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I. Herz.

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10 Einleitung.<br />

sind und sein können als Lebensbedingungen, oder anders ausgedrückt,<br />

dass sie ausserhalb des Organismus selbst liegen. Es sind eben<br />

andere als die gewöhnlichen Lebensbedingungen, und während der<br />

Organismus auf diese mittelst des normalen Lebensprocesses reagirt,<br />

so auf die veränderten mittelst des pathologischen, d. h. mittelst der<br />

Krankheit. Sobald die Abweichung von den gewöhnlichen Lebensbedingungen<br />

gross genug ist, um überhaupt eine bemerkbare Störung<br />

der regelmässigen Lebensprocesse zu bewirken, und andererseits nicht<br />

so gross, dass die Vernichtung des Lebens, der völlige Tod, ihre Folge<br />

ist, so entsteht eine Krankheit. Demnach werden Sie nicht bloss für<br />

alle acuten Krankheiten die Ursachen ausserhalb des Organismus<br />

suchen müssen — ich erinnere Sie z. B. an die traumatischen und<br />

die Infectionskrankheiten —, sondern ebenso für alle chronischen und<br />

auch für alle diejenigen, die erst selbst wieder die abgeleitete Wirkung<br />

von im Körper vorhandenen krankhaften Einrichtungen sind. Wenn<br />

ein Mensch mit einem Klappenfehler eine Hirnembolie oder Hautwassersucht<br />

oder Albuminurie bekommt, so sind diese Erkrankungen<br />

freilich die Folge des im Organismus befindlichen <strong>Herz</strong>fehlers, aber<br />

dieser selbst ist erst das Produkt einer früheren, vielleicht sehr frühen<br />

Erkrankung, die ihrerseits in letzter Instanz auf eine, wennschon in<br />

vielen Fällen unbekannte, doch jedenfalls ausserhalb des Organismus<br />

belegene Ursache bezogen werden muss. Wenn Sie dies festhalten, so<br />

wird das ausserordentliche Interesse der Krankheitsätiologie Ihnen sofort<br />

einleuchten. Ein volles Verständniss der Krankheiten ist selbstverständlich<br />

undenkbar ohne Kenntniss ihrer Ursachen, ebenso wie die<br />

wichtigste Aufgabe der Hygiene, die Verhütung der Krankheiten,<br />

erst im Anschluss und auf Grundlage einer sicheren und rationellen<br />

Aetiologie erfüllt werden kann. Aber so bedeutsam dieser Theil der<br />

allgemeinen Pathologie auch sein mag, so viel fehlt daran, dass derselbe<br />

ein wirklich wissenschaftliches Gewand trägt. An sich liegt ja<br />

auf der Hand, dass die Aetiologie einen schier unbegrenzten Umfang<br />

hat, und in die allerheterogensten Disciplinen übergreifen muss. Kosmische<br />

Physik, Meteorologie und Geologie nicht minder als die Socialwissenschaften,<br />

Chemie so gut wie Botanik und Zoologie, mit ihnen<br />

allen tritt die Aetiologie in Beziehung, aus ihnen entnimmt sie ihren<br />

thatsächlichen Inhalt. Es kann ja auch gar keinem Zweifel unterliegen,<br />

dass mit der immer wachsenden Complication der Lebensbedingungen,<br />

unter denen der Mensch lebt, auch die Zahl der Krank­<br />

heiten immer zugenommen hat, so dass die specielle Pathologie nicht

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