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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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muß daher auch im erweiterten Sinne wahrnehmbar sein. 859 Über die<br />

Prinzipien der Kausalität und Funktionalität hinaus wirken Gegebenheiten,<br />

die sich in zeitgleichem und sinnvollem Zusammentreffen von Ereignissen<br />

und Entwicklungen und in sinnvoll in die Zukunft weisenden Entwicklungsrichtungen<br />

äußern. Die letztgenannten Qualitäten können in den Begriffen<br />

Synchronizität und Zweckhaftigkeit erfaßt werden. Der Begriff „Zweckhaftigkeit“<br />

(»Finalität«) meint dabei nicht ein feststehendes Endziel von<br />

Evolution, sondern sinnvolle Richtungen, Linien und Grenzen von Entwicklung.<br />

Neben der allgemeinen (statistisch erfaßbaren) Gesetzmäßigkeit<br />

bekommt daher die nicht gesetzmäßige Einzelbeobachtung und<br />

Einmaligkeit neuen Wert. 860<br />

859 Eason legt eine Sammlung intuitiver Wahrnehmungen vor, die die Existenz sogenannter<br />

außersinnlicher Wahrnehmungen belegt. (Vgl. Eason 1995.) Daß die Sammlung sich auf Mütter<br />

und ihren „siebten Sinn“ für ihre Kinder bezieht, ist vermutlich kein Zufall.<br />

Von Randow zieht – wie ich glaube mit Recht – gegen Leichtgläubigkeit in diesem Bereich zu<br />

Felde. Er übersieht dabei, daß die Wirksamkeit von „Rationalität“ und „Wissenschaftlichkeit“<br />

ebenfalls in vielfältiger Weise auf Leichtgläubigkeit fußt. Er schließt aus den »Gesetzen« der<br />

Wahrscheinlichkeit, daß alle Phänomene von »Vorahnungen« und »Intuitionen« sich statistisch<br />

»wegerklären« lassen. (Vgl. von Randow, 1993.) Er übersieht dabei, daß Wahrscheinlichkeiten<br />

nichts über die Ursachen von Phänomenen im Einzelfall aussagen. Von Randow verwechselt so<br />

die eigene Realität jedes Modells mit der modellierten Realität und macht damit den für unsere<br />

Zeit typischen Fehler.<br />

Die individuellen religiösen Durchbrüche, die bei einigen überragenden Physikern des 20. Jhdts.<br />

zu verzeichnen sind, sind symptomatisch dafür, daß es falsch ist zu glauben, die vollständige<br />

Realität könne naturwissenschaftlich erklärt und gesteuert werden. Nichtstoffliche Realitäten<br />

werden so ausgeblendet und wirken trotzdem in die sichtbare Welt hinein. Der so angedeuteten<br />

Illusion liegt eine Verwechslung von Modell und Realität zugrunde. Erfahrungen, die religiös<br />

genannt werden können, brauchen eigene Zugänge und Methoden, wie die Naturwissenschaft die<br />

ihrigen hat.<br />

Eine Kultur, in der Kontemplation und unmittelbarer Kontakt mit nicht-materiellen<br />

Realitätsanteilen – in unserem Sprachgebrauch „Außersinnliche Wahrnehmung“ (ASW) – Teil<br />

alltäglichen Lebens war, existierte bis in das 20. Jahrhundert hinein in Tibet. Der<br />

deutschstämmige Lama Anagarika Govinda schrieb über die mittlerweile vermutlich weitgehend<br />

beschädigte spirituelle Kultur des Tibetischen Volkes: »Die Tibeter wären höchst überrascht,<br />

wenn man diese Tatsachen anzweifeln würde, denn für sie sind diese Methoden Angelegenheiten<br />

praktischer Erfahrung, die nichts mit Glaubenssätzen oder Theorien zu tun haben. Ihnen würden<br />

die Versuche moderner Psychologen psychische Phänomene, wie außersinnliche Wahrnehmung<br />

(extra sensory perception) und dergleichen zu «beweisen», primitiv und lächerlich erscheinen, so,<br />

als ob man die Existenz des Lichtes, die allen, außer den völlig Blinden, offenbar ist, beweisen<br />

wollte. […] Die Umstände, unter denen diese modernen Experimente durchgeführt werden, sind<br />

selbst die größten Hindernisse für ihren Erfolg. […] Die skeptische experimentelle Einstellung,<br />

die mechanische Handhabung und statistische Methodik (die nur Quantitatives erfaßt, aber völlig<br />

am Qualitativen vorbeigeht) und endlich die nüchterne Umgebung, in der solche Experimente<br />

vorgenommen werden, blockieren geradezu die «Tore psychischer Wahrnehmung».« (Govinda<br />

2000, S. 117) An dieser Stelle gestatte ich mir drei ergänzende Bemerkungen, die in Verbindung<br />

mit den zitierten Ausführungen Govindas andeuten sollen, wie paradox menschliche Realität<br />

wird, wenn sie sich – bewußt oder unbewußt – in der Nähe existentieller Grenzen bewegt,<br />

wohlwissend, daß die Reife eines berufenen Lamas Qualitäten aufweisen muß, die mir fehlen.<br />

1. Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) ist strenggenommen nicht möglich. Der gängige Begriff<br />

ASW umfaßt also sinnliche Wahrnehmungen außerhalb der mit dem derzeitigen Stand der<br />

Technik physisch nachweisbaren Sinnesorgane.<br />

2. In einer entsprechenden Haltung angeschaut, können moderne menschengemachte Umwelten<br />

nicht mehr nur als nüchtern und blockierend, sondern auch als techniktrunken, kalt und in<br />

sinnvoller Weise Sinnlosigkeit suggerierend wahrgenommen werden. Dann wirken solche<br />

Umwelten nicht mehr zur Gänze blockierend auf die »Tore psychischer Wahrnehmung«. Daß<br />

diese Wahrnehmungen bei entsprechender eigener Haltung mehr mit (Er-)tragen als mit<br />

Hochgefühl korrespondieren können, steht auf demselben Blatt.<br />

860 Vgl. Fischer 2000, S. 143, 147, S. 152 f.

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