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I. Herz.

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Einleitung. 13<br />

gefolgt sind. Fern sei es von mir zu leugnen, dass wir manchen<br />

grossen und gewichtigen Fortschritt in der Pathologie diesen mannig­<br />

fachen Systemen verdanken; aber als solche haben sie. welchen<br />

Namen auch immer sie führen mögen, doch nur historisches Interesse.<br />

Vielmehr kennt die allgemeine Pathologie keinen anderen Gang und<br />

keine andere Eintheilung, als die Physiologie, und gerade wie diese<br />

werden wir nacheinander die Pathologie der Circulation, der<br />

Verdauung, Athmung, Gewebsernährung etc. behandeln.<br />

Aber nicht bloss der Gang, sondern vor Allem die Methode der<br />

Untersuchung ist in der pathologischen Physiologie dieselbe wie in<br />

der normalen. Welches das wesentlichste Hülfsmittel der Physiologie<br />

ist, dasjenige, wodurch sie erst zu einer erklärenden Naturwissenschaft<br />

im Sinne der Chemie und Physik geworden ist, wissen Sie: es ist<br />

das Experiment, und zwar soweit nicht die rein physikalischen und<br />

chemischen Versuche ausreichen, das ex presse physiologische Ex­<br />

periment. Durch das Experiment werden bekanntlich die einzelnen<br />

möglichen Faktoren auf ihre Leistungen geprüft, und es werden die<br />

Bedingungen variirt, unter denen ein Organ arbeitet, um so über die<br />

Bedeutung der einzelnen Faktoren Aufschluss zu erhalten. Der Pa­<br />

thologie kommen nun in erster Reihe die Ergebnisse des physiolo­<br />

gischen Versuchs zu Statten; dann aber handhaben wir das patho­<br />

logische Experiment, das zuerst in England von John Hunter<br />

und in Frankreich von Magen die geübt worden, indess erst durch<br />

die Arbeiten von Traube und Virchow in den vierziger Jahren<br />

dieses Jahrhunderts zu dem Range unseres wichtigsten, grundlegenden<br />

Hülfsmittels erhoben worden ist, den es gegenwärtig einnimmt. Ein<br />

Umstand macht begreiflicher Weise das Experiment in der Pathologie<br />

noch zu einem viel dringenderen Bedürfniss, als es in der Physiologie ist,<br />

der nämlich, dass wir für unser Beobachtungsmaterial in weit höherem<br />

Maasse vom Zufall abhängig sind, als die Physiologie. Normale Men­<br />

schen und Thiere giebt es immer und überall, Krankheiten, die man<br />

untersuchen will, dagegen keineswegs. Diese Abhängigkeit von der<br />

Zufälligkeit des Materials macht sich schon sehr intensiv geltend bei<br />

der Erforschung der anatomischen Seite der Krankheitsprocesse. Für<br />

die Anatomie der normalen Lunge ist jeder beliebige Leichnam, so­<br />

fern die Lungen nur gesund gewesen, gleichwerthig; anders bei der<br />

entzündeten. Da ist es sehr verschieden, ob das Individuum am ersten<br />

oder am dritten oder erst am achten Tage gestorben ist; denn die<br />

Lungenentzündung ist ein fortschreitender Process, die anatomische

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