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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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213<br />

neue Form von diktatorischer Planwirtschaft, in der die Planungsbehörde<br />

nicht mehr im Staat, sondern in wirtschaftlichen Großorganisationen<br />

angesiedelt ist. Planwirtschaft hat sich schon einmal als<br />

ineffizient erwiesen.<br />

2. Der „rational wirtschaftende Mensch“, der sein eigenes Konsumwohl<br />

optimiert bzw. Produktionsoptimum sucht, kann schon deswegen nicht<br />

rational handeln, weil ihm wesentliche Informationen bewußt und entmündigend<br />

vorenthalten bzw. verschleiert und verdreht vorgesetzt werden.<br />

Dieses geschieht unter dem Deckmantel von Nichtüberforderung<br />

von Konsumenten mit Informationen. 582<br />

Zu den in der Überschrift angedeuteten „externen Effekten“ kann man bei<br />

gründlicher Betrachtung vermutlich ein eigenes Buch schreiben. Sie treten<br />

immer dann auf, wenn Gewinne individualisiert und organisiert sowie<br />

Risiken und Schäden naturalisiert und vergemeinschaftet und so Verantwortung<br />

und Verursacherprinzip ausgehebelt werden. Aus pragmatischen<br />

Gründen beschränke ich mich auf ein illustrierendes, wissenschaftlich<br />

geprüftes und die Volkswirtschaft insgesamt belastendes Beispiel.<br />

Claudia Haimann schätzt 2002 in «Spektrum der Wissenschaft», daß ca. 8<br />

Mio. Deutsche an Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden. Innerhalb der<br />

vergangenen 10 Jahre habe sich die Betroffenenzahl weltweit verfünffacht.<br />

Mit wachsendem Wohlstand würde diese Erkrankung auch in Entwicklungsländern<br />

zum Problem. Infolge veränderter Lebensgewohnheiten träte<br />

der »Alterszucker« genannte Diabetes vom Typ II »zunehmend selbst bei<br />

Kindern auf«. 583 Eberhardt-Metzger konstatiert im gleichen Heft, Typ II<br />

habe in seiner Verbreitung »dramatisch zugenommen« - unter Fachleuten<br />

kursiere der Begriff von einer »Diabetes-Epidemie«. Haimann zitiert das<br />

britische Wissenschaftsmagazin «Nature» mit dem Fazit, daß die Veränderungen<br />

»nur das Symptom eines viel größeren und grundsätzlicheren<br />

Problems [sind] – dass Veränderungen der Umwelt und im Lebensstil sich<br />

582 »Eine Verschärfung der Lebensmittelkennzeichnungspflicht, […], hält jedoch mehr als ein Drittel<br />

der Experten für nie realisierbar, da diese Informationsfülle durch den Verbraucher nicht mehr<br />

bewertbar sei.« (Fraunhofer 1998, S. 71)<br />

Das Märchenbuch zum Thema hat H.U. Grimm verfaßt. «Die Suppe lügt» (Vgl. Grimm 1997.)<br />

Grimms Märchen (in der tradierten wie in der hier zitierten Version) enthalten viel mehr und<br />

tiefere Wahrheit, als manche Produktdeklaration.<br />

Ich erinnere mich gut daran, daß im deutschsprachigen Raum Listen kursierten, die<br />

Nahrungsmittelzusatzstoffe anhand der Klassifizierung in E-Nummern allgemeinverständlich<br />

erklärten und Hinweise auf Gesundheitsrisiken und Unverträglichkeiten gaben. Seit dieser Zeit<br />

wurde die Deklaration von Inhaltsstoffen nach meiner Beobachtung fast vollständig auf das<br />

Abdrucken von Fachbegriffen umgestellt. Die Konsumenten, mit denen ich in diesem<br />

Zusammenhang gesprochen habe, vermuteten ohne Ausnahme hinter dieser Umstellung eine<br />

vorsätzliche Erschwerung eigenverantwortlicher Auswahl von Nahrungsmitteln.<br />

583 Vgl. Haimann 2002, S. 61 f.

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