25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

184<br />

Konfliktparteien und entsprechende Vernichtungsphantasien und -handlungen<br />

führen können. 508<br />

Krieg beinhaltet neben verzerrter Wahrnehmung immer auch alle Varianten<br />

bewußter und unbewußter Fehlinformation. Widersprüche können solche<br />

deutlich werden lassen. Die Wiedererweckung und Stärkung archaischer<br />

Muster wie dem des Sündenbocks in neuer Gestalt ist fast zwangsläufig,<br />

wenn solches in Konflikten geschieht, die kriegerische Gestalt angenommen<br />

haben 509 .<br />

Mit der Eskalation des Konkurrenzprinzips ins Extreme – in den globalen<br />

Wirtschaftskrieg – droht unter Berücksichtigung von Konfliktursachen,<br />

Konfliktmustern und Konfliktfolgen also insgesamt der Verlust von<br />

Vernunft und damit das zerstörerische Gegenteil von der in Organisationen<br />

allseits maskierend hochgehaltenen Rationalität. Damit sind die partizipativen<br />

Formen von Gesellschaft und ihre Errungenschaften der Achtung der<br />

Würde und Rechte des Einzelnen bedroht.<br />

Die Annahme, wirtschaftliches Handeln sei vernunftgeleitet und rational, ist<br />

im Fall lebendig werdender Konflikt- und Kriegsmuster daher mehr als nur<br />

realitätsfern. Nicht Freiheit des Marktes oder Freiheit der Menschen,<br />

sondern das zunehmende Eintreten von Menschenmassen in die psychische<br />

Gefangenschaft archaischer Angst-Aggressionsmuster bei steigendem<br />

Konformitätsdruck mit furchtbarem Zerstörungspotential ist die reale<br />

Gefahr, die im Zusammenhang kriegerischer Ideologien und Deutungsmuster<br />

organisatorischen Handelns im Raum steht und Geist und Seele zu<br />

entstellen droht.<br />

508 Zu Konflikten (Strukturen, Prozesse, Eskalation, Mechanismen, geistige Hintergründe und<br />

Methoden der Konfliktbehandlung) vgl. Glasl 1997. Zu den hier angedeuteten Veränderungen<br />

von geistigen und seelischen Faktoren und deren Auswirkungen auf menschliche Haltungen und<br />

Handlungen vgl. Glasl 1997, S. 34 ff. Zu Eskalationsmechanismen und Eskalationsstufen vgl.<br />

Glasl 1997, S. 183-288.<br />

Sievers interpretiert Projektionsprozesse in Organisationen so, daß Menschen gemeinsam<br />

versuchten Unverwundbarkeit zu erreichen und zugleich das Teuflische in andere zu projizieren.<br />

Sie riefen so das Teuflische zurück in die Realität und ließen Krieg und Zerstörung des<br />

Ökosystems real werden. (Vgl. Sievers 1993, S. 266 ff.) Es ist das Ringen darum, die<br />

Projektionen des eigenen Teuflischen in den anderen zu erkennen, anzunehmen und Projektionen<br />

so die destruktive Kraft zu nehmen. Erst diese innere Umwandlung ermöglicht es, im Äußeren<br />

Haltungen einzunehmen, die den heiligen Krieg dort belassen, wo er in anderer Form und<br />

Intention hingehört – in der eigenen Seele. Der Kampf im Äußeren gegen den Krieg ruft Gegner<br />

und Feinde auf den Plan – es geht um eine friedliche Haltung.<br />

Girard formuliert in «Das Heilige und die Gewalt», daß die Beziehungen der Menschen<br />

untereinander in Krisensituationen konflikthaft werden. Infolgedessen neigten Menschen zur<br />

mythenhaften Projektion der eigenen Holzschnittartigkeit und Unlebendigkeit auf das ganze<br />

Universum. Realität und Irrealität vermischten sich zu einer nur noch schwer zu entziffernden<br />

Gemengelage. Angesichts einer Kulturkrise fühlten sich Menschen in Scharen ohnmächtig und<br />

projizieren ihre Ohnmacht auf das Versagen einer Gesellschaft oder auf besonders verdächtig<br />

erscheinende Randgruppen. Girard nennt als prägende Verhaltensweisen und innere Haltungen in<br />

Verfolgungs- und Sündenbocksituationen Beleidigung, Mißtrauen, Rache sowie insgesamt<br />

neurotische Symptome. (Vgl. Girard 1988, S. 25 f., S. 34 f.)<br />

509 Vgl. Girard 1988, S. 25 f., S. 34 f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!