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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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vertiefter Umgang damit problematisch werden kann. »Fehlt die Zwischenwelt<br />

der mythischen Phantasie, so ist der Geist von Erstarrung im Doktrinarismus<br />

bedroht. Umgekehrt bedeutet aber die Berücksichtigung der<br />

mythischen Ansätze auch eine Gefahr für schwache und suggestible Geister,<br />

Ahnungen für Erkenntnisse zu halten und Phantasmata zu hypostasieren.« 976<br />

Schwache und suggestible Persönlichkeiten sind nicht nur im direkten<br />

Umgang mit Metaphern und Symbolen, sondern grundsätzlich in Gefahr,<br />

Ahnungen für Erkenntnisse zu halten und Phantasiegebilden aufzusitzen.<br />

Der Umgang mit technisch-wissenschaftlichen Bildern und Artefakten wie<br />

Computern birgt ebenfalls die Möglichkeit, Ahnungen für Erkenntnisse zu<br />

halten und so gründlich auf den „Holzweg“ zu geraten.<br />

An der Schwelle des Loslassens des „Nur-“Rationalen und „Nur-“Funktionalen<br />

steht das Zulassen und Aushalten eines schmerzhaften Empfindens<br />

von Leere, Sinnlosigkeit und Entfremdung – statt es wie auch immer<br />

konsumierend zu betäuben. Viktor Frankls Beschreibung verdeutlicht die<br />

Qualität dieses Zustandes: »Willen zum Sinn nennen wir einfach das, was<br />

da im Menschen frustriert wird, wann immer er dem Sinnlosigkeits- und<br />

Leeregefühl anheimfällt. […] Wenden wir uns nunmehr der Frage zu, was<br />

wir gegenüber der existentiellen Frustration, also der Frustration des<br />

Willens zum Sinn, […] unternehmen können. Nun, eigentlich läßt sich Sinn<br />

gar nicht geben, und am allerwenigsten kann der Therapeut [oder der<br />

Berater, oder der …] ihn geben. Sondern Sinn muß gefunden werden, und er<br />

kann jeweils nur von einem selbst gefunden werden. Sinn läßt sich also<br />

nicht verschreiben; aber was wir sehr wohl vermöchten, ist eine<br />

Beschreibung dessen, was da im Menschen vorgeht, wann immer er auf die<br />

Suche nach dem Sinn geht. Es stellte sich nämlich heraus, daß die<br />

Sinnfindung auf eine Gestaltwahrnehmung hinausläuft.« 977<br />

Befreiend und bewußtseinsfördernd wirkt vor diesem Hintergrund die durch<br />

Imagination eröffnete Möglichkeit, sich über die beschränkte Reichweite<br />

menschengemachter Konzepte konkret klar zu werden und diese, wenn sie<br />

nicht mehr stimmig erscheinen, zu ergänzen, umzuformen oder zu<br />

wechseln. Man kann so auf der Ebene des Bildhaften im deutlich<br />

erweiterten Sinn wiederum bildhaft formuliert „Herr seiner Brillenwahl“<br />

werden. Die diesbezügliche Stellung des typisch einseitig<br />

976 Jung 1993, S. 573; vgl. auch Jung 1976, S. 49.<br />

977 Frankl 1972, S. 84 f. Die zweite psychotherapeutische Richtung, die das Entwickeln von<br />

Gestaltwahrnehmung ins Zentrum des Handelns stellt, ist die Gestalttherapie, die auf den<br />

Psychiater und Psychoanalytiker Friedrich Salomon Perls zurückgeht. Eine zusammenfassende<br />

Darstellung zur Gestalttherapie liefert Lemke 1999, S. 255 ff.

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