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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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380<br />

und künstlerischer Quellen 973 . Er formuliert darüber hinaus zwei weitere<br />

wesentliche Qualitäten des Wirkens von Symbolen. »Im Rahmen einer<br />

traditionellen Mythologie werden die Symbole in gesellschaftlich festgeschriebenen<br />

Riten vorgeführt, und vom einzelnen wird erwartet, daß er<br />

durch sie die Erfahrungen bestimmter Erkenntnisse, Gefühle, Bindungen<br />

macht oder jedenfalls so tut, als hätte er sie gemacht. In der schöpferischen<br />

Mythologie […] kehrt sich das Verhältnis dagegen um: Hier hat der<br />

Einzelne eine Erfahrung – der Ordnung, des Grauens, der Schönheit […]<br />

und ist nun bestrebt, sie durch Zeichen mitzuteilen; und wenn sein Erlebnis<br />

eine gewisse Tiefe und Tragweite hatte, wird seine Mitteilung den Wert und<br />

die Kraft eines lebendigen Mythos haben – für diejenigen nämlich, die sie<br />

von selbst, ohne Zwang annehmen, sich davon betroffen fühlen, sich darin<br />

wiedererkennen.« 974<br />

Wenn kontemplativ-wahrnehmende Prozesse und Haltungen – z.B. durch<br />

Imagination – Realität werden, ändert sich zugleich das Menschen- und<br />

Weltbild. Es läßt sich nicht mehr auf das Dogma beschränken, daß Menschen,<br />

Organisationen, Artefakte und der Kosmos im Prinzip gleichgeartete<br />

physikalische Maschinen unterschiedlicher Komplexität sind. Die Verdrängung<br />

des Sinns und der Bedeutung von Existenz und Handlung findet so<br />

schrittweise ihr Ende.<br />

Bleibt die tradierte Trennung zwischen Materiell-Realem und dem nur<br />

scheinbar irrealen Rest (Träume, Transzendentes usw.) bestehen, droht nicht<br />

Rationalität und Vernunft, sondern anstelle von Gestaltwahrnehmung eine<br />

Verwurzelung und Nährung der Lebenswelt aus entwerteten und verunstalteten<br />

Mythen und Bildern. Das Fehlen von Imagination begründet jedoch<br />

nicht nur eine Verarmung und Störung der menschlichen Psyche. 975 Aus<br />

dieser psychischen Grundkonstitution erwachsen vielmehr einschlägige<br />

Alltagsschwierigkeiten und –katastrophen. So entsteht der alltägliche<br />

Wahn-Sinn der Sinnverdrängung, der mit viel Aufwand und Kraft unter dem<br />

Feigenblatt „Rationalität“ verborgen wird. Mit Verdrängungsprozessen<br />

dieser Art ist der „moderne“ Alltag durchsetzt. Realistische Deutungen und<br />

Bewertungen von Schwierigkeiten, die auf nicht-rationalen Verdrängungsprozessen<br />

beruhen, sind jedoch auf der Ebene der Rationalität wegen der<br />

unterdrückten Sinnebene naturgemäß kaum möglich. C.G. Jung zeigt in der<br />

Auseinandersetzung mit Mythen und ihrer Bildersprache, daß jedoch nicht<br />

nur das Fehlen bewußten Umgangs mit Bildhaftem, sondern auch vorschnell<br />

973 Vgl. Campbell 1996, S. 770 ff.<br />

974 Campbell 1996, S. 14<br />

975 Vgl. Eliade 1958, S. 23.

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