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I. Herz.

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412 Pathologie der Circulation.<br />

derartige Anämie, bei der der arterielle Druck und damit die Stromgeschwindigkeit<br />

des Blutes und die Pulsfrequenz zunächst ganz unverändert<br />

bleiben, ist trotzdem durchaus kein gleichgültiges Ereigniss,<br />

ja sie würde zweifellos in kurzer Frist sehr bedeutende Nachtheile<br />

herbeiführen, wenn nicht der Blutverlust durch eine entsprechende<br />

Regeneration des Blutes ausgeglichen würde.<br />

Dass eine solche Regeneration wirklich erfolgt, und dass ein<br />

selbst beträchtlicher Blutverlust in längstens 3—4 Wochen wiederersetzt<br />

zu werden pflegt, ist eine durch die Erfahrung von Jahrhunderten<br />

tausendfältig festgestellte Thatsache. Aber so wenig dieselbe auch<br />

angezweifelt werden kann, so kennen wir doch keineswegs den Modus<br />

dieser Regeneration und die Vorgänge, durch welche dieselbe eingeleitet<br />

wird. Der Wiederersatz des Wassers und der Salze wird<br />

freilich sehr rasch aus der Nahrung bewerkstelligt werden können,<br />

und wenn Verdauungs- und Resorptionsapparate normal functioniren,<br />

dürften auch nur wenige Tage vergehen, bis der Eiweissgehalt des<br />

Blutserum wieder der normale ist. Dann ist also das Gesammtvolumen<br />

des Blutes das ursprüngliche, aber es ist ein an Blutkörperchen<br />

verarmtes, aus der Oligämie ist eine Oligocythämie geworden.<br />

Die Verringerung betrifft allerdings hauptsächlich die Zahl der rothen<br />

Körperchen; denn farblose gehen einerseits, wie ich schon früher betont<br />

habe, bei jeder Blutung auch relativ weniger als rothe verloren,<br />

andererseits ist in der dem Blute zuströmenden Lymphe eine so nachhaltige<br />

Quelle farbloser Körperchen gegeben, dass ein bedeutender<br />

Mangel an denselben nach einer Hämorrhagie überhaupt nicht eintritt<br />

und jedenfalls sehr rasch vorübergeht. Vielmehr entwickelt sich nach<br />

jedem einigermassen ansehnlichen Blutverlust ein Zustand relativer<br />

Leucocythämie, der erst allmählich dem normalen gegenseitigen<br />

Mengenverhältniss zwischen rothen und farblosen Blutkörperchen Platz<br />

macht. Dass aber heisst nichts Anderes, als dass der Wiederersatz<br />

der verlorenen rothen Blutkörperchen weit langsamer erfolgt, als<br />

der der farblosen, ein Umstand, der es z. Th. erklärt, dass die<br />

Details dieser Neubildung rother Blutzellen bislang nicht aufgehellt<br />

sind, der aber diese Lücke in unseren Kenntnissen darum nicht weniger<br />

empfindlich macht. Der Schleier, welcher die Lebensgeschichte der<br />

geformten Elemente des Blutes umhüllt, ist ja leider bis heutigen<br />

Tages nur an einigen Stellen ein Wenig gelüftet, und Physiologie und<br />

Pathologie beklagen es gleich lebhaft, dass wir in dieser Beziehung<br />

noch so vielfach im Finstern tappen. An Vermuthungen fehlt es

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