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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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führt. Dieser Weg kann ausgehend von Rationalität zu einem Zulassen von<br />

kontemplativ zugänglichen Realitäten unter bewußter Beibehaltung und<br />

Neuformung von Rationalität führen 124 .<br />

1. Die erste Stufe kann als das Zulassen und Aushalten innerlichen und<br />

äußeren Zerrissenseins beschrieben werden, das bei mir durch ein zunehmendes<br />

Mangelempfinden in der Beschränkung bewußten beruflichen<br />

Denkens auf Inhalte und Formen von Rationalität ausgelöst wurde.<br />

2. Die zweite Stufe hat den Charakter indirekten Berührtwerdens von<br />

Wahrnehmungen geistig-seelischer Qualitäten, die sich in Organisationen<br />

entwickeln. Die Intensität meines Erlebens reichte von subtilen<br />

Berührungen bis hin zu kaum auszuhaltendem Betroffensein sowohl in<br />

positiver Färbung als auch in schmerzhafter Ausprägung. 125 Auf dieser<br />

Stufe bildeten sich innere Bilder für Phänomene, die sich zunächst noch<br />

nicht in Gesamtbilder fügten. Das über das Rationale hinaus Beobachtete<br />

und Gedeutete drückte sich in Phänomenen wie Atmosphäre, Körperhaltung<br />

von Organisationsmitgliedern, in Gesichtsausdrücken, kollektiven<br />

und individuellen Verhaltensmustern und den bei mir wachgerufenen<br />

Emotionen und Bewertungen aller Färbungen aus. Solche Ausdrucksformen<br />

des Nicht-Rationalen bleiben auch über diese Stufe hinaus<br />

bedeutsam.<br />

3. Die dritte Stufe besteht in einem zunehmenden Zusammenwachsen von<br />

Einzelheiten zu einem klarer, weiter und tiefer werdenden Gesamtbild.<br />

Sie ist mit Ansätzen der Kontemplation zu elementaren Konzepten und<br />

Phänomenen organisatorischer Realität verbunden, die im Text dargestellt<br />

werden, wenn sie inhaltlich prägend sind. Solche Prozesse sind<br />

rational zu beginnen und rückzubinden, um eine angemessene Verwurzelung<br />

im alltäglichen Hier und Jetzt sicherzustellen.<br />

124 Diese Einschätzung ist darin begründet, daß ich in meiner Entwicklung Charakteristika des<br />

Wesens kontemplativer Prozesse wiederentdeckt habe, die in einschlägiger Literatur vielfach<br />

beschrieben werden.<br />

125 In einem von mir als „Externem“ durchlebten Beratungsprozeß wurde mir die nach wie vor<br />

mittelbare Wahrnehmbarkeit geistiger Qualitäten auf der emotionsnahen Ebene in ihren<br />

Spaltungen und negativen Seiten zum derart intensiven und schmerzhaften Erlebnis, daß es für<br />

mich in positiver Weise klärend gewirkt hat. Die Bemerkung »mit einem Messer im Rücken gehe<br />

ich noch lang nicht nach Haus« drückte kriegerischen Geist in einer Organisation mit<br />

demonstrativ vorgewendeter kollegialen und menschenachtenden Kultur aus. Ein alter Mann<br />

sprach in dieser anläßlich einer „halböffentlichen“ Feierstunde mit schneidender und kalter<br />

Schärfe in der Stimme und einem Abgleiten der Intonation in hysterischen Überschlag, von der<br />

Freiheit und Würde aller Mitarbeiter, zu der es keine Alternative gebe. Abweichungen werde er<br />

nicht dulden (gezischt-gepreßt...). Die Körpersprache dazu sprach Bände. In solchen Momenten<br />

kann man ausgehend von einer Vertiefung in innere und äußere Widersprüche geistige Qualitäten<br />

von Organisationen, den „Geist des Hauses“ wahrnehmen.<br />

Bei genauerer Betrachtung, ist das, was mit „Geist des Hauses“ üblicherweise verbunden ist,<br />

nicht allein geistige Qualität. Es handelt sich vielmehr um seelische Grundhaltungen und<br />

politisch-soziale Ausdrucksformen von Organisationen, in denen Geistiges mittelbar<br />

durchscheint.

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