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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Ganzheitlichkeit verbunden als mit technomorphen Begriffen wie<br />

Kausalität, Additivität und Funktionalität. Kultur entfaltet sich sinnvoll und<br />

harmonisch – auch zur Disharmonie. 1097 Funktionale und zielgerichtete<br />

Gestaltung kann vordergründiger Teil von Kultur sein. Auf Funktionales<br />

konzentrierte Eingriffe in kulturelle Prozesse sind daher wohl mehr<br />

Maskierung und Blockierung von Wandlung und Entfaltung.<br />

Im sozialen Subsystem werden die Beziehungen zwischen Einzelmenschen<br />

und Gruppen und der Gesamtorganisation formell und informell geregelt<br />

und gelebt. Es braucht als Abbild der für alle Menschen gleichen Würde den<br />

Gleichheitsgrundsatz bei der Anwendung von kodifizierten und informellen<br />

Spielregeln und Normen des Miteinanders und beinhaltet die Qualitäten und<br />

Regeln politischen und sozialen Miteinanders. 1098 »Die Personen und<br />

Gruppen« verkehren im sozialen Subsystem »miteinander als Träger<br />

allgemeiner Rechte und Pflichten. Funktionsbeschreibungen und Organigramme<br />

sind Rechtsgebilde, weil sie festlegen, wie weit der Entscheidungsspielraum<br />

geht und wem welche Verantwortung zugerechnet wird. Diese<br />

1096 Vgl. Glasl et al. 1996, S. 105 ff.<br />

1097 Vgl. Morgan 1998, S. 35.<br />

Zürn gibt eine weitere Beschreibung von dem, was Unternehmenskultur ausmacht. »Ausgehend<br />

vom jeweiligen Beispiel der Unternehmensleitung, sei es nun gut oder schlecht, großzügig oder<br />

kleinkariert, förderlich oder hemmend, werden im Laufe der Entwicklung eines Unternehmens<br />

gewisse Grundhaltungen, Werteorientierungen und Prioritäten von den Mitarbeitern<br />

aufgenommen und nachvollzogen, verwirkt oder verwirklicht, aufgehalten oder weitergegeben.<br />

Die Summe oder Gesamtheit dieser grundlegenden Orientierung ist es, die als Geist und Stil des<br />

Hauses, als spezifische Firmenkultur, spürbar und bemerkbar werden kann – ob bewußt gemacht<br />

und gewollt oder mehr unbewußt erlebt und nachgemacht, ob als Firmenphilosophie auch<br />

expressis verbis formuliert, nieder- und vorgeschrieben, oder nur mehr oder weniger eindrücklich<br />

vorgelebt und nachempfunden, ob als Stil der Führung und Zusammenarbeit in der betrieblichen<br />

Leistungserbringung ausdrücklich gewollt und anempfohlen oder nur geduldet und<br />

nachvollzogen.« (Zürn 1987, S. 226 f.) Es geht dabei weniger um Zahlen, Daten und<br />

Rechenbares, als um Unmittelbares und Mittelbares geistig-kultureller Dimensionen. Vertrauen<br />

und Glaubwürdigkeit, Gelassenheit und Respekt, persönliche Bescheidenheit und die Bereitschaft<br />

zur Leistung für den Dienst an der Sache und für die Gemeinschaft sind die damit<br />

korrespondierenden positiven Qualitäten. (Vgl. Zürn 1987, S. 227.) Die im geistig-kulturellen<br />

Subsystem auftretenden Entwicklungen quantitativ angemessen zu erfassen, wird so als Kunst<br />

deutlich, die nicht völlig unmöglich ist, aber nur schwer zu erlernen ist. Es bedarf zuallererst<br />

eines ausgeprägten Wahrnehmungsvermögens, emotionaler Belastbarkeit und einer gesunden<br />

Mischung aus individueller Standfestigkeit und Toleranz der Prozeßbeteiligten, um die<br />

Indikatoren, die zu Zahlenwerten führen sollen, so gestalten zu können, daß Wichtiges erfaßt und<br />

zukünftige Entwicklung nicht behindert wird. Im Fall von erheblichen Konflikten in<br />

Organisationen kann der Schutz von Anonymität, der mit quantitativen Erhebungen am<br />

leichtesten glaubhaft zu erreichen ist, dazu führen, daß quantitative Erfassungen Prozeßqualitäten<br />

offenbar werden lassen, die ansonsten verborgen bleiben. In diesem Fall können mit der rechten<br />

persönlichen Haltung eingesetzte und behutsam dosierte quantitative Verfahren für den<br />

qualitativen Verlauf von geistig-kulturellen Prozessen von Vorteil sein.<br />

Vgl. vertiefend Peat 1999, Sheldrake et al. 1997 sowie Sheldrake 1999. Disharmonien jeder Art<br />

folgen ebenfalls inneren Gesetzen und „Harmonien“, wie man es an den Mechanismen der<br />

Konflikteskalation sehen kann. (Vgl. Glasl 1997, insbes. S. 191 ff. sowie 215 ff.)<br />

1098 Vgl. Glasl 1994, S. 121. Für das soziale Subsystem war ursprünglich der besser passenden<br />

Begriff »politisch-soziales Subsystem« eingeführt, der im Alltagsgebrauch und in der neuen<br />

Literatur durch den Begriff »soziales Subsystem« abgelöst worden ist. (Vgl. z.B. Glasl 1997, S.<br />

32; Glasl et al. 2005, S. 84; der Hintergrund der Begriffsveränderung wurde von Friedrich Glasl<br />

persönlich mitgeteilt, die Bewertung »besser passend« teile ich.

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