25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

iii<br />

Ist der Mensch Teil der Wirklichkeit?<br />

Gegeben sei zunächst eine Welt, in deren Wirklichkeit der Mensch nicht<br />

enthalten sei. Der Mensch stehe der Wirklichkeit gegenüber, ohne Teil derselben<br />

zu sein 1504 . Die logische Schlußfolgerung über den Charakter des<br />

Erkennens in dieser angenommenen Welt ist die, daß in dieser Welt eine<br />

vom Menschen unabhängige Wirklichkeit existiert und der Mensch sie nur<br />

zu erkennen braucht. Der Mensch ist in dieser Wirklichkeit nicht vorhanden,<br />

also kann er zu ihr keinen Kontakt bekommen. Eine Erkenntnis des Menschen<br />

von einer Wirklichkeit ohne Einschluß eines Kontaktes zu derselben<br />

ist ein Widerspruch – ohne Anteilnahme an der Wirklichkeit keine Erkenntnis.<br />

1505<br />

Das künstliche Ausklammern des Menschen aus der Welt zur<br />

Klärung erkenntnistheoretischer Problemstellungen hilft also nicht weiter.<br />

Eine Wirklichkeit ohne Menschen ist eine andere als eine solche mit<br />

Menschen und für den Menschen nicht existent. Der Mensch muß als<br />

Erkennender in der Wirklichkeit also mitbedacht werden, weil in der uns<br />

bekannten Welt Erkenntnis ohne den Menschen nicht möglich ist. 1506<br />

Es bleibt dann für die weitere Bearbeitung folgendes Tableau der zu<br />

betrachtenden Erkenntniswelten. Dabei gilt grundsätzlich, daß der Mensch<br />

Teil der Wirklichkeit ist:<br />

1504 Dieses ist die typische Auffassung, die von der Rolle des neutralen Beobachters in<br />

Erkenntnisprozessen ausgeht.<br />

1505 Hier zeigt sich in abgemilderter Form das Problem historischer Forschung. Der Kontakt zur<br />

historischen Wirklichkeit ist nur mittelbar, wenn er wie üblich auf erhaltene materielle Fragmente<br />

und Dokumente vergangener Epochen angewiesen ist. Es wird auf diese Art nicht direkt die<br />

Geschichte vergangener Epochen erforscht. Vielmehr wird unmittelbar nur das untersucht, was<br />

im Laufe weiterer historischer Epochen von der untersuchten Epoche in mehr oder minder stark<br />

umgebildeter Form materiell in der heutigen Wirklichkeit „zufällig“ noch vorhanden ist und auch<br />

aufgefunden wurde. Historische Forschung, die auf materiellen Zeugnissen beruht, interpretiert<br />

also eine heutige veränderte und nur in kleinen Resten sichtbare materielle Wirklichkeit zur<br />

historischen Wirklichkeit in der Vergangenheit um. Die Ursachen geschichtlicher<br />

Zusammenhänge sind so genausowenig zugänglich, wie weite Teile untergegangenen<br />

menschlichen und natürlichen Lebens.<br />

Rehork (1989) schreibt eine an Beispielen entwickelte leicht lesbare Archäologie der<br />

Archäologie: »Sie fanden, was sie kannten – Archäologie als Spiegel der Neuzeit.« Historiker<br />

werden wohl immer mit der Tatsache leben müssen, daß die Haltbarkeit und Auffindbarkeit<br />

historischer Artefakte nicht immer mit ihrer kulturellen Bedeutung übereinstimmt. Für<br />

weitergehende Betrachtungen dieses Problems vgl. z.B. Barfield 1991, S. 35, S. 60, S. 64, S. 133;<br />

Steiner 1987c, S. 56 ff.<br />

1506 Vgl. Barfield 1991.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!