen von Mathematik konstatiert, kann<br />

jedoch uneingeschränkt auch für angewandte Statistik in organisatorischen<br />

Zusammenhängen übernommen werden: Es werden mathematische Modelle<br />

von verschiedenen Aspekten der Natur erstellt und dann auf die Natur<br />

projiziert, »wodurch die Illusion erzeugt wird, sie wären äußere<br />

Wirklichkeit. Die Mathematik läßt sich schlicht als Erweiterung der Sprache<br />

begreifen.« 691 Daher sind Modelle nicht nur Abbilder äußerer Realität.<br />

Modelle sind selbst Realitäten, mit denen wiederum neue innere und äußere<br />

Realitäten hervortreten, indem sich mit Modellen technische Gegebenheiten<br />

und organisatorische Strukturen ändern. Diese Realitäten kann man in<br />

Wissenschaft und Technik u.a. an den Entwicklungen von Cyber-Realitäten,<br />

Internet und „Künstlicher Intelligenz“ und anhand jeder<br />

Computeranwendung beobachten. Mit Oswald Wiener: »Das „Modell“ als<br />

Ganzes ist nicht isomorph mit dem „Objekt“, sondern ein Komplement, eine<br />

Interaktionsinstanz, die indes an strategischen Stellen Ersatz für fehlende<br />

Empfindungskomplexe schaffen kann.« 692 Diese sind Modelle unabhängig<br />

2. Alchimie wird von wissenschaftlich eingestellten Menschen häufig mit Aberglauben<br />

gleichgesetzt, ohne diese näher betrachtet zu haben. Es ist eine spezielle Abart von Aberglaube<br />

und Dogma, zu behaupten, etwas sei Aberglaube, das man nicht kennt. (Vgl. Gebelein 1996, S.<br />

363 f.)<br />

691 Sheldrake et al. 1997, S. 57 ff.<br />

692 Wiener 1996, S. XV Oswald Wieners Überlegungen sind aus meiner Sicht nicht „in sich<br />

geschlossen“ und widerspruchsfrei, so daß in der Bearbeitung mehr Differenzierung<br />

wünschenswert ist, als sie in diesem Text geleistet wird, zur Illustration:<br />

»Ich wollte deutlich machen, daß die Versuche der Künstlichen Intelligenz, gerade wo ihr<br />

Anspruch gestiegen ist, die einzigen Unternehmungen waren, welche nennenswert zum Verstehen<br />

des Verstehens beigetragen haben.« (Wiener 1996, S. 95) »Die ´informierte Gesellschaft´ ist eben<br />

dadurch eine formierte Gesellschaft. Die Nachricht ist immer Gelegenheit der Obrigkeit, die<br />

Information an sich schon Instrument der Bewahrung, ein Steuerimpuls. […] Die<br />

Informationstheorie ist rein behavioristisch.« 692 (Wiener 1996, S. 10) »Die eingegangene, in die<br />

Wissenschaft eingegangene Freiheit verlautbart für richtig, wichtig und wirklich, was simuliert<br />

werden kann. Die Theorien, an denen man sie packen konnte, verschwinden aus den Augen,<br />

sobald sie dargestellt sind: ein funktionierendes Gerät bedarf keiner Prinzipien mehr, bloß noch<br />

der Wartung. Die Modelle werden als solche erstklassige Wirklichkeit und als solche fraglos. Die

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