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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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242<br />

6.2.3.4 Zusammenfassende Schlußfolgerungen zur Subjektivität von<br />

Ratingskalen<br />

Die Subjektivitäten und Grenzen rationaler Analyse sind typisch für alle<br />

Arten von Datenerhebungen mit Hilfe von Ratingskalen. Ebenso typisch ist<br />

die Nichtbeachtung bzw. die Unterschätzung dieser Probleme. 644<br />

Es gilt daher auch bei behutsam-seriöser Anwendung von Ratingskalen, daß<br />

von einer gesicherten Validität und/oder Reliabilität von Ratingskalen sowie<br />

von einer Objektivierung von Erkenntnis im üblichen Sinn durch deren<br />

Verwendung nicht ausgegangen werden kann. Weiterhin zeigt sich, daß<br />

Phänomene wie Image, Arbeitszufriedenheit und Intelligenz nicht meßbar<br />

sind. Ratingskalen sind in organisatorischen Zusammenhängen daher<br />

prinzipiell keine Meßinstrumente in der Nähe herkömmlichen wissenschaftlichen<br />

Sprachgebrauchs.<br />

Die gängige Praxis im Umgang mit Ratingskalen steht im Widerspruch zu<br />

meinen Überlegungen. Bei den mir bekannten quantitativen Bearbeitungen<br />

von Fragestellungen mit psychologischem Bezug scheint es Konsens zu<br />

sein, daß verbale Äußerungen von beliebigen Personen bei gleichem<br />

Wortinhalt unterschiedliche Botschaften enthalten können und von dem<br />

Empfänger der Botschaften unterschiedlich verstanden werden können.<br />

Dieser Konsens steht im Einklang mit Resultaten orthodoxer Hirnforschung.<br />

Ich teile diese Auffassung. Wenn man diesen subjektivierenden Aspekt<br />

menschlicher Kommunikation auf das Ratingskalenproblem überträgt, ist es<br />

nicht nachvollziehbar, wie man bei empirischen Befragungen anhand von<br />

Ratingskalen mit verbalisierten Inhalten von einer prinzipiellen Objektivierung<br />

der untersuchten Inhalte durch Ratingskalen ausgehen kann. Der<br />

Widerspruch ist gleichermaßen offensichtlich wie kraß und so darstellbar:<br />

Alles von Menschen in Worten Ausgedrückte ist subjektiv und vage, es sei<br />

denn, dieselben Menschen lesen und bewerten die mittels Ratingskalen in<br />

Worte gefaßten Aussagen, die durch Befrager gestellt werden, die sich<br />

644 Die erhebliche Begrenztheit des Instrumentes „Ratingskala“ war für mich – ungeachtet der<br />

Tatsache, daß sie in angewandten empirischen Arbeiten selten genannt oder gar problematisiert<br />

wird – in allen quantitativen empirischen Arbeiten, die ich entweder selbst durchgeführt habe<br />

oder die mir durch Beratung/Betreuung oder durch Literaturstudium bekannt sind, in<br />

schwerwiegender Form sichtbar.<br />

Es gibt Anwendungsfälle wie Arbeitszufriedenheits- und Image„messungen“, in denen anerkannt<br />

wird, subjektive Einschätzungen statistisch zu verarbeiten. Die Interpretation und die abgeleiteten<br />

Handlungen erfolgen aber auch dann zumeist in der Weise, als ob Objektivität durch die<br />

Anwendung formaler Verfahren reinigend erreicht worden sei. Man verhält sich nach meiner<br />

Erfahrung tatsächlich so, als seien formale Verfahren ein Verfahren der Katharsis und<br />

Transformation, welches Subjektivität ihrer Subjektivität entkleidet und einen objektiven Kern<br />

zurückläßt. Diese Haltung verfälscht die immer vorhandene Subjektivität in eine<br />

Scheinobjektivität.

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