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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Es kommt daher wohl nicht einmal darauf an, sich im Wortsinne als Christ<br />

zu begreifen. Vergegenwärtigt man sich darüber hinaus, daß es um die<br />

nachtodliche Existenz Christi geht, in der dieser weiterzuwirken verspricht,<br />

steht Christus stellvertretend für die Existenz nicht mit den Augen<br />

sichtbarer, geistig-transzendenter Wesenheiten und Realitäten. Diese<br />

Wesenheiten und Realitäten müssen mindestens so differenziert und<br />

vielschichtig sein, wie das sichtbare Leben auf Erden, ohne daß man von<br />

einer banalen Analogie ausgehen kann. Es ist schon aus logischen Gründen<br />

absurd zu glauben, alles, was in diesem Bereich existiert, sei Christus,<br />

christlich und gut. Eine solche Haltung stünde im Widerspruch zu allen mir<br />

„bekannten“ religiösen Systemen. Orthodox verengter Monotheismus läuft<br />

wohl Gefahr, diese Differenziertheit in gewisser Weise zuzudecken.<br />

Wenn man den Satz »Wenn zwei oder drei in meinem Namen…« verallgemeinernd<br />

auf alle Arten geistiger Qualitäten und Wesenheiten anwendet,<br />

gesellen sich bei jeder Art des Zusammenseins – das nennt man heute meist<br />

Organisation, Institution, Unternehmen oder aber auch Versammlung,<br />

Netzwerk oder Demonstration – diejenigen „Geister“ hinzu, die man durch<br />

sein Sein ruft. 1452 Friedrich Glasl schreibt in diesem Zusammenhang: »In<br />

der Spannung zwischen« den Notwendigkeiten, die sich in den<br />

Naturgesetzen Ausdruck verschaffen, »wie sie für die physische<br />

Wirklichkeit gelten, und der Möglichkeit der Freiheit sowie des Mißbrauchs<br />

lediglich in der Frage, wie sie genau funktionierte. Hieraus können wir nun entweder den Schluß<br />

ziehen, daß diese Annahme eine ausgeklügelte Selbsttäuschung war, die nicht erst mit Aristoteles<br />

begann, sondern ohne ersichtlichen Grund vom Anfang des menschlichen Denkens bis zum 15.<br />

oder 16. Jahrhundert nach Christus bestand. Oder wir können davon ausgehen, daß Partizipation<br />

tatsächlich existiert hat. Mir scheint die zweite Hypothese weit weniger unwahrscheinlich als die<br />

erste;...« (Barfield 1991, S. 96) Innerhalb der menschlichen Bewußtseinsevolution läßt sich<br />

Partizipation nach Barfield vom Beginn der Sprachentwicklung in verschiedenen Ausprägungen<br />

bis ins mittelalterliche Denken hinein mittelbar nachweisen. Sie war gekennzeichnet durch eine a<br />

priori einheitliche Welt voller geistig-materieller Phänomene, deren volle Wirklichkeit sich erst<br />

im Denken des Göttlichen Wortes – der »forma exemplaris«, dem »Urbild des Seienden« – durch<br />

den Menschen entfaltete. (Vgl. Barfield 1991, S. 83 ff.) Just beschreibt unter Bezugnahme auf<br />

C.G. Jung und andere Partizipation als archaische Identität von Subjekt und Objekt aller heute als<br />

primitiv bezeichneten Menschen. (Vgl. Just 1995, S. 179 ff.)<br />

1452 Wer eine Auseinandersetzung mit Bearbeitungen zu Realitäten von höheren Wesenheiten, die im<br />

Christentum Engel genannt werden, nicht scheut, der findet zunehmend auch neuere Literatur mit<br />

Niveau. Man findet Einschlägiges bei anthroposophischen Autoren, bei Theologen aber auch am<br />

Rande oder außerhalb dieser Kulturen und Subkulturen, wie im dialogischen Gemeinschaftswerk<br />

des Theologen und Thomas v. Aquin-Spezialisten Matthew Fox und des Biologen Rupert<br />

Sheldrake sowie von der Künstlerin und Kunstprofessorin Jutta Ströter-Bender. (Vgl. Fox et al.<br />

1996; Ströter-Bender 1988.) Friedrich Glasl hat in einem kurzen Kapitel in seinem Buch<br />

«Selbsthilfe in Konflikten» das Wirken der Hierarchien und ihrer Gegenmächte mit der<br />

Eskalation von Konflikten in Verbindung gebracht. (Vgl. Glasl 1998, S. 185 ff.) Die<br />

Differenziertheit transzendenter Realitäten hat darüber hinaus mit aller Vorsicht aus Laiensicht<br />

formuliert in östlichen Religionssystemen wie dem Buddhismus und seinen „Schulen“ in<br />

kunstvoller Blüte Eingang gefunden.<br />

An diesem Punkt angelangt, gilt etwas besonders, was nie falsch ist. Die Bezugnahme auf echte<br />

oder vermeintliche Autoritäten hat Grenzen, die nur bei eigener innerer Auseinandersetzung und<br />

Entwicklung durchlässig werden. Wiederkäuen verursacht nicht nur bei Kühen im Darm, sondern<br />

auch wenn es „geistig“ übertrieben wird, bei Menschen geistig-seelische Blähungen, gerade dann,<br />

wenn das zu verdauende Ausgangsprodukt hochwertig ist. Wohl bekomm´s…

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