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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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9. Der Zusammenhang zwischen „rationaler“ und „zweckbezogener“<br />

Vermehrung unseres traditionell gewordenen Geldes einerseits und religiösen<br />

Prinzipien andererseits ist intensiv und weitgehend unbewußt.<br />

10. Organisationen produzieren Masken und Fassaden, um beliebige Phänomene<br />

als Resultate rationaler Prozesse erscheinen zu lassen. »Ebensogut<br />

können Organisationen Pannen und Unzulänglichkeiten, interne Zwiste<br />

und Kungeleien, Fehler und Vergehen vertuschen, verstecken und so<br />

das tatsächlich »tobende Leben« gänzlich unter der Decke einer<br />

inszenierten Normalform verschwinden lassen. Die Formalität der<br />

Organisationen stellt ein Programm zur Verfügung zur Transformation<br />

von lebendiger Komplexität in tote Simplizität […].« 99<br />

11. Der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Reinhard Selten<br />

formuliert im weitgehend unbeachteten Teil seiner Arbeit: »Oft versuchen<br />

Menschen ihr Verhalten aus Mangel an Einsicht in die eigenen<br />

Motive und Unzulänglichkeiten im nachhinein rational zu erklären.« 100<br />

12. Wolfgang Staehle qualifiziert das Prinzip Fremdorganisation als einen<br />

Mythos 101 im Bewußtsein vieler Gestalter von Organisationsprozessen.<br />

Das begründet er mit der Tatsache, daß nicht nur bewußt gestaltendes<br />

und strukturierendes Handeln von per Status zu diesem Handeln befugten<br />

Personen strukturformend ist. 102<br />

99<br />

Türk 1995, S. 201. Die Auslassung im Text entspricht nicht dem, was ich denke: »…von<br />

materieller Konkretheit zu symbolischer Abstraktheit«. Das Konkrete in Organisationen erschöpft<br />

sich nicht im Materiellen, Symbolisches ist geistig konkret und direkt und nur äußerlich abstrakt.<br />

Türk führt beispielhaft an, daß sich Geschäftsberichte von Unternehmen, Rechenschaftsberichte<br />

von Parteien und Verbänden und Forschungsberichte von Universitäten einer dem jeweiligen<br />

Umfeld angeglichenen Form von Rationalität bedienen. Diese werde von allen erwartet, obwohl<br />

man wissen müsse, daß es wie dargestellt gar nicht gewesen sein könne. Organisationen seien<br />

daher Orte, in denen in entsolidarisierender Form hinter Masken in unehrlicher Form falsche<br />

Spiele aufgeführt werden, die die eigentlichen Rollen und Intentionen von Personen<br />

verschwinden lasse. (Vgl. Türk 1995, S. 201.)<br />

100 Selten zitiert nach Heuser 1999, S. 47. Diese Haltung trug dem Nobelpreisträger für Ökonomie<br />

Reinhard Selten die Würdigung als Revolutionär ein. Selten erhielt den Nobelpreis für<br />

Wirtschaftswissenschaften 1994 für seine Weiterentwicklung der orthodoxen Spieltheorie<br />

zusammen mit John Forbes Nash jr. und John Harsanyi »Für ihre grundlegende Analyse des<br />

Gleichgewichts in nicht-kooperativer Spieltheorie«. Deren Basisannahmen will er nun selbst »zu<br />

Grabe« tragen. (Vgl. Heuser 1997, S. 113 f., wikipedia.org 2004a, S. 3.)<br />

101 Staehle verwendet dabei den Begriff des Mythos in einer negativen Belegung des Irrationalen<br />

und Unaufgeklärten. Der Begriff des Mythos umfaßt jedoch zuerst positiv Bedeutsames<br />

Tiefenschichten menschlicher und religiöser Wahrheiten, die mit einer solchen inhaltlichen<br />

Belegung unbewußt bleiben. Diese archetypischen Qualitäten von Mythen werden heute in<br />

ökonomischen Zusammenhängen eher selten sichtbar. Ausnahmen von dieser „Regel“ sind u.a.:<br />

1. Glasl beschreibt, daß Mythen und Legenden um die Gründerpersönlichkeit in<br />

Pionierorganisationen Zusammenhalt und Identifikation stiftendes Element sind (Vgl. Glasl<br />

et al. 1993, S. 46 ff.).<br />

2. Sievers greift wiederholt Mythen im Zusammenhang mit Organisationsentwicklung auf. Er<br />

deutet beispielsweise die Dramaturgie der Entwicklung einer Organisation anhand des Zeus-<br />

Athene-Mythos (Vgl. Sievers 1995).<br />

Jamme nimmt sich den Schwierigkeiten einer rational geprägten Kultur im Umgang mit Mythen<br />

unter dem Titel «»Gott an hat ein Gewand«: Grenzen und Perspektiven philosophischer<br />

Mythostheorien der Gegenwart» an. (Vgl. Jamme 1999)<br />

102 Staehle 1991, S. 528 f.

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