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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Grundhaltungen destruktiver Natur. Dieses destruktive Wirken basiert unter<br />

anderem darauf, daß nicht-rationale Realitäten, die mit Konkurrenz<br />

verbunden sind, ausgeblendet werden und von den Menschen unbeachtet<br />

und ungestaltet weiterwirken, sowie darin, daß Destruktivität im Gegeneinander<br />

bewußt eingesetztes Mittel zur Erreichung egoistischer Ziele ist.<br />

Wie tief Qualitäten von Konkurrenz, Konflikt und Krieg im westlichen<br />

Alltag verwurzelt sind, kann gezeigt werden, wenn man so etwas Grundlegendes<br />

wie Kommunikation zwischen Menschen am Beispiel der Sprache<br />

anschaut. Sprache repräsentiert und prägt Denken, Fühlen und Wollen aller<br />

Beteiligten auf den Ebenen von elementaren Bildern und persönlich<br />

gefärbten Grundhaltungen.<br />

Lakoff et al. haben wie Pasierbsky Kommunikation unter Menschen der<br />

technisch-wissenschaftlich geprägten westlichen Hemisphäre (von der<br />

Sprache her) als vorwiegend kriegerisch herausgearbeitet. Der Zugang von<br />

Fritz Pasierbsky ist im Hinblick auf die Qualitäten des menschlichen<br />

Umgangs vollständiger, als der Zugang von Lakoff et al. Er untersucht<br />

«Krieg und Frieden in der Sprache» 462 . »Argumentieren ist Krieg« ist also<br />

eine genauso einseitige wie machtvolle Metapher zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation. So werden in konfrontativer Grundhaltung Positionskämpfe<br />

ausgetragen, Standpunkte verteidigt, Vorstellungen attackiert, mit<br />

dem Ziel, persönliche Vorteile zu erlangen. 463 Organisation ist entsprechend<br />

dieser Grundbilder von Kommunikation nach Türk nicht auf Gemeinschaftsbildung,<br />

sondern auf Konkurrenz angelegt. Abwehr, Ausgrenzung<br />

und Ausübung von Herrschaft sind so die zentralen Mechanismen einer auf<br />

462 Vgl. Pasierbsky 1983.<br />

463 Dazugehörige Handlungsweisen und Deutungen sind das Angreifen von (vermuteten)<br />

Schwachstellen einer Argumentation, das Treffen ins Schwarze, „Schießen Sie los!“, das<br />

Niedermachen von Argumenten und Gegnern, das Aufbauen und Angreifen von Positionen und<br />

Verteidigungslinien, Drohungen, Finten und Manöver, Rückzüge, Gegenangriffe, Kapitulation,<br />

Beleidigungen und Verletzungen und konfrontative Verhandlung. (Vgl. Lakoff et al. 1998, S. 11<br />

ff, S. 76 ff., S. 93 ff.) Diese Handlungsweisen treten verdeckt von Rationalitätsansprüchen ebenso<br />

wie unmaskiert auf.<br />

»Tatsache ist, daß nicht nur die „rationalen“ Argumentationen, die angeblich dem Ideal des<br />

RATIONALEN ARGUMENTIERENS verpflichtet sind, in Begriffen der KRIEGFÜHRUNG konzipiert<br />

werden; in fast allen „rationalen“ Argumentationen finden sich – in versteckter Form – ebenso<br />

die „irrationalen“ und „ungerechten“ Taktiken, die beim rationalen Argumentieren in seiner<br />

Idealform doch eigentlich überwunden werden.« (Lakoff et al. 1998, S. 78) »Gleichgültig, ob wir<br />

uns in wissenschaftlichen, philosophischen oder juristischen Gefilden bewegen, in denen man<br />

nach dem Ideal des rationalen Argumentierens strebt, oder ob wir nur unseren Standpunkt in der<br />

Familie durchsetzen möchten und deshalb mit den Angehörigen verhandeln; die Art, wie wir<br />

unser Argumente konzipieren, vorbringen und beschreiben, ist verankert in der Metapher<br />

ARGUMENTIEREN IST KRIEG.« (Lakoff et al. 1998, S. 79)<br />

Lakoff et al. bezeichnen das kooperative Alternativmodell zur »Argumentation« als<br />

»Unterhaltung« und sehen den entscheidenden Unterschied darin, daß der »Übergang in die<br />

Argumentation primär dadurch gekennzeichnet ist, daß sich das [eig. Anm.: nicht immer<br />

bewußte] Gefühl einstellt, in einen Kampf involviert zu sein.« (Vgl. Lakoff et al. 1998, S. 95.)

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