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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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3. Preisaufbewahrungsmittel (Möglichkeit der zeitlichen Verschiebung<br />

von Konsum gegen Geld sowie nicht produktionsgebundener finanzieller<br />

Gewinn [Zins]). Üblicherweise wird der Begriff Wertaufbewahrungsmittel<br />

für diese dritte Funktion des Geldes verwendet. Diese<br />

Bezeichnung ist sachlich irreführend und verdeckt Existentielles 246 .<br />

Bei einer ersten Betrachtung dieser traditionellen Funktionen des Geldes<br />

fällt auf, daß jeder Bezug dazu fehlt, was man mit Geld in realen wirtschaftlichen<br />

Prozessen tun kann. Diese Funktionen des Geldes sind also ein<br />

lebensfernes Kreisen rund ums Geld. Es handelt sich dabei letztlich um eine<br />

ins Funktionale gewendete Metamorphose des alttestamentarischen Tanzes<br />

um das goldene Kalb 247 . Dieser Tanz findet auch heute noch fast zahlose<br />

nicht-funktionale Realisationen.<br />

246 Vgl. Weise et al. 1991, S. 109 ff. Bei Verwendung des Begriffes »Wertaufbewahrungsmittel«<br />

wird der Wert eines Produktes mit seinem Preis gleichgesetzt. Der Qualitäten unterschiedlicher<br />

Art umfassende Wertbegriff wird in dieser Weise durch einen rein quantitativen Begriff des<br />

Tauschwertes verengt und verfälscht. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Folgen für Natur und<br />

Mensch nicht mehr da sind. Sie entziehen sich vielmehr auf dieser Ebene dem bewußten<br />

Umgang. Legale und illegale Korruption, Grausamkeit gegenüber Tier und Mensch,<br />

Umweltzerstörung sind zwangsläufige Folgen der Haltung, die keinen Unterschied zwischen<br />

Preis und Wert mehr wahrnimmt. Genauso existiert positiver Wert von Gütern, die mit Liebe<br />

produziert, gepflegt, ausgewählt, behandelt, bewahrt und weggegeben werden. Der Wert einer<br />

Dienstleistung ist noch mehr als der Wert eines materiellen Produktes von den Qualitäten des<br />

Austausches unter Menschen abhängig und noch weniger von seinem Preis. Nichtsdestotrotz<br />

kann ein bewußt gezahlter finanzieller Preis Zeichen der Wertschätzung sein.<br />

Preise und die Fähigkeit, finanzielle Preise zu bezahlen, können durch Geld in bestimmten<br />

Grenzen und unter bestimmten Bedingungen aufbewahrt werden. Werte nicht. Menschliche<br />

Werte bilden sich, konkretisieren sich und verfallen durch menschliche Haltungen und<br />

Handlungen.<br />

In funktional ausgerichteten wirtschaftswissenschaftlichen Bezügen wird die Beschäftigung mit<br />

Wertbegriffen als metaphysische Spekulation oder als historische und deswegen uninteressante<br />

Dogmenanalyse abgetan. Das geht so weit, daß die Werttheorie, die sich mit dem ökonomischen<br />

Wert von Wirtschaftsgütern befaßt, ebenfalls aufgrund des Metaphysikvorwurfes zugunsten einer<br />

einfachen Theorie des Geldes ins Hintertreffen geraten ist. (Vgl. Söllner 1996, S. 5.) Die<br />

Wirtschaftswissenschaften entsprechen diesbezüglich weiten Teilen zeitgenössischer<br />

Wissenschaften. Diese Haltung ist sowohl selbstverleugnend als auch aggressiv-missionarisch<br />

nach außen: Sie weigert sich der eigenen wertenden Grundlagen bewußt zu werden und versucht<br />

aggressiv dieses Bewußtwerden im Umfeld zu verhindern. Es handelt sich wie im Fall von<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ungeachtet der nicht beachteten Grenzen von<br />

Naturwissenschaften innerhalb ihres eigenen Faches um Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn<br />

Vertreter von nicht naturwissenschaftliche Disziplinen behaupten, mit ihrem Arbeiten<br />

konventionellen naturwissenschaftlichen Kriterien zu genügen. (Vgl. Söllner 1996, S. 12 f.)<br />

247 Im Buch Exodus wird berichtet, daß das Volk Israel in Abwesenheit von Moses ekstatisch um das<br />

selbstgefertigte Goldene Kalb tanzt. (Altes Testament, Exodus Kapitel 32).<br />

»So nahmen denn alle Leute die goldenen Ringe, die sie an den Ohren trugen, von sich ab und<br />

brachten sie zu Aaron. Er nahm sie aus ihren Händen, sammelte (das Gold) in einem Beutel und<br />

goß dann daraus ein Kalb als Gußbild. Sie riefen: „Das ist dein Gott Israel, der dich aus Ägypten<br />

geführt hat.“ Aaron vernahm es und baute vor dem Kalb einen Altar. Er ließ laut ausrufen:<br />

„Morgen soll ein Fest sein für den Herrn!“ In der Frühe des nächsten Morgens opferten sie<br />

Brandopfer und brachten Friedopfer dar. Dann setzten sich die Leute zum Essen und Trinken<br />

nieder und erhoben sich, um dem Vergnügen nachzugehen.« Gegenüber dem zurückgekehrten<br />

Moses äußerte Aaron »Möge doch meines Herrn Zorn nicht entbrennen! Du weißt ja, wie<br />

zügellos dieses Volk ist.« Das Ende ist grausam. Wer für den Gott Israels sei, erhält von Moses<br />

den Befehl. »Es töte ein jeder selbst, den Bruder, Freund und Nächsten. […] So fielen an jenem<br />

Tag vom Volk gegen 3000 Mann.« (Vgl. Altes Testament, Exodus Kapitel 32, Vers 3-6; 22; 27-<br />

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