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I. Herz.

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12 Einleitung.<br />

sich die morphologische (resp. chemische) Beschaffenheit der einzelnen<br />

Organe.unter krankhaften Verhältnissen gestaltet, so lehrt die pathologische<br />

Physiologie, wie die Funktionen der betreffenden<br />

Organe unter krankhaften Verhältnissen vor sich gehen,<br />

d. h. also nachdem Bedingungen auf den Menschen eingewirkt haben,<br />

die sich so erheblich von den gewöhnlichen unterscheiden, dass der<br />

normale Lebensprocess dadurch gestört ist, Sobald Sie dies im Auge<br />

haben, so erkennen Sie sogleich, dass wir in der allgemeinen Pathologie<br />

nicht auskommen mit dem Inhalt der normalen Physiologie. Es<br />

ist allerdings durchaus richtig, dass die Gesetze der Physiologie auch<br />

für den erkrankten Organismus ihre volle Gültigkeit haben; aber da<br />

die Physiologie nur die Vorgänge des gesunden Lebens, d. h. des<br />

Lebens unter gewöhnlichen Bedingungen erklärt, so verhilft sie uns<br />

noch nicht ohne Weiteres zur Einsicht in die Vorgänge, die im Organismus<br />

bei wesentlich veränderten Bedingungen ablaufen. Nirgends<br />

giebt uns die Physiologie darüber Aufschluss, was geschieht, wenn<br />

ausser den gewöhnlichen Nahrungsmitteln noch eine ganz fremde<br />

Substanz, z. B. Phosphor, vom Körper aufgenommen wird. Von der<br />

Physiologie erhalten wir die detaillirtesten Nachweise über den normalen<br />

Kreislauf, d. h. den Kreislauf bei gesundem <strong>Herz</strong>en, Gefässen<br />

und Blut; aber wie sich die Circulation gestaltet, wenn die Klappen,<br />

in Folge früherer Erkrankungen, nicht schliessen, oder wenn die Gefässwandungen<br />

verändert sind, oder wenn das Blut irgendwo geronnen<br />

ist — darüber erfahren wir von der Physiologie Nichts. Darum ist<br />

es ein Irrthum, zu glauben, man könnte einfach durch Uebertragung<br />

der Lehrsätze der normalen Physiologie an das Krankenbett eine<br />

pathologische Physiologie construiren, vielmehr sind es ganz sclbstständige<br />

Aufgaben, die unserer Disciplin gestellt sind, auch hier gilt<br />

es, selber Hand anzulegen und durch eigenes Bemühen die Räthsel<br />

der verwickelten Krankheitserscheinungen zu lösen.<br />

Freilich ist die Physiologie die beste und zuverlässigste Führerin<br />

auf unserem Wege. Und zwar sowohl im Detail, insofern als<br />

wir überall und an jeder Stelle von ihr ausgehen und keine Erklärung<br />

aeeeptiren, die mit ihren Lehren im Widerspruch steht, als auch<br />

ganz besonders in unserem Gange. Ebenso wie die moderne Physiologie<br />

längst mit allen spekulativen Systemen gebrochen hat und eine<br />

erklärende Naturwissenschaft nach Art der Physik und Chemie geworden<br />

ist, so weisen auch wir in der Pathologie alle die Systeme<br />

von uns, die im Laufe der Jahrhunderte in grosser Zahl aufeinander

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