25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

117<br />

scher Imperialismus, der dort am Werk ist. 335 »Dieses Eindringen der<br />

Marktideologie in Bereiche, die jenseits von Wirtschaft und […] Ökonomie<br />

liegen, hat zweifellos zerstörerische und demoralisierende Wirkungen auf<br />

die Gesellschaft« 336 . Bis hierhin stimme ich Soros in seinen Analysen zu,<br />

denn: Allein das „Gesetz“ der Preisfindung durch einen Ausgleich von<br />

Angebot und Nachfrage produziert Zerstörerisches für Ethik und ökonomische<br />

Prozesse, wenn man es bei der Preisfindung für jede Art von „Ware“<br />

befolgt und Machtasymmetrien bestehen. Dieses Preisfindungs-„Gesetz“<br />

wird zur Grundlage ruinöser Erpressungsprozesse, wenn man sich nicht<br />

dazu bequemt, es zu verletzen. Solche sind je härter, je mehr Angebot und<br />

Nachfrage auseinanderklaffen, z.B.: In der Lebensmittelproduktion kann<br />

daraus Qualitätsverfall und Naturausbeutung folgen, im Arbeits„markt“ ist<br />

die Konsequenz, daß neue Formen der Knechtschaft und der Sklaverei<br />

durchgesetzt werden können. So gesehen ist hohe Arbeitslosigkeit im<br />

Interesse von Organisationen, die Löhne und Gehälter minimieren wollen.<br />

Menschenrechte, die politisch zuerkannt werden, können so mit der<br />

Begründung wirtschaftlicher „Zwänge“ wieder aberkannt werden.<br />

In den Ausführungen von Soros fehlt jedoch eine Erklärung dafür, daß<br />

Spekulationsblasen weit älter sind, als das moderne Marktsystem. Dafür<br />

braucht man die Verbindung mit dem ca. 500 Jahre alten funktionalen<br />

Weltbild der „Modern(d)e(n)“.<br />

Anhänger eines rationalen Weltbildes würden Spekulationsblasen vermutlich<br />

als irrationale Entgleisungen von ansonsten rationalen Märkten (wieso<br />

können eigentlich Märkte als Abstraktum rational sein?) und rationalen<br />

Marktteilnehmern deuten. Damit läge ein kollektiver Rückfall in archaische<br />

und ansonsten überwundene Verhaltensmuster vor. Der Monotheismus<br />

Rationalität ist jedoch im Zusammenhang mit dem Monotheismus Geld und<br />

seinen Kultstätten – den Börsen – eine Maske, die eben von Zeit zu Zeit<br />

krachend aus dem Gesicht fällt und ganz andere Inhalte unverhüllt und<br />

destruktiv hervortreten läßt. 337 Zugleich ist mit Spekulationsblasen gezeigt,<br />

daß die gängigen mechanistischen Modelle der Wirtschaft, die die Grundideen<br />

Newtonscher Physik in die Ökonomie hineintragen, einseitig sind und<br />

zu kurz greifen. Damit ist eine sinnvolle Deutung in dem Sinne möglich,<br />

daß Spekulationsblasen ein Kind der Aufklärung und des mechanistischen<br />

334 Vgl. Fricke 1998, S. 10 ff.<br />

335 Vgl. Soros 1998, S. 4 ff.<br />

336 Soros 1998, S. 27.<br />

337 Eine vertiefte Deutungsmöglichkeit von Spekulationsblasen bietet Lietaer 2001, S. 111 ff. unter<br />

Rückgriff auf die Archetypenlehre C.G. Jungs sowie auf Elemente griechischer Mythologie.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!