25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

429<br />

12.3 Die Organisation als Organismus: elementare Qualitäten<br />

12.3.1 Über Möglichkeiten, Grenzen und Konsequenzen des Bildes<br />

„Organisation als lebendes System“<br />

Es existieren verschiedene Grundüberzeugungen von den Prinzipien, die<br />

einen Organismus und sein Leben ausmachen. Dementsprechend vielfältig<br />

und unterschiedlich sind die Inhalte, wenn Organisationen als Organismus<br />

angeschaut werden. Bei der zur Zeit vorherrschenden Sicht auf Leben<br />

handelt es sich um funktionale Sichtweisen auf Organismen, die aus<br />

traditionellen naturwissenschaftlichen Anschauungen heraus entstanden<br />

sind und von daher in ebenso traditionellen und funktionellen<br />

Möglichkeiten und Grenzen ihren Rahmen abstecken.<br />

Je nachdem, welcher Begriff von Leben dem Organismusbild der Organisation<br />

zugrunde liegt, entstehen wie oben gezeigt, qualitativ unterschiedliche<br />

Bilder und Realitäten in und von Organisationen. Unabhängig von der<br />

Hinwendung zu einem Organismusbild der Organisation beeinflussen also<br />

bewußte und unbewußte Grundbilder von der Natur des Menschen die<br />

Gestaltung von Organisationsstrukturen und –prozessen bis hin zur Qualität<br />

von Prophezeiungen, die sich selbst erfüllen 1048 .<br />

1048 Beyer et al. illustrieren die Wirkung solcher inneren Bilder am Beispiel tayloristischer Produktion<br />

und autoritärer Führung. Der Mensch wird innerhalb dergestalter Systeme als Fehlerquelle und<br />

Kostenfaktor gesehen und behandelt. Auf längere Sicht entsteht durch monotone und restriktiv<br />

kontrollierte Routinetätigkeiten Demotivation und Drückebergerei. Diese Tätigkeiten lassen so<br />

Menschen im Betrieb häufig zu dem werden, was man bei der Gestaltung von<br />

Organisationsstrukturen erwartet hatte: ein Störfaktor. (Vgl. Beyer et al. 1994, S. 23.) Die Idee,<br />

daß Führung auch in der Weise wirken kann, daß sie den Charakter einer sich selbst erfüllenden<br />

Prophezeiung hat, ist nicht neu. McGregor arbeitete diesen Zusammenhang in seinen<br />

Überlegungen zur theory X und zur theory Y heraus. (Vgl. McGregor 1973.) Ein Hinweis auf<br />

Möglichkeiten menschlicher Freiheit wird bei differenzierter Betrachtung auch an diesem Punkt<br />

sichtbar. Es gibt immer Menschen, die trotz organisatorischer Grausamkeit nicht zum Störfaktor<br />

werden, sondern sich ihre individuelle Integrität und Konstruktivität bewahren. Unendlich<br />

fruchtbarer ist es jedoch, auf der Basis eines realistischen und positive Aspekte fördernden<br />

Menschenbildes, Organisationen als Nährboden und Treibhäuser neuer Entwicklungen zu<br />

gestalten, die von den Beteiligten gemeinsam getragen werden.<br />

Bei genauer Betrachtung läßt sich in der Regel das mit dem jeweiligen Modell und der<br />

individuellen Organisation verbundene Menschenbild herausarbeiten. Hierzu existieren<br />

verschiedene Systematiken. Diese beschreiben, wie unterschiedliche Menschenbilder zu jeweils<br />

unterschiedlichen Organisationsentwicklungs- und Managementverhalten führen. (Vgl.<br />

McGregor 1973, S. 47 f., S. 61 f.; Schein 1980, S. 50 ff.; für eine Übersicht: Staehle 1991, S. 172<br />

ff.)<br />

Die Gestaltung der formellen und informellen Koordinations- und Entscheidungsstrukturen kann<br />

die in einer Unternehmung vorherrschende Sichtweise auf den Menschen sichtbar machen. Die<br />

mit Menschenbildern verbundenen Wirkprinzipien entziehen sich im wesentlichen rationaler<br />

Planung und werden daher häufig nicht hinreichend in Gestaltungsprozessen beachtet. Für die<br />

Realisation organisatorischer Prozesse haben sie dessen ungeachtet hohes Gewicht. (Vgl. Pullig<br />

1993, S. 28, S. 30, S. 59 ff.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!