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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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hat, und werden in verschiedener Hinsicht gründlich überschätzt. 1369 Aktuell<br />

wird KI in erheblichem Umfang für standardisierte Verfahren der<br />

Kreditvergabe eingesetzt. Die zentrale Annahme dieser Verfahren ist<br />

ebenfalls rationales Entscheidungsverhalten auf der Basis quantifizierbarer<br />

Eigenschaften. Diese werden mit standardisierten vagen Algorithmen<br />

standardisierten Entscheidungslösungen zugeführt. 1370 Ob solche<br />

Entwicklungen vernünftig und wirtschaftlich effizient sind, darf nicht nur<br />

wegen der Überlegungen von Oswald Wiener bezweifelt werden, die ich im<br />

folgenden skizziere. Daß die maschinelle Entscheidung für die Biographie<br />

von Menschen und (kleinen…) Organisationen möglicherweise wesentliche<br />

Vergabe von Geldern eine Verletzung der Menschenwürde ist, steht für<br />

mich außer Frage. Was ist frei an einem System, das Entscheidungen und<br />

Verantwortungen für häufig existentielle Entscheidungen standardisiert?<br />

Unter dem Deckmantel einer Ideologie, die die Freiheit des Einzelnen als<br />

zweithöchsten Fetisch (nach dem Geld) der Marktwirtschaft deklariert,<br />

werden Geschäfte mit individuellen Menschen vereinheitlicht und<br />

kollektiviert. Ist es Angst, persönlich für unternehmerisches Risiko und<br />

menschliche Beziehungen einzustehen, ist es Angst, noch einmal<br />

Risikokapital zu verschleudern, wie es in der „Internet-Hype“ der Börse<br />

wohl häufiger geschah (und folgt nach hysterischem Verschleudern nun<br />

ängstliches Horten? Beides sind Verhaltensmuster ohne nennenswerten<br />

Sinnbezug), ist es technisch kaschierter Allmachtswahn und Machtgehabe<br />

oder ist es Geiz oder ist es…? An Kreditentscheidungen ist gut zu lernen,<br />

daß nicht standardisierte Parameter die Kreditwürdigkeit (sachliche und<br />

finanzielle Bonität) bestimmen, sondern individuelle sachliche und<br />

menschliche Kriterien. Credit – credere. Glaubt man an „den“ Menschen<br />

oder an von verschwundenen Menschen gemachte Technik? Tilt – Blue<br />

Screen – Stop.<br />

Oswald Wiener ist einer der führenden Theoretiker und Philosophen der<br />

Künstlichen Intelligenz. In seinen Überlegungen findet der normativdogmatische-kollektivierende<br />

Charakter der Basismodelle von EDV und KI<br />

in Form von Klartext und verwirrend-paradoxen Wendungen Widerhall. Die<br />

1369 »Die Erwartungen an die “symbolische“ Künstliche Intelligenz wurden allerdings völlig<br />

überzogen. Viele der heutigen Expertensysteme stellen sich bei näherer Betrachtung als ziemlich<br />

naive wenn-dann Entscheidungsfolgen dar. Es wird immer deutlicher, daß es nicht reicht,<br />

menschliche Experten allein mit logischen Begriffen darzustellen. […] Die akademische KI-<br />

Szene hat auf diese ernüchternde Erkenntnis prompt reagiert und in atemberaubendem Tempo die<br />

Richtung gewechselt […] zu den neuen nicht mehr programmierten, sondern trainierten<br />

neuronalen Netzen. Zahlreiche universitäre Wendehälse nähren jetzt wieder die bekannten<br />

überzogenen Erwartungen potentieller Anwender. […] Der Grund ist offensichtlich: Im Rahmen<br />

von […] Großprojekten gibt es derzeit […] nur dann noch Geld, wenn der Begriff “lernfähig“<br />

auftaucht« (Massen 1995, S. 27)

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