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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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579<br />

Es handelt sich so oder so um Verhalten in Konkurrenzsituationen, in<br />

denen ein Verhalten auftritt, das für Konflikte typisch ist, ohne ausschließlich<br />

an diese gebunden zu sein. Es handelt sich dabei um<br />

wesentliche Facetten des organisatorischen Lebens, die nicht planbar<br />

oder programmierbar sind. Formal angelegte Modellierungsversuche in<br />

dieser Hinsicht findet man unter dem Stichwort Spieltheorie, die im Fall<br />

von nicht-kooperativen Spielen gerade die Situationen abbildet, wenn<br />

aus Spiel die dunkle Seite von Ernst in eskalierenden Konflikten<br />

wird. 1379 Verzerrungen und Verdeckungen von positiven menschlichen<br />

und organisatorischen Qualitäten sowie von sachlichen Informationen<br />

sind in Konflikten unvermeidlich und stehen der Annahme der Rationalität<br />

diametral entgegen, die für die technische und die formale Basis<br />

aktueller Systeme von KI elementar ist. Die Modellierung von Konfliktszenarien<br />

in DV-technischen Lösungen kann daher keine realistischen<br />

Abbilder und Handlungsszenarien und keine Handlungsempfehlungen<br />

mit Heilungspotential für Konflikte liefern. Als Rollenspiel in eine<br />

simulierte Echtsituation umgesetzt, wirkt der konfrontative Teil der<br />

Spieltheorie nach meiner Erfahrung derart heikel auf Motivation und<br />

Verhalten der Beteiligten, daß mir derzeit keine konkrete Konstellation<br />

vorstellbar ist, in der ich sie versuchen würde. 1380<br />

1379 Vgl. z.B. Rapoport 1989, S. 174 ff.<br />

1380 Vor einiger Zeit war ich Teilnehmer einer von K.-K. Pullig geleiteten Konfliktsimulation, die von<br />

außergewöhnlich positiven Voraussetzungen hinsichtlich der Grundhaltung der Teilnehmer<br />

ausging. Pullig hat seine Methodik und Erfahrungen in verschiedenen Simulationen beschrieben<br />

und bewertet. (Vgl. Pullig 1998, S. 47 ff.) Diese unbedingt lesenswerten Beschreibungen und<br />

Deutungen werden hier jedoch nicht wiedergegeben, sondern das, was aus meiner Teilnahme an<br />

einer Simulation an Einsichten und Überlegungen resultierte.<br />

Die Teilnehmer sollten eine simulierte Konfliktsituation zwischen zwei Personengruppen lösen.<br />

Der gemeinsam formulierte Eindruck war, daß insgesamt eine positive Atmosphäre des<br />

Vertrauens und der Offenheit zwischen den Beteiligten vor der Simulation vorlag, was bei realen<br />

Konkurrenzsituationen und Konflikten nicht der Fall ist – daher meine Einschätzung der<br />

außergewöhnlich positiven Ausgangssituation. Es wurde das Spiel „Prisoners-Dilemma“ – ein<br />

spieltheoretischer Klassiker – zwischen zwei Gruppen in wiederholten Schritten gespielt. (Zu<br />

näheren Beschreibungen des Prisoners-Dilemma-Spiels vgl. Weise et al. 1991, S. 85 ff.; S. 340 f.;<br />

vgl. auch Pullig 1998, S. 47 ff.) Jede Gruppe hatte die gleiche Höhe ökonomischen Startkapitals,<br />

mit der sie in die Simulation ging. Wesentlich für diese Art der Simulierung von<br />

Konfliktsituationen sind die Konsequenzen des Verhaltens und der Lerneffekt, der mit den<br />

Konsequenzen einhergeht:<br />

1. Bei kooperativem Verhalten der beteiligten Gruppen verbessert sich die ökonomische Lage für<br />

beide Gruppen in jedem Schritt etwas.<br />

2. Der individuelle Gewinn je Gruppe wird erheblich höher als in 1., wenn man sich selbst<br />

egozentrisch-konfrontativ, die andere Gruppe sich jedoch kooperativ verhält. Egozentrisches<br />

Verhalten wird in diesem Fall mit einseitiger Gewinnsteigerung auf Kosten von Verlusten der<br />

kooperativen Gruppe belohnt.<br />

3. Verhalten sich beide Gruppen egozentrisch-konfrontativ, treten für beide Gruppen erhebliche<br />

ökonomische Verluste auf.<br />

Innerhalb kurzer Zeit stabilisierte und verstärkte sich egozentrisch-konfrontatives Verhalten und<br />

gegenseitiges Mißtrauen beider Gruppen. Man ging simuliert „gemeinsam in den Abgrund“. Die<br />

ökonomische Situation endete im Konkurs beider Gruppen und die dunklen Seiten des<br />

(Un-)Menschlichen der Beteiligten traten derart realistisch auf, daß in der Analyse nach der<br />

Simulation allgemeines Entsetzen darüber geäußert wurde, wie schnell man selbst und als Gruppe

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