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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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scheißenden (Goldesel!) Heldengestalten in Sport und Kommerz verkommen,<br />

als daß sie Träger besonderer Bedeutung sind.<br />

Albrecht Kieser deutet in seinen Ausführungen zu «Moden & Mythen des<br />

Organisierens» an, daß in Märchen und Mythen auch heute noch andere<br />

Qualitäten verborgen sind als die, zur Unterhaltung und Freizeitbeschäftigung<br />

– zum „Zeittotschlagen“ – zu dienen. 1409 Königreiche sind auch nicht<br />

mehr relevant in Zeiten der Demokratie, oder? Glasl et al. beschreiben<br />

jedoch, daß Mythen und Legenden über Gründerfiguren eine Organisation<br />

in der Pionierphase nachhaltig prägen. 1410 Goeudevert sieht einen Umstand,<br />

der zum verbreiteten Realitätsverlust von Managern erheblich beiträgt, in<br />

dem einschlägigen »höfischen Zeremoniell«, das unabhängig vom Alter von<br />

Organisationen weitverbreitet die Führungsfiguren umgibt. 1411 Die<br />

Berichterstattung in einschlägigen Presseerzeugnissen wimmelt von<br />

Kronprinzen und deren Fehlen, der Eroberung neuer Reiche (Marktanteile),<br />

strategischen Hochzeiten und weiteren märchenhaft monarchisch anmutenden<br />

Qualitäten.<br />

In Märchen und Mythen spiegeln sich in dramatischen Bildern die Realitätsanteile<br />

prozessual ab, die dem rationalen Bewußtsein weitgehend entzogen<br />

sind. Es ist die innere psychologische Natur des Märchens (und des<br />

Mythos), daß es von etwas erzählt, was mit täglichen Vorkommnissen »eng<br />

verwoben und daher von allgemeinem Interesse ist« – wird im «Handwörterbuch<br />

des deutschen Aberglaubens» beschrieben. 1412 In der Sprache von<br />

C.G. Jung formuliert, kann man Märchen und Mythen als Ausdruck<br />

archetypischer Motive sehen, die allgemeine Grundlagen des Menschseins<br />

(ab)bilden. Mit Hilfe von Mythen und Legenden können realitätsnahe<br />

„Modelle“ individueller und sozialer Dramen entwickelt werden, wenn es<br />

gelingt, die speziellen Qualitäten der Lebensnähe von Mythen, Legenden<br />

und Märchen in die eigene Wahrnehmung heutiger Realitäten umzuformen,<br />

ohne die alten Stoffe in ihrer Andersartigkeit zu vergewaltigen. Die<br />

Deutungen von Joseph Campbell können dabei hilfreich sein. Er sieht die<br />

erste Funktion von Mythen und Märchen darin, »das Wachbewußtsein mit<br />

dem mysterium tremendum et fascinans dieses Weltalls, so wie es ist zu<br />

versöhnen und die zweite eine bedeutende Gesamtschau dieses Weltalls, so<br />

wie es sich dem Bewußtsein der Zeit erschließt, zu erschließen. […] Eine<br />

1408 Govinda 2000, S. 104<br />

1409 Vgl. Kieser 1996, S. 21–39<br />

1410 Vgl. Glasl 1996, S. 107 f.<br />

1411 Vgl. Gouedevert 1997, S. 135.<br />

1412 Bächtold-Stäubli 1986 Bd. 5, Spalte 1599, Vgl. auch Bächtold-Stäubli 1986 Bd. 5, Spalte 1598<br />

ff.; Bächtold-Stäubli 1987 Bd. 6, Spalte 722 ff.

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