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I. Herz.

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6 Einleitung.<br />

hols immer bei demselben Individuum dieselbe sein wird: sonst hätten<br />

wir es ja nicht mit physiologischen Gesetzen zu thun. A.ber die regulatorischen,<br />

ausgleichenden Fähigkeiten des Organismus sind allmählich<br />

geweckt und geübt worden, und sie bewirken nun, dass jene<br />

Dosis Alkohol nicht mehr ein Gift für denselben ist. Freilich gelingt<br />

dies nur innerhalb gewisser Grenzen, über die hinaus das Gift, wie<br />

Jedermann weiss, sich von Neuem als solches geltend macht und ein<br />

Krankheitserreger wird. Dies Beispiel, so trivial es Ihnen erscheinen<br />

mag, kann uns trotzdem zum Ausgangspunkt für die schärfere Umschreibung<br />

dessen dienen, was wir Krankheit nennen. Wir reden von<br />

einer solchen da, wo, gegenüber einer oder mehrerer Lebensbedingungen,<br />

die regulatorischen Einrichtungen nicht mehr<br />

ausreichen, den Ablauf der verschiedenen Lebensprocesse<br />

ohne Störung zu effectuiren. Nun sind zwar diese reflectorischen<br />

Einrichtungen selbstredend bei allen Menschen vorhanden und funetioniren<br />

bei allen in gleicher Art — jedoch keineswegs mit derselben<br />

Energie, derselben quantitativen Leistungsfähigkeit. Hieraus begreift<br />

sich ohne Weiteres, dass einer und derselben äusseren Bedingung das<br />

eine Individuum sich besser zu aecommodiren vermag, als das andere;<br />

oder mit anderen Worten, dass ein Mensch auf Ursachen erkrankt,<br />

welche einem andern Nichts anhaben. Es ist eben die Krankheit eine<br />

Abweichung vom normalen Lebensprocesse, erzeugt durch eine Wechselwirkung<br />

äusserer Bedingungen und der inneren, allgemein gesagt, regulatorischen<br />

Fähigkeiten des Organismus. Aus der Intensität des Einflusses<br />

jener, resp. aus dem Grad ihrer Fremdartigkeit und Ungewöhnlichkeit<br />

auf der einen, und dem Leistungsvermögen dieser auf der<br />

anderen Seite resultirt das Maass der Abweichung vom normalen<br />

Lebensprocess, d. h. die Schwere und Dauer der Krankheit. Welch'<br />

enorme Verschiedenheiten in dieser Hinsicht unter den Krankheiten<br />

vorkommen, brauche ich Ihnen ja nicht erst zu sagen, denn jeder von<br />

Ihnen weiss zur Genüge, dass sehr kurzdauernde und sehr langwierige<br />

Krankheiten existiren und alle möglichen Uebergänge dazwischen, und<br />

nicht minder allbekannt ist es, dass es alle erdenklichen Intensitätsgrade<br />

von Krankheiten giebt, von ganz geringfügigen, die wir wohl<br />

auch nur als Unpässlichkeit, Unwohlsein bezeichnen, bis zu solchen,<br />

•welche das Leben in seiner Existenz gefährden.<br />

Die hier entwickelte Auffassung vom Wesen der Krankheit ist<br />

eine ganz moderne und erst im Laufe dieses Jahrhunderts zur Anerkennung<br />

gelangt. Sollte Sie das bei diesen anscheinend so einfachen

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