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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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ausschließlich nach Kriterien, die mit dem Shareholder Value konform sind.<br />

Weitere Kriterien wie Produktqualität, Service, Mitarbeiterführung und<br />

Umweltpolitik werden nicht erwähnt. Es wird beschrieben, daß Manager<br />

sich den Regeln der Finanzmärkte »ausliefern« müssen, um nicht in<br />

»Ungnade« zu fallen. 403 Die 2005 vom «manager magazin» diagnostizierte<br />

und mit einem neuen Ranking für Konzerne publizistisch verwertete neue<br />

»Mode« »Corporate Social Responsibility (CSR)« weitet zwar den Blick zu<br />

sozialer Verantwortung gegenüber »Stakeholdern«. 404 Jedoch ist die dem<br />

Ranking zugrundeliegende Datenbasis von höchst fragwürdiger Qualität<br />

und die Dominanz des Shareholder Values nicht durchbrochen, sondern<br />

vorerst mehr oder weniger überschminkt. Wir »„tun das, weil es gut ist fürs<br />

Geschäft.“ […] Gelänge das nicht, gibt CSR-Experte Habisch zu bedenken,<br />

dann hätten die Aktienbesitzer Anrecht darauf, den Sozialpartnerschaftsetat<br />

als Teil ihrer Dividende ausbezahlt zu bekommen.« 405<br />

Mitchell konstatiert für das Modell des Shareholder Value globale und<br />

kulturübergreifende Verbreitung. 406 Und der Konformitätsdruck nebst<br />

403 Vgl. Hetzer et al. in: manager magazin 2004, S. 115 ff.; Palan in: manager magazin 2001, S. 192<br />

ff.; manager magazin 11/2000, S. 234 ff.<br />

404 Vgl. Balzer 2005, S. 3.<br />

405 Vgl. Kröher 2005, S. 84.<br />

Die Kriterien für soziales Handeln sowohl auf Seiten von Organisationen als auch im Ranking<br />

sind für die Bewertung der Fragwürdigkeit der Datenbasis und der maskierenden Facetten des<br />

Modells CSR zu beachten.<br />

Mit den Kategorien Mitarbeiter, Gesellschaft, Umwelt, finanzielle Performance, interne und<br />

externe Transparenz werden für das CSR-Ranking Kriterien bewertet, die grundsätzlich sinnvoll<br />

sind. Dreierlei ist jedoch bezeichnend:<br />

1. Das Geschäftsmodell, die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens sind die<br />

wichtigste Basis von Austauschprozessen eines Unternehmens mit ihre Umwelt und daher in<br />

ihren sozialen Auswirkungen von höchster Bedeutung. Dieser Bereich sozialen Handelns fließt<br />

nicht in das Ranking ein. (Vgl. Kröher 2005, S. 85.) Soziales Handeln ist in diesem<br />

Verständnis von alltäglichen Prozessen in gewisser Weise abgespalten, da unternehmerisches<br />

Handeln als Ganzes nicht als sozial betrachtet wird, sondern nur durch den<br />

»Sozialpartnerschaftsetat« beachtet wird. Daraus folgt 2.<br />

2. Führend im Ranking sind mit BP und Anglo American »ausgerechnet zwei Unternehmen […],<br />

die mit ihrem Kerngeschäft natürliche Rohstoffe ausbeuten.« (Vgl. Kröher 2005, S. 85.) Diese<br />

Organisationen sind vermutlich auch deswegen sensibilisiert für soziale Belange im Sinne des<br />

Rankings, weil sie seit Jahrzehnten immer wieder weltweit wegen teilweise katastrophaler<br />

Folgen ihres geschäftlichen Handelns, mangelnder Sicherheitstechnik und problematischem<br />

Umgang mit Mitarbeitern sowie politischen Mandatsträgern und Bevölkerung in Staaten mit<br />

interessanten Rohstoffvorkommen in der Kritik standen und erhebliche Widerstände ausgelöst<br />

haben.<br />

3. Als Basis des Rankings dienen ausschließlich Veröffentlichungen der Unternehmen. (Vgl.<br />

Kröher 2005, S. 86.) Damit steht die Frage im Raum, ob das CSR-Ranking des «manager<br />

magazin» sich mehr an der realisierten sozialen Verantwortung, an der optimierten Fähigkeit,<br />

soziales Handeln zum Zwecke besserer Gewinne selektiv einzusetzen oder an der optimierten<br />

Fähigkeit, soziales Handeln in Publikationen zu verkaufen oder vorzutäuschen orientiert.<br />

Eine Ergänzung der Datenbasis durch einigermaßen unabhängig dokumentierte Folgen<br />

organisatorischen Handelns und durch das Bild der Organisation bei Stakeholdern wie<br />

Mitarbeitern, Kunden und öffentlicher Hand könnte zu einem ausgewogeneren Ergebnis des<br />

Rankings beitragen, wenn sozialer Druck die Ergebnisse nicht nennenswert beeinflußt.<br />

406 Vgl. Mitchell 2002, S. 17.

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