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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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2. Riten bilden eine eigene Kategorie von Handlungen. Sie sind selbst im<br />

Vollzug aufgeladenes und bildhaft-symbolisches Handeln, das Bedeutungen<br />

transportiert, verstärkt, verdeutlicht oder auch verbirgt.<br />

Religiöse Organisationen sind institutionelle Träger des Wissens um die<br />

Bedeutungen und Möglichkeiten rituellen Handelns.<br />

3. Riten sind aus dem bewußten Lebensvollzug moderner Organisationen<br />

wie Metaphern und Symbole mit Ausnahmen bisher noch weitgehend<br />

verschwunden. Sie haben jedoch immer existiert; wenn nicht bewußt<br />

gestaltet, so doch in ihren entleerten und/oder pervertierten Formen als<br />

Suggestionstechnik oder Zwangshandlung. Deal und Kennedy haben<br />

herausgearbeitet, daß auch unter den Bedingungen einer säkularisierten<br />

Gesellschaft Rituale kulturellen Zusammenhalt schaffen und<br />

ausdrücken und so Bedingung längerfristiger Existenz und<br />

wirtschaftlichen Erfolges von Organisationen sind 1018 . Die sinnentleerte<br />

Form von Ritualen bezeichnet Türk als Ritualismen und deutet sie als<br />

Ausdruck eines Motivationsverlustes, der wiederum Ausdruck<br />

pathologischer Entwicklungen in Organisationen ist, die nach<br />

mechanistischen Prinzipien gestaltet sind 1019 . Organisationsformen, die<br />

Entfremdung und Sinnleere fördern, führen naturgemäß zu<br />

entsprechend äußerlich sinnentleerten Ritualen, die man durchaus als<br />

Ritualismen bezeichnen kann. Von daher ist klar, daß jede Handlung,<br />

die regelmäßig vollzogen wird, zu einem Ritualismus werden kann, egal<br />

wie sinnvoll, angemessen und erfolgreich sie einmal war. 1020 In der<br />

Psychologie tauchen diese Rituale in ihrer entleerten Form als<br />

»zwanghafte Persönlichkeitsstörung« wieder auf 1021 . Bei hinreichend<br />

offener Selbstbeobachtung wird vermutlich jeder bei sich<br />

wiederkehrende Handlungsmuster entdecken, die mehr oder weniger<br />

sinnvoll waren und/oder sind, aber in der Gegenwart mehr durch<br />

Routine, als durch bewußten Vollzug gekennzeichnet sind 1022 .<br />

1018 Vgl. Deal et al. 1982, S. 5 ff.<br />

1019 Vgl. Türk 1976, S. 156.<br />

1020 Deal et al. beschreiben als Beispiel für die Sinnentleerung von Ritualen die Karriere von Bob<br />

McNamara. Er strukturierte nach Abschluß der Harvard Business School mit angewandten<br />

statistischen Methoden erfolgreich das Management bei Ford um. Im Verteidigungsministerium<br />

scheiterte McNamara mit eben jenen Methoden, als es um die Führung des Vietnamkrieges ging.<br />

Der Grund dafür war, daß die auf quantitativ-rationale Methoden beschränkten Rituale des<br />

Managements von Industriebetrieben, für den Verlauf des Krieges Wesentliches wie<br />

psychologische und kulturelle Abweichungen von industrietypischen Szenarios und kulturelle<br />

Unterschieden zwischen den USA und Vietnam ausblendeten. (Vgl. Deal et al. 1982, S. 82 ff.)<br />

1021 Vgl. Zimbardo 1998, S. 614, S. 618 f.<br />

1022 Der Alltag ist davon genauso betroffen wie alltägliche oder wissenschaftlich untermauerte<br />

Kommerzhandlungen, wie Gewohnheitskäufe, Verehrungs- und Konsumrituale rund um<br />

„Kultartikel“, Fan-Devotionalien usw. (Vgl. Sellmann et al. 2000.) Wissenschaftliche<br />

Abhandlungen zum Gewohnheitskauf und zum gewohnheitsmäßigen Handeln findet man bei<br />

Kroeber-Riel und in den Folgeauflagen bei Weinberg im Werk «Konsumentenverhalten» unter

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