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I. Herz.

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Plethora und Anämie. 411<br />

brauchen kaum eine halbe Minute zu warten, so wird der Puls unter<br />

Ihrem Finger wieder kräftiger, die Quecksilbersäule des Manometer<br />

geht in die Höhe, und sehr bald ist der Carotidendruck wieder auf<br />

dem vorigen Stand. Ja, Sie können dem ersten Aderlass in kurzer<br />

Zeit einen neuen, auch noch recht beträchtlichen, von z. B. noch<br />

% pCt. des Körpergewichts folgen lassen, Sie werden genau in der<br />

vorigen Weise den Arteriendruck absinken und rasch wieder steigen<br />

sehen; selbst den Verlust von mehr als ein Viertel der gesamm­<br />

ten Blutmenge überstehen manche Hunde, und ebenso Kaninchen<br />

oder Katzen, ohne eine bleibende Erniedrigung ihres arteri­<br />

ellen Drucks. Dass diese Herstellung auf die ursprüngliche Höhe<br />

nicht durch eine Wiederfüllung der entleerten Gefässhöhle in dieser<br />

kurzen, nur nach Stunden zählenden Zeit bewirkt wird, versteht sich<br />

von selbst; es ist die Adaption der Arterien an die geringere Blut­<br />

menge und vor Allem das vasomotorische Nervensystem, dessen<br />

Eingreifen die Regulation herbeiführt. Anämie ist ein Erregungsmittel<br />

für das Centrum der Vasomotoren, und zwar ein um so stärkeres, je<br />

hochgradiger sie ist und je rascher sie eintritt. Sobald deshalb in<br />

Folge einer Hämorrhagie die Arterien der Medulla oblongata eine<br />

abnorm geringe Menge Blutes zuführen, wird überall im Körper­<br />

arteriensystem, soweit die Herrschaft des vasomotorischen Centrum<br />

reicht, die Gefässmuskulatur zu stärkerer Contraction erregt, und<br />

damit die Druckerniedrigung beseitigt. Auch die Stromgeschwindigkeit<br />

ist hinfort völlig unverändert, und die Frequenz der <strong>Herz</strong>contractionen<br />

dieselbe, wie früher. Ist sonach eine directe Störung der normalen<br />

Circulation durch diesen Regulationsmechanismus verhindert, so kann<br />

derselbe freilich nicht alle Nachtheile hintanhalten, welche die Ver­<br />

ringerung der ßlutmenge für den Organismus mit sich bringen muss.<br />

Denn die Blutmasse, welche das Gefässsystem unter normalen Ver­<br />

hältnissen beherbergt, ist ja so knapp bemessen, dass nur dadurch<br />

für die einzelnen Apparate der kräftige und reichliche Blutstrom,<br />

dessen sie für ihre Arbeit bedürfen, gewonnen werden kann, dass<br />

gleichzeitig zu anderen Organen der Blutzufluss auf ein gewisses Minimum<br />

reducirt wird. Wenn nun nach einem Blutverlust von der angegebe­<br />

nen Grösse das Gesammtquantum des Blutes auf fünf Sechstel oder<br />

gar drei Viertel des Normalen verringert ist, wo soll dann das Blut<br />

für die arbeitenden Organe hergenommen werden, ohne es den übrigen<br />

in einem Grade zu entziehen, dass dadurch ihre Integrität und phy­<br />

siologische Beschaffenheit wesentlich bedroht ist? Sie sehen, auch eine

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